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Claudia Märzendorfer. 72 km+

Einladung: Claudia Märzendorfer. 72 km+. 2016

08.12.2016 - 26.01.2017

Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, Graz / Österreich

Die künstlerische Praxis von Claudia Märzendorfer (*1969 in Wien, lebt in Wien) umfasst Projekte, die sich gängigen Erwartungshaltungen gegenüber als Produkt mit vorgelager-
tem Prozess entziehen. Ob unbeständige Installationen aus Staubpartikel oder prekäre Eisskulpturen wie abspielbare Schallplatten aus gefrorenem Wasser, die Arbeiten neigen zur Verflüchtigung ohne Wiederkehr. Sie handeln von Verschiebung und Unterwanderung von Normalsituationen, etwa im Falle der in der Ausstellung gezeigten gestrickten (Re-)Konstruktion von Ersatzteilen eines Lastwagens und einer raumfüllenden Wandzeichnung.... Motor ihrer künstlerischen Unternehmungen ist die Nichtakzeptanz des Gegebenen, die Vergänglichkeit der Zeit dabei das wesentlichste Element. Und gleichzeitig ist sämtliches Wissen um äußere Determinanten, Bedingungen und Praxen Teil ihrer künstlerischen Produktion.

Alles begann mit einem LKW-Reifen, den Claudia Märzendorfer 2005 als ersten einer Reihe von ‚LKW Ersatzteilen’ anfertigte. Die Werkgruppe „silent running“ (seit 2005) umfasst neben fünf gestrickten LKW-Reifen jetzt auch weitere Teile, beispielsweise einen Auspuff, Tank, Scheinwerfer und einen Motorblock. Im Vorfeld der Produktion studierte die Künstlerin Baupläne für Motor und Mechanik, machte eine Reihe von Zeichnungen hiervon und entwarf Strickmuster für Reifenprofile und Schneeketten. Die ‚Ersatzteile’ wurden dann in monatelanger Handarbeit möglichst detailgetreu angefertigt, Masche für Masche nahmen die großformatigen Objekte langsam Form an. Mit dem organischen Gewirr an Schläuchen und Kammern erinnert „Motorblock“ (2012–13) an ein Herz oder ein mechanisch-technisches Eingeweide, das sich verselbständigt hat. Von Anfang an implizierte Stricken als Herstellungsverfahren jedenfalls einen absurd aufwändigen Arbeitsprozess. Angesichts eines allgemein akzeptierten Effizienz- und Optimierungsgebots stellt die gewählte Produktionsmethode weniger einen Anachronismus dar, als diese eine bewusst gesetzte Gegenläufigkeit in einer marktorientierten Instant-Gesellschaft ist: ein anarchischer Moment und ein durchaus politisches Statement. Wie bei ihren flüchtigen Skulpturen aus Eis, deren Verfallsprozess mit dem Zeitpunkt ihrer Präsentation einsetzt, sowie ihren temporären Raumarbeiten und Wandzeichnungen ist eine Perspektive frei von Funktionalität ein Motor für die Künstlerin.

In den Räumen des Künstlerhaus arrangiert Claudia Märzendorfer den großen Werkblock als Ersatzteillager und führt die Besucher_innen im größeren Teil des Raumes durch ein leeres Archiv, das durch die zarte und ortsbezogene Wandzeichnung und den Monolog eines fiktiven Archivars Bilder im Kopf entstehen lässt. Die dazu entstandenen Editionen werden im Rahmen der Ausstellung aufgelegt.

Claudia Märzendorfer (*1969 in Wien, aufgewachsen in Graz, lebt in Wien) studierte an der Akademie der Bildenden Künste, Wien (Bruno Gironcoli). 2014 erhielt sie den Outstanding Artist Award für bildende Kunst des BKA Wien, Sektion Kunst.

Die Ausstellung ist an zwei Spielorten in Maribor und in Graz zu sehen. An der vielteiligen Skulptur arbeitet Märzendorfer seit nunmehr 11 Jahren und hat bislang 72 Kilometer Wolle verstrickt, dies entspricht auch der Distanz zwischen den beiden Ausstellungsorten Graz und Maribor.

Zur Eröffnung wird die Edition „unter ein Bild" mit einführenden Worten von Ruth Horak präsentiert. Die Edition erscheint in der Auflage 50 + 12 a.p. und entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung der Stadt Graz.


[Quelle: www.km-k.at]

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last modified at 12.01.2018


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