CAMERA AUSTRIA. Land - Landschaft

16.12.2004 - 28.02.2005

Camera Austria, Graz / Österreich (organisation)
Rakouské kulturní fórum Praha, Praha / Ceská Republika

Das Land als kulturelle Größe ist ein Konstrukt der Moderne, das seit seiner Erfindung im späten 18. Jahrhundert einem stetigen Wandel an Zuschreibungen obliegt. Bilden Land und Natur zunächst eine Bühne, auf der der moderne Mensch das Spiel seiner Sehnsüchte und Ängste verfolgen kann, gerät das Land im Verlauf des 19. Jahrhunderts zusehends in eine Position, die in einem Widerspruch zur kulturellen Entwicklung und Erneuerung steht. Das Land wird mehr und mehr innerhalb eines Konstrukts "Heimat" ideologisiert, verliert seine Rolle als Träger seelische Ängste und des Un-heimlichen und steht als "das Andere" nun außerhalb der Moderne und ihrer kulturellen Produktion.... Spätestens in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg verändert sich das Verhältnis zwischen Land und Stadt noch weiter. In den USA zum Beispiel wurde die Vorstadt ideologisches Bindeglied zwischen Stadt und Land, während in Europa das Land zu einer Fläche wurde, auf der man den Krieg und in Deutschland und Österreich die Naziherrschaft gleich mit ausblenden konnte. (Vgl: Martin Prinzhorn, Ideologiekritik, in: CAMERA AUSTRIA, Nr. 77/2002, S. 29 – 40, hier: S. 29/30.)



Die Begriffe "Land" und "Landschaft" führen uns also in ein komplexes Feld unterschiedlichster Projektionen. Auch ihre Repräsentationen in der zeitgenössischen Kunst verweisen auf das gebrochene und keineswegs zu vereinheitlichende Verhältnis zum "Land" – seine Geschichte und ihre Zuschreibungen wirken auch in den neueren Arbeiten nach. Für die Ausstellung von CAMERA AUSTRIA im österreichischen Kulturforum Prag versuchen wir, den unterschiedlichen Ansätzen und Zugängen zeitgenössischer (Foto-)Künstlerinnen nachzugehen und die Widersprüchlichkeiten, die in der Auseinandersetzung mit diesem Thema liegen, herauszuarbeiten.



Die Bilder, die wir für die Ausstellung ausgewählt haben, sind alle innerhalb der letzten vier Jahre – also ab 2000 – in CAMERA AUSTRIA bereits publiziert worden. Welche unterschiedlichen Zugänge zum Land die KünstlerInnen haben und welche verschiedene inhaltlichen Ebenen und ideologischen Zuschreibungen in ihren Arbeiten angesprochen und thematisiert werden, wird in der Zusammenschau deutlich.

KuratorInnen: Christine Frisinghelli / Maren Lübbke, Jirí Ševcík
(Pressetext: Jirí Ševcík)