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Erich Gruber. SHOW

Plakat: Erich Gruber. SHOW. 2008

06.11.2008 - 28.11.2008

Galerien der Stadt Salzburg, Ausstellungspavillon/Vogelhaus/Mirabellgarten, Salzburg / Österreich

Es gibt intime Kunstübungen, angesichts deren man am besten nicht plaudert und dem Zeremonienmeister - auch das können Künstler sein - still über die Schulter schaut. Und selbst dieser Akt der Beobachtung kann störend sein. Man schaut niemandem beim Beten zu oder beim Gegenteil davon. Auseinandersetzungen in dieser privatimen Zone haben etwas Ausschließendes, vielleicht sogar Verbotenes, das, wie jeder weiß, immer eine besondere Anziehungskraft ausübt. Erich Gruber zuschauen heißt Eindringen in eine eigenartige, mitunter auch befremdliche Mischzone des Spirituellen und Erotischen - eine Humusschicht der sinnlichen Verlockungen und mentaler wie körperlicher Bestrafungen, die schon immer die zwiespältige Kunst des Katholizismus genährt hat.... Vieles wird in diesen verschlüsselten und doch so beredten Arbeiten angerissen, was im sakralen Darstellungsspektrum zwischen Devotionalienladen und Hochaltar zentral gefeiert wird - das Blühen und Vergehen des Fleisches, die Inkarnation, das Martyrium und die Himmelfahrt, die Unterdrückung der Lust, der Kult der Reinheit, der Unbeflecktheit und deren letztlich wirkungslose Schändung. Die Moderne hat sich immer abgearbeitet an diesen offenen Wunden. Die Filme eines Bunuel, eines Fellini sind voll davon und auch nicht gerade selten sind provokative Auseinandersetzungen mit Kirchenfolklore und Glaubenskitsch. Bis in die veredelte Pornografie kultisch verehrter Kunststars reichen die Adern ursprünglich sakraler Bildmotive. Erich Gruber sticht in dunkle Seelennester, in Schichten fataler kultureller und sozialer Prägungen - ganz ähnlich wie der jetzt zu höchsten Ehrungen gelangte Literat Josef Winkler in seinen frühen Texten. Erich Gruber taucht ein in die Aura weinender Madonnen, gefühliger Kummunionen, dämmriger Katakomben, verfallener Reliquiare, sentimentaler Souvenirs, flammender Herzen, eiskalter Puppen und süßer Loretokinderl. In manchen Bildern hört man Francis Bacons Papst weiter schreien. Unter den Lackschichten dünstet die Vergangenheit und eine kindliche Frömmigkeitswelt, die jeder Morbiditätsfeinspitz nur genießen kann. Das Geheimnis dieser in Verwesungstönen schillernden Welt entfaltet sich auf der Zunge. Der von Erich Gruber kreierte Schokoladechristus will konkret einverleibt werden. Die Passion als Konfisierie. Das alles gehört schon immer zusammen in Süddeutschland und in den Alpen. Tief verankert und fein verästelt ist dieses abschüssige Reich. Jede Tafel ein Memento.

Dr. Anton Gugg 2008

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