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Tamar Guimarães. Dura Lex Sed Lex (no cabelo so gumex)

28.08.2009 - 17.10.2009

Kunstpavillon, Innsbruck / Österreich
Tiroler Künstlerschaft, Innsbruck / Österreich

Es ist dies die erste institutionelle Einzelausstellung von Tamar Guimarães überhaupt. Ihr Werk beschäftigt sich mit Personen, Orten und Ereignissen, an denen sich historische Konstellationen bündeln und aufzeigen lassen. Guimarães legt die ideologischen, wirtschaftlichen, politischen, psychologischen und kulturellen Strukturen offen, die sich an solche Singularitäten knüpfen. Schon der lateinisch-portugiesische Titel der Schau, „Dura Lex Sed Lex, no cabelo so Gumex“ (etwa: Es ist ein ehernes Gesetz – auf die Haare nur Gumex), steckt ihr Interessensgebiet ab: Zitiert wird hier ein brasilianischer Werbeslogan aus den 1960ern, der sich aus verschiedenen kulturellen Quellen speist und mit einer gehörigen Prise Humor politische Autorität mit der Werbe- und Konsumwelt zusammenbringt....

„Schwaz – Potosí“, eines von drei für die Ausstellung geschaffenen Werken, beruht auf historischen Fotografien, die abfotografiert und als Silbergelatinedrucke neu produziert wurden, aus dem Umkreis der Tiroler Silbermine. Deren politische Bedeutung war immens – mit Erträgen aus dem Erzabbau wurde europäisch-dynastische Politik betrieben. Konkurrenz aus (süd)amerikanischen Minen, etwa aus Potosí/Bolivien, führte zum Niedergang von Schwaz. Auf diesen Kontext verweist hier die Fotografie eines präkolumbianischen Textils. Anhand von Werk und Biografie des Tiroler Kartografen Peter Anich offenbart Guimarães die enge Verschränkung von Politik und kulturellem Wandel: „Dear Peter“, aus einem Brief, Diagrammen, vorgefundenen Objekten und Fotografien bestehend, verweist auf die Pionierleistung Anichs, dessen exakt wissenschaftlicher Blick der Bergwelt eine ökonomische, militärische und politisch-administrative Logik einschreibt. Später dienten die Karten Anichs den napoleonischen Truppen.

Die Arbeiten „Dura Lex Sed Lex“ (2009) sowie „A Man Called Love“ (2008) drehen sich um Paul Schreber, Sohn des Pädagogen, Orthopäden und „Schrebergarten-Erfinders“ Moritz Schreber, sowie Francisco Candido Xavier, berühmtes brasilianisches Medium. Beide Männer lebten und agierten in autoritativen Umgebungen – Paul Schreber hatte die körperliche Zucht seines Vaters erlitten und war in Dresden Jurist geworden, als sich seine Nervenkrankheit zeigte. Xavier lebte zu Zeiten der Militärdiktatur und schrieb rund 400 Bücher, die ihm angeblich aus dem Jenseits diktiert wurden. In beiden Fällen ist die „Flucht“ ins Feminine oder in einen anderen „geistigen Zustand“ Möglichkeit, den äußeren Zwängen zu entkommen. „A Man Called Love“ erzählt mittels Diaprojektion die Geschichte Xaviers und damit Brasiliens im 20. Jahrhundert; bei „Dura Lex Sed Lex“ lauschen wir der Stimme eines Richters am Dresdner Oberlandesgericht, der eine vergleichbare Position wie Schreber innehat und unter Hypnose Auszüge aus dessen Memoiren vorträgt.

Astrid Mania

[Quelle: http://kuenstlerschaft.at/]

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