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Julie Ault/ Martin Beck. Installation

Einladung: Julie Ault/ Martin Beck. Installation. 2006

22.09.2006 - 12.11.2006

Vereinigung Bildender KünstlerInnen, Wiener Secession, Wien / Österreich

Die mit Installation betitelte Ausstellung von Julie Ault und Martin Beck wirft den Blick auf die unterschiedlichen Aspekte ihrer künstlerischen Praktiken, zu denen sowohl individuell als auch gemeinsam durchgeführte Arbeiten zählen. KünstlerIn, DesignerIn, KuratorIn, AutorIn, HistorikerIn und HerausgeberIn verweisen auf die primären kulturellen Handlungsfelder und Produktionsmethoden, die in der Ausstellung artikuliert werden. Installation thematisiert in erster Linie Fragen von Autorschaft und Möglichkeiten künstlerischen Handelns und setzt diese Aspekte, die herkömmlicherweise über unterschiedliche Felder rezipiert werden, in einem kohärenten Raum in Bezug.... Die Ausstellung arrangiert individuell und/oder kollaborativ entwickelte Displays, thematische Felder und Arbeiten zu einer künstlerischen Installation, die speziell für den Hauptraum der Secession konzipiert ist.
Als Klammer dient der Ausstellung das in Felix Gonzalez-Torres Fotoserie „Untitled“ (Natural History) (1990) eingeschriebene Vokabular – Patriot, Historiker, Rancher, Wissenschaftler, Soldat, Menschenfreund, Autor, Naturschützer, Gelehrter, Entdecker und Staatsmann. Die entsprechenden Fotografien werden auf den permanenten Wänden des Hauptraums präsentiert. Die Verwendung dieses Werks verweist auf die kuratorische Dimension von Aults und Becks Arbeit, während dieses zugleich auch die Spielarten kultureller Partizipation symbolisiert. Zudem bezieht sich dessen Einbeziehung in die Ausstellung auf das gerade erschienene, von Ault herausgegebene Buch Felix Gonzalez-Torres (2006).
StrucTube ist Becks Rekonstruktion eines modularen Ausstellungssystems, das ursprünglich 1948 von George Nelson entwickelt wurde. Dieses System ist ein früher Vorläufer vieler transportabler Ausstellungssysteme aus den 1950er und 1960er Jahren, als man meinte, mit einem Ausstellungsapparat die emanzipatorische Utopie der Ausstellung als Kommunikationsformat umsetzen zu können. Becks Rekonstruktion wird sowohl als Einzelarbeit präsentiert, als auch als funktionales Ausstellungssystem von Ault und Beck für ihre Installation als solches bespielt.
Die übergroße Wandarbeit Information ist eine visuelle Aufarbeitung der Entwicklung der systemischen Maßstäbe dafür, ab wann – seit 1964 – in den Vereinigten Staaten jemand offiziell als „arm“ gilt und wie diese Maßstäbe Regierungspolitik widerspiegeln. Sie ist mit der grafischen Darstellung der auseinander gehenden Einkommensschere zwischen den Reichen und dem Rest der amerikanischen Bevölkerung in den vergangenen 25 Jahren verbunden. Diese Gemeinschaftsarbeit von Ault und Beck ist eine Analyse sozialer und ökonomischer Sachverhalte in künstlerischer Form. In der Secession ist Information als freistehende Wand präsentiert.
Corita Kent (1918–1986) war eine Druckgrafikerin, Aktivistin und Kunstlehrerin, die für ihre eigenwillige spirituelle Pop Art und ihre anschauliche Verhandlung jener Grenzen bekannt war, die festlegen, wie eine katholische Nonne in den 1960er Jahren auszusehen hätte, sein und was sie tun sollte. Die nachhaltigsten Medien, die Corita verwendete, sind Serigrafien, doch zusätzlich organisierte sie auch große temporäre Ausstellungen und inszenierte Events. Julie Ault beschäftigt sich schon seit längerem mit Coritas Arbeit, als Ausstellungskuratorin, und als Autorin des Buches Come Alive! The Spirited Art of Sister Corita (2006). Mit einem Hauptaugenmerk auf die ephemeren Kontexte, in denen Corita handelte, hat Ault für die Secession eine Diapräsentation zusammengestellt, die jenes Milieu in den 1960er Jahren behandelt, in dem Corita und ihre StudentInnen Happenings und temporäre Ausstellungen schufen. In Installation ist eine Doppelprojektion zu sehen, die im Zusammenhang mit einer speziell für diese Ausstellung grafisch gestalteten Plattform steht.
Rumor (June 14, 1969) von Martin Beck besteht aus drei gerahmten Fotografien und drei Bibliografien. Die Bilder zeigen ein Fassadendetail von Paul Rudolphs Art and Architecture Building an der Yale University in New Haven. Die Bibliografien dokumentieren deren wechselhaft kritische Rezeption des Gebäudes über die vergangenen vier Jahrzehnte. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1964 galt das Gebäude unmittelbar als modernistisches Meisterwerk, doch stellte es sich in der Nutzung als schwierig heraus. Es wurde zu einem Symbol für die Krise des modernen Funktionalismus und dessen Beziehung zu autoritären Strukturen. Am 14. Juni 1969 brach im Gebäude ein Feuer aus, das – so das nie offiziell bestätigte Gerücht – im Zuge einer StudentInnendemonstration absichtlich gelegt worden sei.
Ein in die Rückwand von Information eingebautes Zweikanalvideo von Ault und Beck übernimmt die Rolle der Publikumsorientierung. Das Video behandelt bestimmte Prinzipien der Ausstellung als Medium und Form sowie Methoden der Ausstellungsgestaltung. Es verwendet historische Diskurse und gegenwärtiges Bildmaterial und wurde zusammen mit dem als Rahmen fungierenden Setting eigens für diese Ausstellung hergestellt.

Melanie Ohnemus

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