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Robert Freund. everything counts in large amounts

18.11.2011 - 15.12.2011

Startgalerie im Museum auf Abruf, Wien / Österreich

"Der Mensch lebt durch den Kopf
der Kopf reicht ihm nicht aus
versuch es nur; von deinem Kopf
lebt höchstens eine Laus.
Denn für dieses Leben
ist der Mensch nicht schlau genug
niemals merkt er eben
allen Lug und Trug."
Bertolt Brecht


Rätselhaft und undurchschaubar erscheint Freunds Werkkomplex, ein Konglomerat aus Ölgemälden, Tuschezeichnungen, Portraits, sowie bemalten Vasen und Totenköpfen. Durch den Ausstellungstitel "everything counts in large amounts" - ein Songzitat der englischen Band Depeche Mode - sind jedoch die großen Themen angedeutet, denen sich sein Werk in all seiner Skurrilität unterordnet....

Freund gräbt im reichen Fundus der Geisteswissenschaften, spürt dort Bilder und Texte zu Themen auf, die ihn einnehmen, und katapultiert die Fundstücke mit der ihm eigenen intensiven Formen- und Zeichensprache in die unmittelbare Gegenwart. Er verknüpft Symbole und Inhalte aus Kunst, Literatur oder auch Popkultur mit persönlichen Chiffren und kombiniert diese zu einem sowohl grauen- als auch wundervollen Kuriositätenkabinett.

Hier gemahnen Vanitassymbole wie mit Arabesken bemalte Keramiktotenköpfe, oder eine mit dem Slogan "fitter, happier, more productive" signierte Zeichnung eines Spiegels, aus dem ein Totenschädel mit klagenden Augen und irrem Lachen blickt, an Vergänglichkeit und Eitelkeit. Auf einer Vase ist ein Text aus Brechts Dreigroschenoper zu erkennen, verwoben mit Ornamenten aus Fischen - aufgrund ihrer Symbolkraft ein häufig gebrauchtes Sinnbild im Werk Freunds. Mittelpunkt der Ausstellung ist das Ölgemälde "jenny and the magpie". Vor der Kulisse einer apokalyptischen Stadtlandschaft trifft die mit einer Steinschleuder bewaffnete Jenny - eine Anspielung auf die Figur des rachegeplagten Zimmermädchens im Dreigroschenroman von Berthold Brecht - auf marionettenartige Elstern, die von Männern in Tweedanzügen gesteuert werden. Wie häufig in Freunds malerischem Werk, bildet sich durch die radikale Perspektive ein Sog, der den Rezipienten in die Tiefe seines bewegenden, allegorischen Bildes zieht...

Es sei auch erwähnt, dass der handwerkliche Aspekt eine bedeutende Rolle in der Arbeit von Freund spielt. Der Schnelllebigkeit unserer Zeit tritt er mit seiner bedächtigen, kontemplativen Arbeitsweise entgegen, mit der er Glas, Holz, Keramik, Leinen oder Papier behandelt. In diesem Sinne ist auch die Reminiszenz an John Ruskin - im 19. Jahrhundert tätiger Kunsthistoriker und Sozialreformer - zu verstehen, der sich für die Verbindung von Kunst, Wirtschaft und Politik aussprach, und das Handwerk als schöpferischen Wert sah.
Alexandra Kontriner

[Quelle: www.musa.at]

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last modified at 24.08.2012


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