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Theaterwerkgruppe htl: Oskar Kokosch träumt "Mörder- Hoffnung der Frauen"

21.04.2010

Kavernen 1595, Salzburg / Österreich

Der Mann im ewigen Ringen mit der Frau, also Geschlechterkampf pur. Oskar Kokoschka setzt in seinem frühen Einakter „Mörder - Hoffnung der Frauen" auf stilisierte, überhöhte Bilder: In grauer Vorzeit, einem nicht näher definierten Matriarchat, verfällt der Mann in Blutrausch, verletzt und wird verletzt, unterdrückt und wird unterdrückt, gerät immer mehr in Abhängigkeit. In alptraumhafter Gefangenschaft findet er sich hin und her gerissen zwischen Hass&Liebe, er verzweifelt, wird frei gelassen und tötet schließlich die Frau - die Sexualität.... Ein Überwinden, eine Befreiung, eine „Liebestötung"?

Dieses frühexpressionistische Stück wäre unverändert aufgeführt eher ein Kuriosum, denn ernsthaft: Wer kann heutzutage noch etwas mit Schopenhauers bzw. Weiningers fragwürdigem Frauenbild anfangen? Die „Theaterwerkgruppe" der HTL Salzburg, eine überaus kreative Truppe aus verschiedenen Jahrgängen, wagt das Experiment und zerlegt die Handlung, erarbeitet sich die Zusammenhänge neu und fügt eigene Texte ein. Besonders intensiv zur Geltung kommen die expressionistisch-existentialistischen Gedichtcollagen von Jolanda Nwoha, die als eine Art Zirkusdirektor das Welttheater kommentiert. Der Mann, verdichtet in der Traumfigur Kokoschka, mit feiner Zurückhaltung gespielt von Markus Lienbacher, verstrickt sich in Hassliebe zu „seiner" Frau, Alma Mahler, stilisiert zur Puppe. Und um alles kreist Mann-Frau Freud (Luca Donabauer), der die Zerrissenheit zwischen Über-Ich und Es personifiziert. Der Zuseher ahnt, das Spiel zwischen den Geschlechter lässt sich nicht so einfach beenden.

Die eigenen Texte der Gruppe werden zusätzlich in einer Multi-Media-Show verarbeitet und an geeigneter Stelle verfremdet eingespielt. Das Team um Agnes Putz bindet selbst erarbeitete Videos ein, taucht die Bühne in bläulich-fahles Licht und trifft durchaus den Stil eines neu entdeckten Expressionismus, steht aber dabei fest auf eigenen Füßen. Unterstrichen wird der kreative Ansatz durch die von Bernd Suppan selbst komponierte Musik. So hat die Theaterwerkgruppe der HTL unter der feinen Anleitung von Gottfried Goiginger und von Walter Anichhofer im vollen Saal der Salzburger Kavernen eine umjubelte verspielt aktualisierte Interpretation geboten.

[Quelle: http://www.htl-salzburg.ac.at 05.08.2010]

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