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Stefan Balkenhol. Neue Skulpturen

28.08.2017 - 28.10.2017

Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg [Villa Kast], Salzburg / Österreich

Die Galerie Thaddaeus Ropac Salzburg zeigt eine Einzelausstellung des deutschen Bildhauers Stephan Balkenhol (geboren 1957 in Fritzlar, Hessen).

Bereits während seines Studiums bei Ulrich Rückriem an der Hamburger Akademie der Bildenden Künste (1976-82) entschloss sich Stephan Balkenhol, figurativ zu arbeiten. Angesichts der konzeptuellen Strenge und des Minimalismus der Werke seines Lehrers sowie der Dominanz abstrakter Tendenzen in der Skulptur der 1960er und 70er Jahre war dies nicht selbstverständlich.... 1982 und 1983 entstanden die ersten farbig gefassten Holzskulpturen, die einen für Balkenhol typischen Stil zeigten, der in den folgenden Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und auf einen langsam wachsenden Themenkanon ausgeweitet wurde: Eine archaische, expressive Behandlung des Materials Holz trifft auf die Darstellung menschlicher, tierischer oder fabelhafter Figuren, die entweder in unprätentiöser Pose verharren oder in alltägliche – zumindest emotionslos vollzogene – Interaktionen verwickelt sind. Trotz präziser Abgestimmtheit der Proportionen bleibt dabei das bearbeitete Holz als grobes, behauenes Material stehen. Die dargestellten Wesen sind entweder überlebens- oder unterlebensgroß, nie haben sie natürliches Maß. Durch dieses Mittel der Verfremdung wird ein interessantes Spannungsverhältnis erzeugt: Wirken die Figuren menschlich scheinbar sehr nah, sind sie gleichzeitig räumlich stark distanziert und abgehoben. Hinzu kommt, dass Balkenhols Gestalten keinem speziellen Milieu verhaftet sind und nicht unter gesellschaftlichen Aspekten betrachtet werden wollen. Inhaltlich offen und neutral vermitteln sie keine andere Botschaft außer derjenigen ihrer eigenen Präsenz.

Einerseits demonstriert Balkenhol durch seine Verpflichtung auf das Banale und Spielerische eine Affinität zur Pop Art und durch das Insistieren auf Autonomie und Selbstreferenzialität eine Verwandtschaft zur Minimal Art. Andererseits steht Balkenhol in seinem Bestreben, die Skulptur von politischen, religiösen oder allegorischen Implikationen zu befreien in der Tradition von Bildhauern wie Aristide Maillol, Georg Kolbe und Wilhelm Lehmbruck.

»Ich will keine geschwätzigen, expressiven ausdrucksstarken Figuren. Deshalb suche ich nach dem offenen Ausdruck, von dem aus alle Zustände möglich sind«, so Balkenhol.

»Stephan Balkenhol ist einer jener Bildhauer, der Gegenwart, der die Prinzipien der Minimal Art und der Conceptual Art am engsten und präzisesten in den Kontext unserer Zeit überführt« (Robert Fleck). Dieser Gesichtspunkt mag überraschen, weil das Werk von Stephan Balkenhol in erster Linie mit figurativen Ansätzen in Verbindung gebracht wird. Auch in den Ganzkörper-Skulpturen bleibt der regelmäßige Kubus, der den Ausgangspunkt für diese Skulpturen bildet, für das Auge des Betrachters bestehen. Der obere Teil ist virtuell vorhanden, da die figurale Gestalt seine Maße respektiert. Der reale Kubus im unteren Teil ist untrennbar mit der figuralen Gestalt verbunden, die aus ihm erwächst, und setzt sich deshalb rund um sie herum auch augenscheinlich fort. Ulrich Rückriem: »Balkenhol hat als einziger meiner Studenten verstanden, dass man eine Skulptur nur aus einem Block machen darf und den Block respektieren muss.«

Thomas Oberender bemerkte anlässlich eines 2011 stattgefundenen Gesprächs über Balkenhols Werk: »In ihren weißen Hemden und schwarzen Hosen, in den schlichten Kleidern könnten diese Menschen genauso gut aus der Stadt sein wie vom Land, reich sein oder auch arm, traurig oder zufrieden. Sie sind: schauend. Sie sind sehr exakt in jene schwebende Ruhe versetzt, die ihnen eine gewisse Allbekanntheit beschert. Und sie sind auch in ihrer Haltung in raffinierter Weise unberechenbar, weil sie nichts tun, als warten, indem sie in die Ferne schauen, aus der sie kommen und in die sie gehen, scheinbar ohne etwas zu wollen. [...] Ich glaube, dass es eine äußerst exakte Berechnung ist, die diese Unbestimmtheit erzeugt, die uns anzieht.«

[Quelle: http://ropac.net/]

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last modified at 03.10.2017


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