Marcin Maciejowski. Dimmed Colours

29.08.2016 - 19.11.2016

Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg [Villa Kast], Salzburg / Österreich

Die Galerie Thaddaeus Ropac zeigt ihre dritte Einzelausstellung des polnischen Künstlers Marcin Maciejowski. Es ist die erste Ausstellung Maciejowskis in den Salzburger Galerieräumen.

Maciejowski ist ein großartiger Beobachter des modernen Lebens. Er transferiert auf den ersten Blick unscheinbare Alltagszenen, vergessene Bilder aus Archiven und historischen Publikationen in realistische Gemälde. Flüchtige fotografische Bildwelten werden durch den analogen Prozess des Malens verlangsamt. In einem virtuosen Akt einer für Maciejowski typischen Vereinfachung und Schematisierung verbindet der Künstler eine zuweilen comicartige Plakativität mit einem weichkantigen, stellenweise pastosen, diffizilen Duktus, der geradezu altmeisterlich anmutet.... Der Schriftsteller Baldassare Castiglione (1478-1529) etablierte im frühen 16. Jahrhundert den Begriff der Sprezzatura, mit dem er die Fähigkeit beschrieb, anstrengende Taten mühelos erscheinen zu lassen. Der Kunsthistoriker Werner Busch verwendete diesen Begriff einmal in einer Berliner Vorlesung, um die höfische Leichtigkeit in Rembrandts Spätwerk zu charakterisieren. Diese Leichtigkeit, diese Eleganz ist es, die für Maciejowski ein erstrebenswertes Ideal darstellt.

Der Titel der Ausstellung Dimmed Colours bezieht sich, so der Künstler, auf die in den neuen Werken zur Verwendung kommende Farbpalette, aber ebenso auf Maciejowskis Sicht auf die aktuellen Szenarien internationaler Politik. In seiner für ihn so typischen lakonischen Art vermengt er in dieser neuen Serie politische Slogans, die er während des Arbeitens im Radio wahrnimmt mit Motiven, die er seinem Alltag oder der Sphäre der Kunstwelt entnimmt. Politische Statements klingen für Maciejowski zuweilen wie Phrasen eines Kunstkritikers. Das Spiel von politischer Rhetorik und künstlerischer Praxis und ihre gegenseitige Durchdringung ist Leitmotiv dieser Serie. Kleine private Angelegenheiten werden mit fundamentalen politischen Themen vermischt.

In Maciejowskis Werken treffen alltäglich Szenen aus der Krakauer Künstlerszene auf kunsthistorische Ikonen, die Maciejowski mit bewunderndem Blick malerisch nachzuvollziehen versucht. “Maciejowski approached this new reality [of the cultural and political system changes since 1989 in Poland] with his trademark lack of pretension. He became an observer of contemporary life in both its banal and its official capacities, foregoing a close inspection of the world in favour of presenting its image, which he collects without feeling any urgent compulsion to compile them into a whole and comprehend them. [...] [The artist’s] individuality and originality emerge in the selection process. After all, ‘we only see what we’re looking at’, as John Berger once wrote.” (Marek Swica)

Marcin Maciejowski wurde 1974 in Babice bei Krakau geboren, studierte in den Jahren 1994 bis 1996 Architektur an der Polytechnischen Hochschule von Krakau und von 1996 bis 2001 Grafik an der dortigen Kunstakademie. Gemeinsam mit Rafal Bujnowski, Marek Firek, Wilhelm Sasnal und Josef Tomczyk gründete er die Grupa Ladnie (Pretty Group). Sie negierte den Mythos des Künstlers als genialen Schöpfer und stellte die gesellschaftsverändernde Kraft von Kunst in Frage.

Seit Anfang der 2000er Jahre wird Maciejowskis Werk international ausgestellt und befindet sich in bedeutenden öffentlichen Sammlungen wie etwa in der Sammlung des Belvedere Wien, in der Gallery for Contemporary Art Bunkier Sztuki Krakow, im Schauwerk Sindelfingen, im Astrup Fearnley Museet for Moderne Kunst Oslo, im Centre Georges Pompidou Paris, im Whitney Museum of American Art New York, im San Francisco Museum of Modern Art, der Sammlung Thyssen-Bornemisza und im Los Angeles County Museum (LACMA).

Das National Museum Krakow zeigte von März bis Mai 2010 eine umfassende Einzelausstellung mit Marcin Maciejowski. Es folgten Solo-Schauen im Juli und August 2010 in der Ostdeutschen Galerie Regensburg sowie von Februar bis Juni 2013 im BALTIC Centre for Contemporary Art in Gateshead.

Marcin Maciejowkski lebt und arbeitet in Krakau.

[Quelle: www.ropac.net]