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Die Nacht der Avantgarde - Filme anders sehen

22.10.2012

Österreichischer Rundfunk, ORF, Wien / Österreich

TV-Ausstrahlung

Die ORF Kultur zeigt anlässlich der 50. Viennale Schätze des österreichischen Avantgarde-Films aus mittlerweile sechs Dekaden. Präsentiert wird die Nacht von Filmemacher Virgil Widrich.

„Es muss irgendetwas im Wasser sein …“, mutmaßte ein amerikanischer Festivaldirektor vor einigen Jahren angesichts des überdurchschnittlichen Erfolgs österreichischer Avantgarde-Filmmacher. Österreich hat eine der lebendigsten und facettenreichsten Avantgardefilmszenen auf der ganzen Welt. Die bedeutendsten Beiträge Österreichs zur internationalen Filmgeschichte wurden und werden noch immer zu einem Gutteil auf dem Terrain der Avantgarde geschaffen.... Warum das so ist, weiß niemand so genau. Virgil Widrich vermutet einen Grund in der Vorliebe der Österreicher für die tieferen Schichten unter dem Offensichtlichen: „Während sich der Spielfilm um das Bewusste kümmert, schabt die Avantgarde am Unbewussten. Das macht sie oft unheimlich, aber auch sehr anziehend.“

Dazu bedient sich der Avantgardefilm verschiedener Mittel. Filmbilder, die ursprünglich nicht zusammengehören, eröffnen neue Bedeutungszusammenhänge, das Material wird geätzt, zerkratzt und bis zur Unkenntlichkeit bearbeitet, um sichtbar zu machen: die Magie ist ein Streifen Plastik. Bildwiederholungen und extrem kurze Standbilder werden nach dem Rhythmus des Lebens orchestriert wie Herzschlag, Atmung, Wimpernschlag, aber auch zum Stakkato unserer Maschinen- und Arbeitswelt.

Zwei Stunden lang werden 19 Filme in Originallänge und ohne jeglichen Zusatz gezeigt. Sendungsmacherinnen Beate Thalberg und Elisabeth Semrad: „Wir betrachten diese Filme als das, was sie sind: Kunstwerke. Daher bleiben Bild und Ton unangetastet. Dass diese so selten zu sehenden visuellen Meisterstücke im Fernsehen ausgestrahlt werden, ist ebenso ein österreichisches Phänomen.“

Zwischen den Filmen vermittelt Virgil Widrich seine ganz persönlichen Sichten und Einsichten zum österreichischen Avantgardefilm. Auf lexikalische Einordnungen wird bewusst verzichtet. Vor allem die Arbeiten junger FilmemacherInnen wurden ausgewählt. So sind neben bekannteren Werken von Kurt Kren, VALIE EXPORT, Peter Tscherkassky oder Mara Mattuschka ganz neue Filme der in den 1980er Jahren geborenen AvantgardistInnen zu sehen. Während sich in früheren Jahrzehnten durch jeweilige technische Neuerungen jede Generation einer speziellen Ästhetik verpflichtet sah, regiert heute der ausgeklügelte Stilmix fern jeder Beliebigkeit. KünstlerInnen wie Nina Kreuzinger, Billy Roisz oder Remo Rauscher greifen erstaunlich oft auf analoge Filmtechniken zurück oder finden ihr Bildmaterial neuerdings bei „google earth“.

„Kein MTV ohne Kurt Kren“ ist das Kürzel, auf das sich die internationale Kritik zum weltweiten Erfolg des Genres aus österreichischen Werkstätten geeinigt hat. Die Techniken der Avantgarde sind im Kommerziellen angelangt. Virgil Widrich meint dazu: „Das Wort Avantgarde kommt ja eigentlich aus der Militärsprache. Die Avantgardisten sind die Vorreiter, die als Allererste Feindkontakt haben. Sie gehen das größte Risiko ein und sterben womöglich zuallererst. Sobald sie aber tapfer eine Bastion erobert haben, rückt der Mainstream nach.“

Während die Sprache der Avantgarde in Werbung und Musikvideo also zum Jargon verkommt, ohne dass sich noch jemand in Syntax und Grammatik auskennen würde, zeigt die „Nacht der Avantgarde“ die Kunst der Überraschung, der neuen Sichtweisen, der Ironie und des Humors im Original.

[Quelle: ORF, Presse]

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