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Gegenwartskunst vom Balkan aus der Sammlung Essl

01.07.2005 - 26.08.2005

Essl Museum, Klosterneuburg / Österreich
Rakouské kulturní fórum Praha, Praha / Ceská Republika

Die Bewegung in der gegenwärtigen Weltkunst – sagen wir in ihrem westlichen Teil, der sich für ihren Vorherrscher, ihren Charakter bestimmend, hält – spielt sich nicht nur in einer Diskussion über innere Schwierigkeiten ab, sondern mehr und mehr werden Territorien außerhalb dieses dominanten Rahmens untersucht. Nach und nach wurde die Kunst der dritten Welt, Chinas, der ehemaligen Sowjetunion und der früheren sozialistischen Länder nach dem Zerfall des Ostblocks entdeckt. Neuerdings gesellen sich Betrachtungen weiterer, geografisch und politisch eigenständiger, an der Peripherie des Weltkunstgeschehens liegender Gebiete dazu.... Eine der letzten Entdeckungen dieser Art ist der Balkan, präsentiert auf großen Ausstellungen in der Neuen Galerie in Graz (2002), im Museum Friderician in Kassel (2003) und in der Sammlung Essl in Klosterneuburg (2004), an denen bedeutende Kuratoren wie Harald Szeemann, Peter Weibel und René Block arbeiteten. Die Ausstellungen haben gezeigt, dass der Balkan ein außergewöhnliches und profiliertes Selbstbild der Länder des ehemaligen Ostblocks ist, die nach wie vor als der schlechtere Teil der westlichen Peripherie, in ethnischen Konflikten, wiedererweckten Nationalismen und niederer Kultur hin- und hergeschüttelt, wahrgenommen werden, die es auszugrenzen gilt. Andererseits können wir anhand des Balkans unsere eigenen Erfahrungen mit kommunistischen Regimes ablesen, die unserem Leben eine so andersartige Perspektive und Form gegeben haben, unsere Kultur kodiert haben.

Die Ausstellung im Österreichischen Kulturforum bemüht sich in der kleinen Auswahl, die der Ausstellungssaal erlaubt, an diesen bisher wenig bekannten, aber bedeutungsvollen Teilbereich der europäischen Kultur zu erinnern. Die Mehrzahl der von der Gesellschaft des ehemaligen Ostens „ruinierten“ Künstler beschäftigt sich intensiv und kritisch mit den eigenen Identitätsproblemen, Zwangsexil, Kulturrassismus und mit der Zugehörigkeit zur grauen Peripherie. Sie bemühen sich dabei um eine eigene Geschichte ihrer Kunstavantgarde, der es bisher nicht gelang, in die kanonisierte Geschichtsschreibung des Westens zu gelangen. Ein symbolisches Beispiel –stellvertretend für alle – ist eine Fotografie des aus dem Kosovo stammenden Künstlers Sokol Beqir sowie die Installation des aus Sarajevo kommenden Künstlers Braco Dimitrijevic. Beqirs Familie signalisiert bei Kriegsende, nach der Heimkehr mit albanischen Fahnen, den nicht gerade schmeichelhaften Gruß /Fuck you!/. Braco Dimitrijevic stellt in seiner typischen Installation „Edges of History“/„Am Rande der Geschichte“ bedeutende Persönlichkeiten vor, die zu ihrer Lebenszeit unterschätzt und unerkannt blieben. Wir können diese als Metapher des Schicksals der ganzen Peripherie verstehen, als Metapher des Schicksals der „Bürger von Sarajevo“.

Alle ausgestellten Werke wurden aus einer der bedeutungsvollsten Sammlungen der modernen und gegenwärtigen Kunst, der Sammlung Essl in Klosterneuburg bei Wien geliehen. Deren Eigentümer und Gründer, Karlheinz Essl und seine Frau, öffneten ihre Sammlung ab 1999 einem breiten Publikum in einem neuen, von Heinz Tesar, einem der führenden österreichischen Architekten, gebauten Ausstellungsgebäude in Klosterneuburg. Die Qualität der Sammlung und der begleitenden Aktivitäten, große Profil-Ausstellungen eingeschlossen, kann erfolgreich mit großen Museumsinstitutionen konkurrieren. Ausgewählte Werke der Kunst des Balkans sind Akquisitionen aus der großen, im Jahre 2004 in der Sammlung Essl in Klosterneuburg gezeigten Ausstellung „Blut und Honig“. Die Ausstellung im Österreichischen Kulturforum schließt gleichzeitig an eine Ausstellung von Arbeiten von Studenten der Akademie bildender Künste in Prag an, die am 23. Mai im Gebäude Moderne Galerie AVU eröffnet wurde. Je zehn Studenten von fünf Akademien und Kunsthochschulen in Prag, Bratislava, Budapest, Ljubljana und Zagreb wurden von einer internationalen Jury für den „Essl Award“ nominiert, der heuer zum ersten mal von der Sammlung Essl zur Förderung junger Künstlertalente erteilt wurde. Die Ausstellung der Preisträger wird im November 2005 im Gebäude der Sammlung Essl in Klosterneuburg eröffnet.

Ausgestellte Künstler: SOKOL BEQIRI, Kosovo, UROŠ DJURIC, Serbien, BRACO DIMITRIJEVIC, Bosnien Herzegowina, TEODOR GRAUR, Rumänien, GULSUN KARAMUSTAFA, Türkei, ERZEN SHKOLOLLI, Kosovo, GENTIAN SHKURTI, Albanien

Kurator: Dr. Jirí Ševcík

(Pressetext: Jirí Ševcík)

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last modified at 02.08.2006


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