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Markus Hanakam & Roswita Schuller. Die acht Schätze

06.09.2016

Neuer Kunstverein Wien, NKW, Wien / Österreich
Philips Haus, Wien / Österreich (Veranstaltungsort)

Die Werkgruppe der Acht Schätze wird von acht übermalten Reprofotografien gebildet, die Hanakam & Schuller seit 2014 aus Auktionskatalogen extrahiert haben; allesamt Abbildungen von Porzellanfigurinen aus dem 18. Jahrhundert – das prototypische Bild einer Antiquität und auch Sammelbecken für die Exotismen dieser Zeit.

Diese Chinaware – das Porzellan- oder elegant „Chinoiserien“ bilden die Sehnsucht der europäische Oberklasse nach der vermeintlich heilen Welt des Orients und des chinesischen Großreiches, wie man sie aus Erzählungen Marco Polos und anderer Reisender kennenlernte.... Neben der Verfügbarkeit importierter Artefakte aus Porzellan, Seide und Holz produzieren auch die europäischen Porzellanmanufakturen in dem „neuen“ Stil und schaffen neben einer Mode auch einen kolonialisierten Bezug von Material und Inhalt.

Noch in unserem heutigen Alltagsleben ist der Begriff der Acht Schätze geläufig, vorwiegend von den Karten der Chinarestaurants. Tatsächlich sind die Acht Schätze – oder Acht Kostbarkeiten- Elemente der traditionellen chinesischen Ästhetik und Ikonologie, sie setzen sich aus dem noch umfangreicheren Reservoir der Hundert Schätze zusammen; Motive die in der Kalligrafie wie auch in anderen Künsten immer wieder dargestellt wurden. Auch im mystischen Sinn trifft man auf die Kombination der Acht, wie den acht kostbaren Organen Buddhas oder den acht Triagrammen aus dem altchinesischen Buch der Wandlungen („I Ging bzw. Yì Jing“).

Hanakam & Schuller zeigen mit Ihren Repros in der Darstellungskonvention des Auktionskataloges Porzellanfigurinen mit leichtem Schatten vor neutralem Hintergrund. Alle ausgewählten Objekte sind dem Rokoko zuzuordnen. Es sind also weder „autonome“ Skulpturen, noch „Design“-Objekte im eigentlichen Sinn – dennoch schon Erzeugnisse serieller Fertigung (beispielsweise aus den Manufakturen Meissen oder Frankenthal). Diese Objekte sind bereits Hybride zwischen Kunsthandwerk und Alltagsgegenstand, wenngleich sie für die Zeitgenossen des mittleren 18. Jahrhunderts noch weit davon entfernt sind, einer Allgemeinheit zugänglich zu sein.
Die Künstler überzeichnen die sowohl historische als auch zeitgenössische Auratisierung der Artefakte im Wortsinn, wenn sie auf den Reprofotografien, die noch Druckraster und Losnummer erkennen lassen, Auraflächen auftragen, wie sie der gängigen esoterischen Praxis der Aurafotografien von Personen zu deren Charakterisierung entsprechen. Verschiedene amorphe Farbfelder aus farbiger Acryltusche überziehen die Abbilder der Porzellangruppen. Der lokal (in Österreich) etablierte Gestus der Übermalung, ebenfalls eine hochgradig auratisierte Kunstform, wird auf ironische Weise mit ins Spiel gebracht.



[Quelle: www.neuer-wiener-kunstverein.at]

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zuletzt geändert am 10.10.2016


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