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Karl Karner. Wiener Wasser - Skulpturen

Einladung: Karl Karner. Wiener Wasser - Skulpturen. 2016

06.06.2016

summerstage, Wien / Österreich

Wien ist seit 2001 die erste und bis dahin einzige Stadt der Welt, die das Trinkwasser mit einer Verfassungsbestimmung geschützt hat. Mit der Wiener Wassercharta wird das berühmte Hochquellwasser als Lebensgrundlage für nachfolgende Generationen gesichert.

Karl Karners Skulpturen entstehen im Wasser. Karner hat ein Verfahren entwickelt, indem er erwärmtes, erhitztes Wachs flüchtig, spontan-gestisch in Wasser gleiten lässt. Er nützt die Eigenschaften des Materials, erhitzt das Wachs, um es dann in einem Wasserbad zu härten.... Bei der Erstarrung, entstehen fluide, ondulierte Faltenwürfe wie fließende, stofflich zerrissene Gewänder, geologische, lava-artige, faltige Strukturen, – Wasserskulpturen. Es sind teilweise aus der Gestik, teilweise durch Zufall entstehende natürliche Gesetzmäßigkeiten in der Formwerdung, wie Korrosion, Zerfall, Versteinerung, Verwitterung, nicht durch ein Nachbilden, sondern im Prozeß der künstlerischen Produktion verfängt sich Natur. Es bleibt zweideutig, ob diese felsenartigen, zerklüfteten Formen dem Gebirge oder dem Meer angehören. Wie durch Sedimentation, also durch Ablagerung von Material an Land, wie Eruptivgestein, das aus der raschen Abkühlung einer Gesteinsschmelze hervorgeht. Es sind Prozesse, prozessive Zufallsordnungen, organische, biomorphe Skulpturen, mit Hohlformen, Wölbungen, Rissen, Knickfalten, eingeschlossenen Luftblasen, Ranken, Flechten, Schlingen, Tropfenformen, Verästelungen, muschelartigen Öffnungen. An mehreren Stellen ragen abgebrochene, algenüberwucherte Zeichen, geäderte Blätter, Wurzeln, Alraunen auf, eine überraschende wundersame Welt, in absurder Realistik, eine Art Allegorik der realen Dinge.

Durch Besetzung und Einlagerung von vorfabrizierten Dingen, Naturabgüssen, Perlen, Ästen, Rinden, Gliedern, aber auch kristallinen Formen, entstehen bizarre, an zerklüftete Korallenriffe erinnernde versunkene Landschaften. Wie auf einem Riff besetzt Karner die karstig wuchernden Klippen mit scheinbar wesensfremden Elementen, schafft er eine poetische Umdeutung von Wirklichkeit. Er kombiniert Naturformen mit Kunstformen, es finden sich heterogene, unerwartete Verbindungen, eine Folge von Suggestionen und Transmutationen, wirklichen Materialien der Natur mit Gegenständlichem, Dinghaftem. Es entsteht eine Form von Mimikry, Ähnlichkeiten, Tarnungen. Ein Schöpfungsprozeß, ein Abguß des Momentanen und Zuständlichen. Wie beim Bleigießen können wir versuchen Gestalt zu finden, zu lesen, und zu deuten.

Karner erkundet die evokativen Strukturen und Diagramme der Natur, fügt seine eigenen meditativ erfundenen Figurationen bruchlos in seine Skulpturen ein, und erreicht dadurch jene innere Natürlichkeit und Wahrscheinlichkeit die den Tatsachen der Natur eingeschrieben sind. Die Plastik wird letztendlich mit einer feuerfesten Masse aus Schamott und Gips ummantelt und bei 600 Grad ca. 40 Stunden in einem Ofen erhitzt, bis das Wachs ausgeschmolzen ist, und die Materialien verbrannt sind. Dieses Wachsausschmelzverfahren nennt man „Verlorene Form“. Der entstandene Hohlraum, wird nun mit Bronze oder Aluminium ausgegossen.

Die Skulpturen sind einmalige Güsse, Unikate. Sind wir froh, daß die Skulpturen von Karl Karner hier im Skulpturengarten der summerstage, hier am Ufer des Donaukanals gestrandet sind. (Loys Egg)

[Quelle: http://www.summerstage.at/]

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last modified at 15.06.2016


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