Xaver steuert fremd und dem Rassismus entgegen

Der Medienkünstler Franz Xaver steuert zum fremd.netz seine netzbasierte Installation Fremdsteuerung bei. Das Projekt findet in der Wiener U2-Station Babenbergerstraße und online statt. Termin: 11. Dezember, 18.30 - 24 Uhr.


Das Szenario von Franz Xavers Installation stellt sich folgendermaßen dar: An einen Uralt-Computer (d.h. Baujahr ca. 1985) sind etwa 50 elektronische Geräte wie Leuchtreklamen, Bohrmaschinen und Ähnliches angeschlossen.

Via Internet können User auf den Computer zugreifen und die Geräte per Mausklick ein- und ausschalten. Eine Webcam nimmt die Aktivitäten vor Ort (Blinken, Bewegungen etc.) auf, um die Netizens von der Umsetzung ihrer Befehle zu überzeugen.

Im Interview erklärt Franz Xaver, worauf es ihm bei der "Fremdsteuerung" ankommt und wieso "alte" Medienkunst auch heute noch ihre Gültigkeit hat.

Was ist das Besondere an Ihrer Installation "Fremdsteuerung"?

Auf den ersten Blick ist einmal der Computer selbst ein Kuriosum. Es handelt sich dabei um ein Vorgängermodell des legendären Commodore 64. Obwohl das Gerät mittlerweile sehr alt ist, funktioniert es trotzdem noch und kann die elektronischen Geräte einwandfrei steuern.

Und um welche Aussage geht es Ihnen dabei?

Mittlerweile werden die Medienkunstwerke aus der Zeit vor dem Netzboom als unglaublich überholt abgetan. Das geschieht zum Teil vielleicht sogar zu Recht, aber es gilt nicht immer und nicht für alles.

Das Internet kann einen weiteren interessanten Aspekt liefern. Die Netzkunst kann eine Weiterentwicklung der Medienkunst der 80er Jahre sein, aber sie baut immer noch auf sie auf.

Ein Großteil der "Fremdsteuerung" entstand bereits Mitte der 80er Jahre. Neu ist "nur" die Vernetzung und die Möglichkeit, die Geräte über das Internet zu steuern und zu beobachten.

Die Installation wird am 11. Dezember in Zusammenhang mit den "Get to Attack"-Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit gezeigt. Was bedeutet für Sie das Wahlergebnis vom 3. Oktober?

Es ist in erster Linie einmal schrecklich peinlich für Österreich. Aber es hätte noch peinlicher ausfallen können. Und ich möchte mit meiner Teilnahme an fremd.netz dazu beitragen, dass es in Zukunft nicht tatsächlich noch viel, viel peinlicher wird.

Welchen Beitrag kann das Netz im Kampf gegen Rassismus liefern?

Es entsteht im Netz eine Muster-Community mit eigenen Regeln, die dezentral aufgebaut sind und demokratisch eingesetzt werden.

Das Netz hat da so eine Art Selbstregelungsmechanismus. Beispiel Spam: Sobald einige Unternehmen auf die Idee kamen, an Millionen von Menschen ihre Werbemails zu verschicken, fanden Programmierer eine Softwarelösung zur Abwehr solcher Massenmails.

Oder das Betriebssystem Linux: Obwohl Microsoft alle Ressourcen hätte, ist Linux in vielen Bereichen einfach nicht zu verdrängen. Geschaffen wurde es von der Netz-Community.

Spricht die österreichische Netzkunst politisch mit einer lauten Stimme oder wird sie eher überhört?

Die österreichische Netzkunst ist Österreich-politisch leider sehr leise. Und das, obwohl es eine sehr starke Netzkunstszene gibt.

Es haben sich innerhalb der Szene komplett verschiedene Bereiche gebildet, die nur schwer miteinander zu vereinen sind. Es gibt thing, t0 - public netbase, mur.at und noch viele andere, aber sie haben wenig miteinander zu tun. Würden alle an einem Strang ziehen, hätten sie einen extrem starken Background im Lande.

Meine Teilnahme an fremd.netz ist beispielsweise ein Schritt entgegen dieser Segregation. Ich finde es gut, dass wir angesichts der politischen Lage zusammenhelfen. Da muss man eben persönliche Animositäten zurückstecken.

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