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Matt Mullican. 5 Worlds 12 Benches

Einladung: Matt Mullican. 5 Worlds 12 Benches. 2013

20.06.2013 - 03.11.2013

Kunstplatz Graben, Wien / Österreich

Wie erfolgt unser Austausch mit der Umwelt? Worin zeigen sich äußere Eindrucke und innere Empfindungen? Wie erschließen sich Erkenntnis, Existenz und Ich-Bewusstsein? Wie vermittelt sich das Wissen um die Welt? Seit den 1980er-Jahren arbeitet Matt Mullican an einem Konzept zur Systematik alles dinglich Seienden und nichtdinglich Denkbaren.
Um das Erfassen vielfältigster Weltzugänge und Dingformen zu kategorisieren, legte Mullican eine fünfteilige Hierarchie an, deren Sinnzuweisung sich an 5 WORLDS 12 BENCHES ablesen lasst: Raster, ähnlich Grundrissen oder Stadtanlagen – mit Signets, Schaubildern oder Piktogrammen kombiniert.... Am Wiener Graben wurden diese Bezüge durch die umgebenden Werbeinschriften und den Fassadendekor des Boulevards besonders deutlich. Teile von Mullicans Visualisierungen wirken aber auch wie wissenschaftliche Darstellungen. Auch die „Wiener Bänke“ zeigen Ähnlichkeit mit Organigrammen, Statistiken und Informationsbildern. Deswegen nennt Mullican die Serie seiner systematischen Bildzeichen auch „Charts“.
Mullicans Entwurf für den Kunstplatz Graben sah zwei Reihen Sitzbänke vor, Stoß an Stoß aufgestellt. Die erste Reihe zeigte grafische Anordnungen in schwarzer Kontur, die zweite farbige Variationen in ähnlich strenger Geometrie. Eine Bank stand für Subjektivität, eine zweite für die Sprache und Ausdrucksformen, eine dritte für die gerahmte Welt, zu der auch die Kunst gehört, die vierte für die ungerahmte Welt und die Welt als solche und die fünfte für Materialität. Die verbleibende sechste versammelte alle diese Bedeutungen.
In dem Werk spiegeln sich die Sinndimensionen und fünf Weltzugehörigkeiten wider: Das Grün der von Tuchlauben und Naglergasse her kommenden ersten Bank steht für die Natur. Bei Mullican bezeichnet Grün die Substanz alles Dinglichen, nicht nur Landschaft und Ökologie. Entsprechend finden sich hier die vier Elemente: Der grüne Mittelkreis zeigt die Zeichen von Wasser, Erde, Feuer und Luft. Zwei rechteckige gelbe Eckfelder, die den Kreis flankieren, bleiben leer. Gelb steht allgemein für die Idee, die sich mit der Natur in diesem Chart nicht überschneidet. Auf der benachbarten Bank rücken die gelben Quadrate Richtung Mittellinie — im Zentrum ein blaues Feld, in dem Zeichen des Alltags wie Menschen, Häuser, Nahrung und Bäume eingeschrieben sind. Die beiden folgenden Bänke zeigen neben den gelben Gevierten, die nun mittig zusammenfinden, Halbkreise an den Seiten. Von oben besehen wirken sie wie Wurfkreise eines Handballfelds. In einem Fall ist der Halbkreis rot auf schwarzem Grund, wodurch „Subjektivität“ zum Ausdruck gebracht wird, im anderen grün, neuerlich Pate für die „Natur“ oder die einfache Materialität als solche, doch dieses Mal in blauer Nachbarschaft. So wird die Schnittstelle zum „Alltag“, zur ungerahmten Welt, zum Thema. Im Zentrum der beiden Charts sind jeweils gefüllte gelbe Felder mit verdoppelten Piktogrammen zu sehen. In Mullicans Farbvokabular bedeutet Gelb die diskursive Erfassung der Welt, die „Idee“, eine Form der platonischen Erschließung des Wirklichen. In diesem Feld versammeln sich die Künste. Jeweils zwei Zeichen stehen für das Theater, den Film, die Malerei und die Literatur. Die benachbarte, blau dominierte Bank zeigt die Zeichen für Tanz, Musik, Fotografie und Bildhauerei. Auf der folgenden, der vorletzten Bank, rückt das Blau flächig nach außen und die gelben Felder rücken wieder auseinander. Sie leeren sich. Dennoch ist dies diejenige Bank, welche die Zeichen aller fünf Welterschließungen in sich umfasst. Die letzte, der Jungferngasse am nächsten gelegene Bank beschließt die symmetrische Komposition. In ihrer Mitte findet sich — den grünen Kreis des anderen Endes im Norden spiegelnd — ein weiß-roter Kreis, der Kern menschlicher Subjektivität.

Text: Thomas D. Trummer

[Quelle: www.koer.or.at]

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