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Cao Fei. Splendid River

Einladung: Cao Fei. 2015

02.07.2015 - 30.08.2015

Vereinigung Bildender KünstlerInnen, Wiener Secession, Wien / Österreich

Cao Fei zählt zu den interessantesten chinesischen KünstlerInnen der Gegenwart. Ihre Arbeitsweise ist durch ungewöhnliche Innovations- und Experimentierfreude gekennzeichnet, was sich in der Vielgestaltigkeit ihres Werks widerspiegelt. Fei schafft Multimedia-Installationen, Videos und großformatige Fotografien; für ihre bisher aufwändigste Arbeit, RMB City (2008–2011), konstruierte sie eine komplexe virtuelle Stadt mit zahlreichen architektonisch einzigartigen Gebäuden auf der Internet-Plattform Second Life als Umfeld für ihren Avatar China Tracy.... Die Arbeiten, die die Künstlerin für die Secession entworfen hat, leiten durch die Einbeziehung von skulpturalen Installationen und Performance-Elementen eine neue Wendung in ihrem Werk ein.

Die 1978 in Guangzhou geborene Künstlerin gehört zur ersten im postkommunistischen China aufgewachsenen Generation junger Leute. In ihren Arbeiten unternimmt Fei eine Zustandsbeschreibung dieser durch fortwährenden rasanten Wandel des städtischen Lebensumfelds geprägten Gesellschaft: ihrer Ängste und verlorenen Träume, ihrer Fantasien und der Strategien, mit denen die Menschen ihre Wirklichkeit zu überwinden oder ihr zu entkommen suchen, wie etwa das Eintauchen in Videospielwelten. Dazu bedient die Künstlerin sich der (stilistischen) Mittel der Gesellschaftskritik, der Konventionen des Dokumentarfilms und einer populärkulturellen Ästhetik. Fei wuchs in einer Boomregion, dem Perlfluss-Delta, auf und interessiert sich daher insbesondere für neue städtische Zentren, deren radikale Umgestaltung die Widersprüche des heutigen China veranschaulicht und die oft als Hintergrund für ihre Arbeiten dienen.

Für Ihre Ausstellung in der Wiener Secession hat Cao Fei vier komplexe neue Arbeiten geschaffen, die zusammen mit fünf ausgewählten Schlüsselwerken gezeigt werden. Die temporäre Installation Splendid River (2015) ist auf der Fassade der Secession zu sehen: Vier chinesische Schriftzeichen zieren das Gebäude und machen es so zur Kopie einer Kopie des Wiener Originals in Cao Feis Heimatstadt Guangzhou, in der ein Immobilienunternehmen seinen Sitz hat. Solche Imitate sind ein verbreitetes Phänomen in China, wo beliebte Markenprodukte, aber auch Ikonen der westlichen Architektur und sogar ganze Dörfer wie das österreichische Hallstatt kopiert werden. Auch in Splendid Mirror (2015) geht es um das Verhältnis von Original und Kopie. Nachgemachte verspiegelte Pilotenbrillen liegen in großer Zahl in einem Schaukasten wie zum Verkauf aus. Das Spiegelglas wirft nicht nur ein Bild dessen zurück, was als modisch und ‚cool’ gilt; als Einwegspiegel spielt es auch auf Formen des Verbergens und Enthüllens der eigenen Identität im Internet an.

In der 4-Kanal-Videoinstallation Strangers (2015) nutzt Cao Fei eine Online-Dating-Plattform als Raum für kleine performative Interventionen vor den Augen ‚zufälliger Unbekannter‘: ein regelloses Schattenspiel vor der Silhouette einer Stadt; eine Buddha-Figur, die in die Kamera lächelt; eine schlafende Person im Bett. Auf der ganzen Welt loggen Nutzer sich ein – normalerweise um sexuelle Anregung oder Ablenkung von ihren Alltagsroutinen zu finden oder einfach aus Neugier. Die Menschen scheinen sich immer mehr von ihren Mitbürgern und ihrem unmittelbaren Umfeld zu entfremden, gleichzeitig werden Dating-Plattformen immer beliebter. In der virtuellen Wirklichkeit herrscht eine ausgeprägt konsumistische Herangehensweise an zwischenmenschliche Interaktion vor: Der passive Voyeur zappt von einem Fremden zum nächsten, wie man zwischen Fernsehkanälen wechselt. Cao Feis subtile Interventionen verweigern sich bewusst den üblichen Erwartungen der Nutzer, sodass der gelangweilte Blick des Unbekannten sich bald dem nächsten Kanal zuwendet; dennoch vermögen sie es, zu überraschen, zu unterhalten und Fragen aufzuwerfen.

In dem Video Cosplayers (2004) setzte sich die Künstlerin mit den Überschneidungen zwischen der virtuellen Welt der Videospiele und der Wirklichkeit auseinander. Die Protagonisten sind junge Chinesen, die, als ihre Lieblingsfiguren aus solchen Spielen verkleidet, in der Stadtlandschaft (Fantasy-)Handlungen inszenieren, während im häuslichen Umfeld – sie leben bei ihren Eltern – ihre Vereinsamung und Entfremdung deutlich werden. Haze and Fog (2013), ein Filmprojekt jüngeren Datums, zeigt Bewohner und Dienstleister eines modernen Apartmenthauses, die beziehungslos nebeneinander leben. Die Mitglieder der neuen chinesischen Gesellschaft, die im Zuge der Modernisierung ihre Traditionen verloren hat und deren Alltagsrituale sich gewandelt haben, verwandeln sich in einer dystopischen Umgebung symbolisch in Zombies. Aber der Film nimmt keine nostalgische Perspektive ein, sondern fragt nach den Möglichkeiten, die sich eröffnen, wenn starre und festgefahrene Lebensmodelle aufgegeben werden. In der Installation Rumba (2015) finden automatisierte Performances nach einem festen Zeitplan statt: Haushaltsroboter vollführen eine Art Zufallschoreographie. Von einem unsichtbaren Signal in Aktion versetzt, beginnen vier Putzroboter auf einer Bühne mit Hindernissen und Brücken ihre Kreise zu ziehen, als tanzten sie vor Freude über die Vorteile, die die Automatisierung den Neureichen und der Mittelklasse bringt.

[Quelle: www.secession.at]

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