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Nives Widauer. Special Cases - Cosmic Rocket

Einladung: Nives Widauer. Special Cases - Cosmic Rocket. 2014

18.11.2014 - 02.12.2014

Belvedere, Wien / Österreich

Ausstellungsort: Oberes Belvedere

Die Schweizer Künstlerin Nives Widauer entwirft regelmäßig installative Settings für Theater- und Opernproduktionen. Im Jahr 2011 begegnen ihr im Rahmen des Lucerne Festival die Instrumentenkisten der Wiener Philharmoniker auf der Unterbühne des Kultur- und Kongresszentrums, die sie faszinieren. „Während die Musiker auf der Bühne proben, dösen Kisten und Kleider, Taschen und Schuhe als großes Arrangement einen Dornröschenschlaf“, beschreibt die Künstlerin den Beginn ihres Projekts.... 2013 begleitet Nives Widauer die Philharmoniker fast ein Jahr lang auf ihrer Tournee durch Paris, London, Mailand, Luzern, Basel und New York und hält das Leben und Reisen der Kisten fotografisch fest. Mit ihrer Dokumentation des „Backstage Camping“ erzählt die in Wien lebende Künstlerin eine Geschichte des temporären Einrichtens und legt das Verhältnis der Musiker zu ihren Instrumentenkisten auf eindrucksvolle Weise dar. In ihrem Buch Special Cases - Cosmic Rocket, das in Kürze im Hatje Cantz Verlag erscheint, hält sie ihre Eindrücke als Reisetagebuch fest. Für die gleichnamige Installation, die vom 18. November bis zum 2. Dezember 2014 im Marmorsaal des Oberen Belvedere zu sehen ist, hat Nives Widauer die Instrumentenkisten der Wiener Philharmoniker zu einer monumentalen Skulptur arrangiert. Die daraus geformte Rakete ist ein allgemeiner symbolischer Verweis auf das Reisen und die Fortbewegung, sie stellt jedoch auch einen ortsspezifischen Zusammenhang her, indem sie unmittelbar auf den Illusionismus des Deckenfreskos mit dessen zentraler Öffnung zum Himmel hin antwortet.



„Die Installation spielt mit dem Begriff des Unmöglichen. Die Rakete sitzt fest am Boden des Marmorsaales des Belvedere und tut so, als ob sie fliegen könnte – die (un-)mögliche Leichtigkeit des Seins“, erklärt Nives Widauer. Seit mehr als 15 Jahren beschäftigt sich die Künstlerin mit dem Thema der Weltraumforschung und der Überwindung der Schwerkraft. Auch in der Arbeit Special Cases - Cosmic Rocket stellt sie die Übertragung der Schwerkraft als eines der großen Rätsel der Physik in ihren künstlerischen Fokus. Begriffe wie Gleichgewicht, die Verbindung von Zeit und Emotionen und der Moment als absoluter zentraler Lebenspunkt sind wie in vielen ihrer Arbeiten auch in dieser von großer Relevanz.



„In ihrer Tätigkeit bewegt sich Nives Widauer zwischen zwei Polen, deren Gattungsgrenzen sie bewusst durchmischt. In der Zusammenarbeit mit Musik- und Theater-Produktionen entwirft sie multimediale Szenografien, bei denen sie die Möglichkeiten videotechnischer Bildproduktionen innovativ ausweitet (unter anderem mit dem Einsatz von Wärmebildkameras). So akzentuieren Closed-Circuit-Projektionen inhaltliche und ästhetische Aspekte des Bühnengeschehens und provozieren transmediale Interaktionen. Ihre Bühnenräume unterscheiden sich damit explizit von Ansätzen, die einer dokumentarischen Haltung beziehungsweise der Wiederaufführung (reenactement) historisch-politischer Situationen verpflichtet sind (zum Beispiel Rimini Protokoll, Milo Rau, Anna Viebrock). Parallel dazu entstehen Videos, großräumige (Video-)Installationen, Objekte und Fotoarbeiten sowie Collagen und Zeichnungen. Auch hier lotet Widauer konsequent die Übergänge zwischen Bildender Kunst, Literatur und performativen Aufführungspraxen aus. Materialität und Bewegung, Sprache und Bild, Raum und Zeit sind die Parameter, die in den verschiedenen Medien untersucht werden. In den Videoarbeiten kombiniert Widauer oft sprachliche und filmische Interpretation von Texten (zum Beispiel Sie nahten sich mir ganz ohne Scheu, 1998; Todesfuge, 1999) und verschränkt mediale Eigenheiten von literarischer und (audio-)visueller Narration miteinander. Andere Werkgruppen zeichnen sich durch ein starkes phänomenologisches Interesse und die intensive Beschäftigung mit Erinnerungsprozessen aus. Beiläufige Entdeckungen und Erfahrungen spezifischer, real existierender Gegebenheiten, mithin auch des Lebensalltags, bilden neben kulturellen Referenzen das inhaltliche Reservoir. Arbeiten wie minor catastrophies (ab 2006) oder Lora et ses amies (2010) bezeugen eine Werkstrategie, die Gesten der Verführung ebenso wenig scheut wie das Moment des Zufalls. So kreist die fotografische Serie moonshadows (ab 1996) um intuitive Prozesse der Bildgenese, in denen dem Moment des Ungewissen beziehungsweise dem Kontrollverlust zentrale Bedeutung zukommt. Insbesondere die symbioscreens, frappante Kombinationen aus Videostill und bewegtem Bild, lassen Gegensätze, Übergänge oder Schwebezustände als prägende formale und inhaltliche Strukturelemente zutage treten. Dabei dienen Ironie und Humor, Serialität und Wiederholung als Methoden, um die notwendige Distanz zwischen dem allzu Persönlichen und dem viel zu Schönen herzustellen. Dadurch gelingt es Widauer, äußere und innere ‚Bilder‘, Vorstellungen und konkrete (physikalische) Tatsachen sowie kulturelle Topoi und Bildformen in eine poetische, oft überraschende Bildsprache zu übersetzen, die auf übergeordnete, existenzielle und allgemeingültige Fragen der Wahrnehmung und auf die Wirkungsmächtigkeit des Alltäglichen verweisen.

[Quelle:http://www.belvedere.at]

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last modified at 25.11.2014


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