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Jakob Kolding

19.01.2024 - 24.02.2024

Galerie Martin Janda, Raum aktueller Kunst, Wien / Österreich

Ausgehend von Koldings langjährigem Interesse an Architektur und gebauten Räumen als umstrittene Orte von Vermächtnissen, Idealen, der Geschichte, Macht, Politik und Nutzung behandelt die Ausstellung eine Reihe von Architekten und Bauwerken des 20. Jahrhunderts, die einen Bezug zu Wien oder Österreich haben.

Mit cut and paste, seinen bevorzugten Werkzeugen des Ausschneidens und Einfügens, greift Kolding Gebäude und Archivmaterialien wieder auf, schichtet und dekonstruiert sie, um die Vielschichtigkeiten verschiedener Lesarten zu zeigen....

Zu Beginn seiner Recherchen zur Ausstellung fragte Kolding mit Google: “are there any Neutra buildings in Austria?”, auf den ikonischen, modernistischen Architekten Richard Neutra bezugnehmend. Darauf wurde ihm die Alternative “did you mean: are there any neutral buildings in Austria?” vorgeschlagen. Diese komisch-düstere Wendung der ursprünglichen Frage umschifft ironisch die kontinuierliche Infragestellung jeglicher Idee von Neutralität in Architektur und urbanem Raum in Koldings Praxis und bildet als solche die Grundlage für die Ausstellung.

In einer Reihe von Arbeiten, die nach dem Google-Vorschlag betitelt sind, bestehen die Collagen aus je nur zwei Elementen – eines aus einem Gebäude von Richard Neutra und eines aus einem Gebäude von Roland Rainer. Da sowohl Neutra als auch Rainer in der Tradition der Moderne arbeiteten, können die Collagen auf den ersten Blick wie ein einziger, einheitlicher Raum wirken – ein Raum, der von einem Architekten geschaffen wurde. Dieser Effekt wird durch die Entfernung aller kontextuellen Elemente noch verstärkt, so dass die collagierten Räume für sich allein existieren, in einer „Neutralität“ des Nichts schwebend.

Die verführerische Leichtigkeit von Koldings Ausschnitten offenbart eine Auslöschung, die für die Werke und die Ausstellung zentral ist. Die pulsierende, unterschwellige Spannung, welche die Collagen durchzieht, rührt von dem her, was weggelassen oder verdrängt wurde, von dem, was nicht da ist – von dem, was im Schatten liegt.

In der Arbeit Castles in the Air bezieht sich Kolding auf die berühmten Architekturmodelle von Konrad Wachsmann – an sich utopische Träume einer nicht-hierarchischen, offen nutzbaren und theoretisch sich ewig verbindenden Gebäudestruktur. Die in sich verschachtelte, collagierte Struktur wird durch einen Fotocredit verankert, der zum Originalbild der Modelle gehört, die Wachsmann für die US-Luftwaffe schuf. Kolding erinnert uns auf eloquente Weise an die Realität, die Funktion und die Finanzierung, die den Gebäuden und Architekturprojekten zugrunde liegen.

Der Einfluss von Wachsmann zeigt sich in der Praxis von Hans Hollein und insbesondere in seinen non physical environments, die einen Schritt weiter gehen, indem sie sich völlig von dem lösen, was wir als Bauumgebung betrachten. Kolding bezieht sich auf zwei Projekte von Hollein in Werken, die – im Geiste von Hollein selbst, aber auch von Zeitgenossen wie Haus-Rucker-Co und Missing Link – zwischen dem Nicht-Physischen, dem Gegenkulturellen und Konsumprodukten balancieren, welche nach wie vor unseren häuslichen und urbanen Kontext dominieren. Ein Alltagsleben, das zwischen Science-Fiction und Möbelfirmen existiert.

Koldings Interesse an der Nutzung von Architektur und umkämpften ideologischen und alltäglichen Räumen ist in der gesamten Ausstellung präsent. Shadow Architectures greift wohlbekannte Geschichten und Mythen der nahen Zukunft auf.


[Quelle: https://www.martinjanda.at/, 08.02.2024]

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