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springerin 2/04. Rip-off Culture

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springerin 2/04. Rip-off Culture. 2004 [Inhaltsverzeichnis]
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Wien / Österreich

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2004

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Umfangsangabe: 96 S. : zahlr. Ill. // Fragen der kulturellen Aneignung haben in letzter Zeit an Brisanz gewonnen. So prallen immer häufiger ideelle Besitzansprüche auf real existierende Besitzverhältnisse – und das auf immer drastischere Weise, wie die aktuellen Verteilungskämpfe um kulturelle Güter, aber auch die sie begleitenden legistischen Maßnahmen belegen. Eine neue Konstellation scheint sich hier abzuzeichnen: Die Verfechter von Copy, Rip & Burn auf der einen Seite, jene von Copy Protection und Anti-Filesharing-Feldzügen auf der anderen. Dabei haben sich in den appropriierenden Verfahren der Kunst die Problemzusammenhänge von Original und Kopie, von Referenz und Übernahme, immer schon auf komplexe Weise artikuliert. Wie etwa der intertextuelle Umgang mit kunst-externem« Wissen heute konkret aussieht und welche Betrachtungsweisen er befördert, dem geht Daniel Pies in seinem Beitrag nach. Ana Peraica erinnert im Gegenzug daran, dass die Übernahme westlicher Originalitäts- und Urheberrechtsstandards den Kulturszenen Osteuropas eine paradoxe Position aufzwingt – kam doch dem Kopieren kulturhistorischer bzw. verbotener Vorlagen lange Zeit eine wichtige Funktion zu. Und Luchezar Boyadjiev verdeutlicht anhand zweier Fallstudien, inwiefern das Verhältnis von Künstler/in und Sammler/in stets einer Art Dilemma von »Aneignung-als-Enteignung« ausgesetzt ist. Dabei reicht die Symptomatik der weltweit im Anwachsen begriffenen Rip-off-Kultur weit über den künstlerischen Bereich hinaus. Sie zeichnet sich in der generellen Sichtweise, Kreativität mit Nonkonformität gleichzusetzen, ebenso ab wie in der Debatte um Patentschutz und Generika in der Biotechnologie oder in den grassierenden Praktiken so genannter »ethnischer Samplings« in der Gegenwartsmusik. In all diesen Sphären wird deutlich, dass die Trennlinie zwischen Eigentum und Diebstahl schwierig zu ziehen ist. Schwieriger zumindest, als die selbstgerechten Sachwalter westlichen Industrieguts, aber auch die Proponenten des uneingeschränkten Zugriffs auf den gesamtkulturellen Samplingpool, zuzugestehen gewillt sind. So stellt das Plündern fremder, aber auch »eigener« Kulturen ein nach wir vor virulentes Thema dar, das nicht nur den Schutz geistigen Eigentums betrifft. Vielmehr klingen darin übergeordnete Machtzusammenhänge an, denen die Beiträge dieses Heftes kritisch nachgehen. [Quelle: www.springerin.at, 23.10.2017]

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