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Otto Mittmannsgruber. Paint the town red

Einladung: Otto Mittmannsgruber. Paint the town red. 2011

07.2011 - 07.2011

Öffentlicher Raum Wien, Wien / Österreich

Eine Kunst-Plakat-Kampagne in zwei Affiche-Wellen von Otto Mittmannsgruber auf den Plakatflächen der Gewista.
1.
Im Juli 2011 beherrschen für die Zeitdauer von vier Wochen knallrot übermalte Plakate das Stadtbild Wiens. Dicke Farbspuren, wie mit einem übergroßen Pinsel
aufgetragen, verdecken einen Teil der einst sichtbaren Werbeflächen.
Vier namhafte Unternehmen* konnten davon überzeugt werden, dass mithilfe ihrer Werbesujets eine weitestgehende Auslöschung der medialen Inhalte auf Plakaten
vorgenommen wird; insgesamt sind 500 Werbemotive im 24-Bogen-Format von diesem drastischen Eingriff betroffen.... An den Rändern der Sujets, dort wo durch die Lücken des Farbauftrages noch Teile der ursprünglichen Botschaft erhalten blieben, üben diese Plakate noch ihre ursprünglichen Funktionen aus; auf der übrigen Werbefläche - dort wo sich die rote Farbe festgesetzt hat, - ist das Plakat "erblindet".
Die involvierten Sujets, die durch diesen ikonoklastischen Eingriff zum Träger neuer Botschaften geworden sind, richten - wie alle Plakate - einen Appell an uns: In der
Regel ist damit eine Aufforderung zum Konsum verknüpft. Nur ist bei den manipulierten und ins übertrieben Auffällige mutierten Plakaten diese Einladung zum Kaufen nicht mehr möglich. Stattdessen wird der Akt der Übermalung zum Nukleus der neuen Botschaft. Der französische Philosoph Louis Althusser hat den Subjektivierungsprozess des Individuums als Situation der Anrufung beschrieben. Üben auch diese Plakate eine appellierende Funktion aus, die den Einzelnen auffordert, sich als Subjekt im Medienraum zu positionieren?
Jede Störung des Mediums zeigt eine Verlagerung von Kommunikations-Potentialen an: Für die Passanten besteht der Subjektivierungsprozess wohl darin, die allgemeine
Medienrealität als persönliche anzunehmen. Folgen Sie der Projektion von "Paint the Town Red", werden sie aufgerufen, selbst den Pinsel zur Hand zu nehmen. Auf der
anderen Seite sympathisiert eine passive oder gar ablehnende Haltung ohnehin mit den Grundprinzipien dieses Mediums, das den Werbenden eine ungestörte Präsenz
über die Dauer der Buchungszeit garantiert.
2.
Nach zwei Wochen sorgt eine zweite Plakatierungswelle für neuerliche Aufmerksamkeit: Eine Figur in Latzhosen erscheint auf den roten Flächen - mit einem Schwamm einen kleinen Teil der übermalten Bildfläche freilegend. Der lebensgroße "Plakatputzer", der mit der Wiederherstellung der gewohnten Ordnung beschäftigt ist, bringt einen heiteren und ironischen Kommentar ins Projekt ein. Er verleiht dem Disput, der zwischen den Hütern des Plakates und den "inoffiziellen" Kräften, die sich die Flächen für ihre Botschaften jeden Tag aufs Neue erobern müssen - menschliche Gestalt.

[Quelle: http://www.mittmannsgruber.info/]

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last modified at 25.07.2011


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