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In Serie

Einladung: In Serie. 2012

19.10.2012 - 13.11.2012

44QM. Galerie der Stadt Hartberg, Hartberg / Österreich

Das Ausstellungskonzept In Serie von Johannes Kubin und Marianne Lang beschreibt zwei unterschiedliche Perspektiven auf die alltägliche Betrachtungsweise des Menschen. Während die eine Position sich dem Erscheinungsbild der Dinge widmet und eben dieses ad absurdum führt, verfolgt die Andere Phänomene, welche sich im Miniaturhaften als Idee, als Gedankenexperiment manifestieren. Widersprüchliches Denken und vorschnelle Sehgewohnheiten treten in zwei Disziplinen auf den Plan und präsentieren dem Betrachter ein formales wie konzeptuelles Verwirrspiel, in das er fast choreographisch gezogen wird, sobald sein Blick ins Detail geht....
Marianne Lang setzt sich üblicherweise mit Raum-Wahrnehmung auseinander. Sie bearbeitet das Thema mittels Zeichnung, Installation und Video und sucht ihre Motive vorwiegend in ihrer privaten künstlerischen Umgebung. Im Fokus stehen dabei fiktive, virtuelle Raumstrukturen, die mit den Sehgewohnheiten des Betrachters spielen, und sich von einer klassisch architektonischen Herangehensweise deutlich unterscheiden.
Bewusst aus dem Zusammenhang gerissene Stilelemente und Objektzitate werden in neue Kontexte transplantiert und führen Form und Funktion ad absurdum. In Marianne Langs Arbeiten manifestiert sich die Wirklichkeit als Modell, und vice versa präsentiert das Modell sich als Realität.
Ihre Arbeit KWh 4,0 zeigt einen Block von Zeichnungen, auf denen gewöhnliche Holzscheite abgebildet sind. Die Künstlerin schafft in dieser Arbeit eine Referenz zum ältesten Brennstoff der Menschheit, einem Naturprodukt und nachwachsenden Rohstoff.
Die sensibel umgesetzte Serie von Momentaufnahmen der Holzstücke dokumentiert einerseits den Ist-Zustand des dargestellten Brennholzes, initiiert andererseits ein Gedanken- und Gefühlsspiel, bei dem jedes einzelne Motiv seine eigene Rolle als künstlerisches Unikat übernimmt und sie gleichzeitig als altbewährtes Verbrauchsgut erfüllt. Der Titel der Serie bezieht sich auf den Heizwert, der in den dargestellten Holzscheiten als potenzielle Wärme-Energie gespeichert ist und nüchtern daran erinnert, welcher Stellenwert dem Rohstoff innewohnt.
Mit ihrer Arbeit on the brick zeigt die Marianne Lang, dass sie nicht nur technisch versiert wie vielfältig ist, sondern auch einen besonders poetischen Zugang zu den Materialien verfolgt, mit denen sie ihre Kunstwerke umsetzt. Auf einer Europalette aus Karton liegt ein Stapel Büttenpapier. Auf den Blättern ist in Tiefdruckverfahren hergestellt und vervielfältigt das Motiv eines Ziegelsteins zeigen. Mit dieser Arbeit verweist sie auf das Potenzial der Dinge und erschafft abstrakte und doch zutiefst narrative Assoziationsketten. Zu sehen bekommt der Betrachter zeichnerisch fein modellierte Objekte, die doch etwas Grobes und Archaisches darstellen. Materialien mit denen man Wände hochziehen kann, um sich ein Zuhause zu schaffen.. Letztendlich bleibt das zum Greifen Naheliegende der Fläche verhaftet, bleibt Wunschdenken und Theorie.
Die Serie „Cloud-Studies“ besteht aus sieben Zeichnungen, die an sieben aufeinanderfolgenden Tagen bzw. Wochentagen entstanden sind und jeweils Wetter- und Wolkenformationen in einem gewissen Zeitraum dokumentieren. Die vergänglichen Gebilde sind in prägnanter und doch sensibler Machart (buchstäblich) festgehalten und überschneiden und überlagern sich gegenseitig auf dem Blatt durch die vorgegebene Zeitspanne.
Obwohl naturalistisch dargestellt, bergen die Motive doch per se eine gewisse Abstraktion, die man aus eigener Erfahrung vom Beobachten der Wolken kennt: sie lässt einen Dinge erkennen und hineininterpretieren, wie sie nur die individuelle Phantasie zustande bringt.
Die in Schreibmaschinenartiger Schrift gefasste Angabe des Entstehungszeitraums rechts unten im Bild täuscht eine chronologisch präzise Dokumentation vor, die innerhalb einer Zeichnung allein schon aufgrund des Herstellungsprozesses gar nicht möglich sein kann.
Seit mehreren Jahren sammelt Johannes Kubin Spielzeug und industriell hergestellten Krimskrams in Supermärkten, Kaufhäusern oder Flohmärkten und verarbeitet dies zu Kunst. Das Material wird dabei in Objekte transformiert, die sich mit aktuellen, zum Teil soziologischen und ökologischen Themen auseinandersetzen. Die Gegenstände beinhalten auch stets eine humorvolle Komponente, die den Betrachter in einen Widerspruch zwischen verspieltem Chaos und komplexem Bezugssystem verwickelt.
Die Miniaturenserie upgrade zeigt kleine Figuren, die zunächst aussehen wie aus einem Guss. Tatsächlich handelt es sich um Spielzeug, das in Einzelteile zerlegt wurde und neu zusammengesetzt in Pastell gefärbten Gruppen präsentiert wird.
Der Titel der Arbeit spielt auf den konsumierbaren Wunsch nach Steigerung der Leistungsfähigkeit und der Überlegenheit gegenüber bereits bestehenden Systemen – hier im Speziellen auf die Verbesserung körperlicher Funktionen.
Die kleinen Gestalten bestehen zum einen Teil aus gewöhnlich harmlos anmutenden Bürgerinnen und Bürgern (Architekturmodellfiguren), zum anderen Teil aus Ersatzteilen dystopischer Androiden a la Terminator (Brettspiel Warhammer40K), die aus einem postapokalyptischen Paralleluniversum zu stammen scheinen. Die kybernetischen Eingriffe und Modifikationen wirken demnach im Kontrast zum Rest des Körpers entsprechend martialisch, offensiv und radikal.
Dennoch gleicht das Gesamtbild eher einem tragikomischen Posieren. Zu behäbig und schwer wirken die Armaturen - riesige Helme schränken das Sichtfeld ein, massige Harnische bringen den Träger aus dem Gleichgewicht, und der hydraulisch verstärkte Tritt in den Hintern wird zum permanenten Klotz am Bein.
In seiner neuesten Arbeit Zentaunus kreuzt der Künstler Matchboxautos mit menschlichen Formelementen. Den Titel bildet ein Wortspiel bestehend aus einer bekannten Automarke sowie den Fabelwesen des alten Griechenlands.
In der bildenden Kunst werden Kentauren meist aufbrausend, rücksichtslos und anstößig dargestellt. Halb Mensch halb Pferd steckt in ihnen eine gefährliche Ambivalenz, die das Animalische im Menschen zum Vorschein bringt.
Als Pendant zum Pferd tritt mit dem Industriezeitalter das Automobil auf den Plan. Inflationär und omnipräsent bevölkert es heute die Straßen und Köpfe der Menschen und steht für Mobilität, Freiheit und – Prestige.
Die Serie Zentaunus entwickelt miniaturhafte Mischwesen und Objekte, die harmlos und in Spielzeuggröße ironisch die Frage stellen, wie sehr der Mensch bereits Eins geworden ist mit seinem fahrbaren Untersatz. Buchstäblich werden die Formen miteinander verschmolzen und ergeben eine Vielzahl an nebeneinander stehenden Gedankenexperimenten. Torsi, Arme und Beine wachsen wie Spoiler und Spezialapplikationen aus den Fahrzeugen und definieren die Art der Fortbewegung neu. Gleichzeitig manövrieren Stagnation und zielloses Sich-im-Kreis-drehen die sauber glänzende Karosserie und mit ihr den menschlichen Part ins Aus. Ironischerweise passiert die Dysfunktionalität bereits in der Werkshalle, wo die Figuren am Fließband ihre Deformationen und Makel opulent zur Schau stellen und dem Betrachter (ob nun selbst Autofahrer oder nicht) den Spiegel vorhalten.

[Quelle: Einladung]

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last modified at 15.10.2012


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