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Isa Schmidlehner. Ökonomie der Bilder

18.02.2013 - 07.09.2013

Gironcoli Museum, Sankt Johann bei Herberstein / Österreich
Verein der Freunde des Gironcoli Museums, Sankt Johann bei Herberstein / Österreich

Der Verein der Freunde des Gironcoli Museums konnte Isa Schmidlehner, österreichische Malerin der mittleren Generation, für die erste Ausstellung der Saison gewinnen. Sie wird ab 18. Mai eine Reihe ihrer neuen Arbeiten vorstellen, die sie explizit für die Ausstellungsfläche im zugebauten Teil des Museums für zeitgenössische Kunst konzipiert hat.

Isa Schmidlehner interessiert sich in ihrer Malerei sowohl für aktuelle Bilddarstellung als auch für bekannte kunstgeschichtliche Repräsentationen des Körperlichen.... Dabei greift sie in der ihr eigenen Formensprache Sehnsuchtsprojektionen der menschlichen Figur, ihre Personifizierungen und Metamorphosen als auch ihre Verschwindung und Unsichtbarkeit auf. In die teilweise versteckten Inhalte inkludiert sie immer wieder eigene persönliche Geschichten. Diese sind fast immer in einem bühnenbildhaften Setting verortet, welches eine unheimliche, manchmal apokalyptisch festliche und auch freudige, fröhliche Aura ausstrahlt. Die Künstlerin spannt den Bogen zwischen Mythischem, Archivarischem, Kunstgeschichtlichem und Biografischem (oft aus der gegenwärtigen Kunstwelt) in ihrer Suche nach einer Welt, in der Schönheit, Glamour, Armut und Zerrissenheit keine Gegensätze bilden.

Ihre Kompositionen zeigen jedoch keine pastoralen Idyllen, sondern verhandeln einen sich permanent verändernden urbanen Raumkontext. Neben durch Mythen stark durchzogene Themen wie innere und externe Migration oder Identitätsfindung wendet sie sich häufig aktuellen gesellschaftlichen Prozessen wie der Herrschaft der Ökonomie in der Ära des Konsums, die ähnlich wie die Malerei sich der Mittel der Täuschung, des Blindwerdens oder Getäuschwerdens bedient. Im Hinblick auf eine „Ökonomie der Bilder“ spiegelt Schmidlehners Malerei in der Kommunikationsweise mit den BetrachterInnen stets ihren eigenen Biorhythmus wieder. Das Manipulationsverfahren durch Bewegungen und formale Verdrehungen des Bildraumes sowie die in der flatternden Farbigkeit versteckten Narrationen legen symbolische Potenziale offen, welche ethische Zweifel erwecken.

In der technischen und handwerklichen Ausführung bedient sich Schmidlehner der Illusion und Ornamentik genauso wie der Praktiken moderner Malerei. Ihre Motive eignet sie sich aus Kunstkatalogen, Werbefoldern oder Zeitungen an. Schablonen, Schwammtechnik oder Collage (vor allem Zeitungsausschnitte) stehen ihr gleichwertig zur Verfügung wie traditionelle meisterhafte Pinselführung. So zum Beispiel in dem Bild mit dem Titel „Verweigert“ konfrontiert Schmidlehner die klassische Szene des Raubes der Sabinerinnen mit dem Zeitungsfoto eines Fußballers des Ajax Amsterdam beim Malen während einer Charity Aktion. Die prächtigen Ornamente, die einer römischen Campagna Villa entnommen sein könnten, bilden dabei Ablenkungsmomente, welche die heutige Brutalität des Frauenhandels hübsch kaschieren.

Neben Bildern, die eine Art Analyse der Beziehung zum Raum und der Skulpturen von Bruno Gironcoli darstellen, wird in der Ausstellung auch eine installative Arbeit Schmidlehners zu sehen sein. Wie bereits in ihren Gemälden verwendet die Künstlerin hier Zitate figurativer Ikonen der Kunstgeschichte, die in Form der Auslöschung und Auflösung der biomorphen Körper lose und zerstreut auf der glatten Oberfläche in Erscheinung treten. Sich über mehrere Display Panels ausbreitend stellt diese Wandarbeit eine andere Sorte der Farb- und Formmonotonie dar, die in der Sprache der Malerei auf die großformatigen monochromen Skulpturen Bruno Gironcolis anspielt. Während die dekorativen Hintergründe bestimmte Pattern befreit-orchestral wiederholen, gestatten die darüber liegenden kleinen Zeichnungen den Blick in zumeist prosaische Szenerien der künstlerischen Lebenswelten.
Goschka Gawlik

[Quelle: www.gironcoli-museum.com]

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last modified at 28.02.2014


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