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Hellmut Bruch. Große Kreisform

Informationsfolder: Hellmut Bruch. Große Kreisform. 2004

2004 - 2004

Galerie Renate Bender, München / Deutschland
Öffentlicher Raum Erfurt, Erfurt / Deutschland

Vor dem Neubau der Klinik St. Johann Nepomuk im Südosten von Erfurt schuf Hellmut Bruch einen Kreis aus Edelstahl mit einem Durchmesser von 14 Metern. Der Rohrdurchmesser beträgt 27 cm, der Umfang 44 Meter. Für Bruch gehört der Kreis zu den elementarsten Formen der Kunst. Der Kreis ist ohne Anfang und Ende. Er präsentiert das Unendliche unmittelbar, nicht nur als Sinnbild oder auf diskursive Weise. Seine Momumentalität beruhrt auf seiner Einfachheit. Er ist nicht die Reduktion von etwas anderem, er konstituiert sich aus der Leere, die er umschließt.... In seiner Körperlosigkeit ist er nahe am Immateriellen; er grenzt ans Unsichtbare und bildet kein entschiedenes Gegenüber. Der Blick geht durch ihn hindurch. Nur in der Frontalität ist er in seiner ganzen Wucht und Ausdehnung erfassbar.
Zwei Aspekte sind in diesem Zusammenhang von besonderer Brisanz. Sein Aussehen ist von der Stellung des Betrachters abhängig. Die Kreisform verändert sich von der Seite zum Oval, im extremsten Fall zu einer Vertikalen. Diese Instabilität des Aussehens lässt sich nur relativieren, wenn man die Grundform mitdenkt. Zu sehen sind bei entsprechendem Abstand und Blickwinkel nur vorgestellte Formen. Es gibt kein Vorder- und Rückseite. Aus der Nahsicht entzieht er sich in seiner Gesamtheit und öffnet sich dem Umraum. Zumindest als Möglichkeit manifestiert sich hier die Veränderung der visuellen Wirklichkeit, ähnlich wie bei der Perspektive im allgemeinen, durch die Voraussetzungen unseres Sehens. Der Kreis enthält als Objekt der Wahrnehmung alle anderen Formen, die sich aus den verschiedenen Standpunkten des Betrachters ergeben. Die potentielle Pluralität seiner Erscheinung gehört zur künstlerischen Substanz der Plastik. Eine zusätzliche Bedeutung gewinnt bei der Berechnung des Kreises die Differenz zwischen Faktizität und Mathematik. Durch die Zahl 3,14 ohne Periodizität bleibt ein unauflösbares Rest. Im Gegensatz zu seiner Erscheinung schließt sich der Kreis mathematisch nicht. In der Zusammenschau mit der Erscheinungsform des Kreises zeigt sich die künstlerische Relevanz dieser Paradoxie.
Unabhängig davon aber ist es das Werk von Hellmut Bruch, die Kreisform aus Edelstahl, einem lichtreflektierenden Material, die den Aufstellungsort durch ihre Aura überhöht. Ihre Präsenz umfasst alle Vorstellungen vom Unendlichen, des Offenen und der Transparenz und zugleich des Elementaren und Vollkommen.
Heinz Gappmayr
(Quelle: Folder)

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last modified at 31.01.2007


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