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PAYER GABRIEL + N 48° 11’ 47.038" O 16° 21’ 59.259"

06.05.2017 - 17.06.2017

Christine König Galerie, Wien / Österreich

PAYER GABRIEL (Micha Payer, geb. 1979 in Wolfsberg und Martin Gabriel, geb. 1976 in Linz) agieren in einem Spannungsfeld zwischen willkürlicher Ordnung und systematischer Zufälligkeit, die gleichwohl wiederum systematisiert werden und deren Ausgangspunkt die Reflexion über die Welt im Mikro- und Makromaßstab ist. In diesem Gedankenraum werden Meteoriten zum Sinnbild für die künstlerische Strategie: Wissenschaftliche Theorien besagen, dass es die Kometen waren, welche die Grundbausteine für ein Leben auf der Erde ermöglichten.... Für die Künstler ist ein Meteorit der Inbegriff des Fremden im Eigenen und provoziert die Frage, ob der Mensch aus „Sternenstaub“ zusammengesetzt ist.

Die neue Werkserie "Apologie des Zufälligen" entstand in den letzten beiden Jahren im Kontext dieser Überlegungen. Der Titel bezieht sich auf Odo Marquard, der in seiner gleichnamigen Schrift den in der Philosophie gerne vernachlässigten und verdrängten Begriff des Zufalls verteidigt.

Groß- und mittelformatige Zeichnungen entwickeln sich aus den Formaten A4 und A5, welche in unterschiedlichen Farben mit Tusche grundiert, ein Raster für die jeweiligen Bildfragmente bieten. Erst in der Zusammenführung ergibt sich ein Motiv, welches das Fragment eines größeren Ganzen darstellt. Ergänzungen oder die Substitution von Teilen erzeugen weitere Ausdehnungen, denn die Arbeiten der Künstler befinden sich in einem konstanten Permutationsprozess. Als Quellen dienen ihnen physikalische und biologische Sachverhalte, historische Referenzen oder Zitate aus der Kunstgeschichte.

Ergänzt wird die Soloschau von PAYER GABRIEL durch Leihgaben aus dem Naturhistorischen Museum Wien.

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Am 31. Januar 2014 - in seinem Vortrag an der Bucknell University in Lewisburg, Pennsylvania - prägte Neil deGrasse Tyson den Begriff „Generation Exoplanet“, dessen Definition er noch während seiner Rednerzeit twitterte. Er bezog sich dabei auf die 1995 erstmalig stattgefundene Entdeckung eines Planeten außerhalb unseres eigenen Sonnensystems. Die Bevölkerungsgruppe der Generation Y, Millennials oder Digital Natives erhielt damit eine weitere Subkategorisierung und umfasst alle Menschen, die nach 1995 zur Welt kamen. Sie leben seit ihrer Geburt in einer Realität, die vor wenigen Jahrzehnten als Science Fiction, höchstens als Utopie, existierte. 22 Jahre später sind ca. 3600 Exoplaneten in unserer Galaxie entdeckt worden, auf 50 unter ihnen könnte erdähnliches Leben möglich sein.

Die Künstler Andreas DUSCHA, Dona JALUFKA, KERNEL, Ralo MAYER, Valentin RUHRY und Björn SCHÜLKE bedienen sich der wissenschaftlichen Faktizität unseres Jahrhunderts und entwickeln multiple Disseminationsmodelle. Ausgangspunkt aller künstlerischen Überlegungen bildet unser Planet in seiner Position im Weltall und vice versa.

Andreas DUSCHA reproduziert in seinem Diptychon Arecibo die gleichnamige Botschaft, welche 1974 als Radiowellen-Signal vom Observatorium in Arecibo, Puerto Rico, in den Kugelsternhaufen M13 / Sternbild Herkules geschickt wurde. Der Binärcode sollte über die Biologie der Menschen und die Population der Erde Aufschluss geben, vorausgesetzt ein hypothetischer Empfänger könnte die Nachricht darstellen und deuten. DUSCHA überträgt diese Daten mithilfe eines Durchdrucks in zwei exakte Abbilder, deren schwarz-weiße Farbgebung und exakte Installation je eine Positiv- und Negativdarstellung erzeugen.

Dona JALUFKA präsentiert Sisyphus Narcissist, eine halbe Kugel aus Suevit, einer Gesteinsart, die durch einen Meteoriteneinschlag entstand und legt diese auf einen ovalen Biedermeierspiegel. Durch die Spiegelung erweitert sich die Form zwar zu einer ganzen Sphäre, dem Betrachter jedoch erscheint sie aus jedem Blickwinkel verzerrt.

Das griechische Künstlerkollektiv KERNEL (Pegy Zali, Petros Moris, Theodoros Giannakis) stellt mit dem Videoessay Raw Rate (New Silk Road) keinen direkten Bezug zum Weltraum her, sondern bildet die Topografie des griechischen Abschnitts der Neuen Seidenstraße ab. Es ist dies eine global umkämpfte Wirtschaftszone, deren Google Earth Koordinaten KERNEL benutzte, um eine automatisierte Videotour aus der Vogelperspektive zu generieren.

Ohne Ton - aber nicht stumm - ist das Video Warum sehen wir das Bild der Erde so oft (dass wir es gar nicht mehr sehen)? von Ralo MAYER. Aufnahmen des Planeten Erde aus dem Weltraum stellt er handschriftliche Notizen gegenüber, eigene und fremde, fundiert recherchiert aus wissenschaftlich-philosophischen Schriften. Er schafft so ein Narrativ über die Geschichte des Abbildes der Erde, welches zum kollektiven, visuellen Gedächtnis geworden ist.

Valentin RUHRY zeigt die Grenzen und Ausdehnungen der (un-)sichtbaren Galaxie in einer Skulptur aus der L-Serie: die suggerierte Krümmung des Materials, das sternenbesetzt scheint, weicht der Ecke des realen Raumes aus, um sich an der Lichtbarriere einer Neonröhre knapp vorbei zu schmiegen. Eine zweite Materialprobe liegt unweit davon entfernt, in sich verschlungen, die Dynamik eines schwarzen Loches suggerierend.

Ist der Weltraum stumm? Existieren für uns hörbare Geräusche? Die Soundkulisse, die sofort eine entsprechende Assoziation erweckt, wird durch das Theremin generiert. Björn SCHÜLKE nutzt das Sci-Fi Kultgerät als Basis für seine Klangskulptur Supersonic #6, welche formal an ein Roboter-Insekt oder eine gelandete fliegende Untertasse erinnert und mit dem Vorbeigehenden kommuniziert.

[Quelle: www.christineköniggalerie.com]

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last modified at 28.07.2017


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