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Christina Zurfluh

07.03.2012 - 26.05.2012

Galerie Mezzanin, Wien / Österreich

Das monochrome Bild nimmt heute als Ikone der modernen und nachmodernen Malerei einen festen Platz im Bewusstsein der BetrachterInnen von Kunst ein. Dabei darf nicht übersehen werden, welche radikal unterschiedlichen Herangehensweisen, Intentionen und Wirkungen mit den unter diesem Begriff zusammengefassten Werken einher gehen. Zwei gegensätzliche Richtungen lassen sich hier ausmachen: Auf der einen Seite stehen Arbeiten, in denen die Monochromie eine integrative Funktion hat und in oft schon meditativer Weise eine bildnerische Ganzheit erzeugt.... Rothko ist hier ein gutes Beispiel. Auf der anderen Seite fungieren die Farbflächen als Mittel der Unterteilung und einer klaren Strukturierung des Nebeneinander und des Übereinander im Bild. Hier sind Newman und die monochromen Bilder Warhols zu nennen. In der Wahrnehmung dieser Bilder steht am Ende kein kontemplatives Moment, sondern vielmehr eine Spannung, die entsteht, weil im Kopf der BetrachterInnen mehrere Bilder aus einem entstehen können und einander im Wechsel gegenseitig bedrängen. Monochromie erzeugt dann Unruhe und das, obwohl sie an der Oberfläche Klarheit vorgibt.

Mit ihrer Malerei ist Christina Zurfluh schon seit längerer Zeit eine Spezialistin für die Erzeugung von Spannungen durch komplexe Wechselbeziehungen. In früheren Bildern geht es vor allem um die Schichten, die sich aus der Dichte des Farbmaterials gewissermaßen herausschälen. Dabei ist die Künstlerin natürlich weit weg vom Konzept des dematerialisierten monochromen Bildes der modernen Abstraktion und nah am Spannungsfeld zwischen Bild einerseits und Installation und Skulptur andererseits. In ihrer weiteren Entwicklung beschreitet Zurfluh einen von der allgemeinen Chronologie her umgekehrten Weg, indem sie sich wieder der klassischen Abstraktion zu nähern beginnt, allerdings ohne dabei aus ihren Ansatz vom Bild als Material zu verzichten. Es sind vielmehr zusätzliche Referenzen auf Collage, gestische Pinselführung etc., mit denen die Bilder angereichert werden und so immer neue Schichten bilden aus denen die Spannungen der Malerei erzeugt werden.

In den Bildern dieser Ausstellung stellt Christina Zurfluh einen weiteren Bezug zur modernen Abstraktion her, nämlich zur monochromen Fläche. Die wie immer starke Materialität der Bilder wird von einem Farbschleier überzogen, der das gesamte Bild in Felder aufteilt. Die Auswahl der Farben mit ihrer oft pastellartigen Leuchtkraft erinnert unmittelbar an die gesiebten monochromen Arbeiten Warhols, allerdings überdeckt hier die Monochromie keine Gegenständlichkeit, sondern amorph wirkende Dunkelheit. Die Überlagerung lässt dann aber im nächsten Moment die dunklen Strukturen wie einen Text erscheinen, das Amorphe wird sozusagen zitierbar gemacht. Darüber gibt es dann noch eine dritte Schicht, weiße Flecken, die auf den ersten Blick fast zufällig in das Bild hineingeraten zu sein scheinen. Einmal sind es Fußabdrücke, die dann plötzlich wieder der zweiten Schicht, die in Richtung objektlose Malerei führt, entgegenwirkt. Für sich genommen ist diese oberste, weiße Schicht dann aber wieder als gestische Malerei lesbar um im nächsten Moment wieder hinter den anderen Schichten zu verschwinden. Es sind also sowohl Teilungen auf der Leinwand (nebeneinander) als auch Teilungen in die Leinwand (übereinander). Dabei wird auch ein neues Verständnis des monochromen Bildes herausgearbeitet, das in diesem komplexen Netz plötzlich eine Bedeutung kriegt, die sich nicht auf Reduktion beschränken lässt.

Martin Prinzhorn

[Quelle: http://galeriemezzanin.com/]

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last modified at 09.05.2012


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