Offen für Junge

Seit nunmehr 55 Jahren bestehen die ÖW als ein Zusammenschluss österreichischer Kunstbetriebe in einer unabhängigen Genossenschaft.


Trotz großer künstlerischer Erfolge war die "Wiener Werkstätte" (WW) immer wieder von finanziellen Abstürzen bedroht. Die hehre Idee, zeitgemäße Entwürfe in bester Qualität einem großen Kundenkreis zugänglich zu machen, scheiterte schließlich 1932 am dennoch elitären Charakter des Unternehmens, sowie an den Folgen der Weltwirtschaftskrise.

Nach dem Krieg gab es durch die Initiative Hoffmanns einen Neubeginn als "Österreichische Werkstätten" (ÖW).

Neue ökonomische Bedingungen

Auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht stellten spätere Generationen den Pionieren des guten Alltagsgeschmacks ein schlechtes Zeugnis aus. Man habe sich nicht flexibel gezeigt und an die veränderten ökonomischen Bedingungen angepasst, hieß es etwa. 1914 wurde die WW in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, wobei die Bankiersfamilie Primavesi die Hauptanteile erhielt.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der Monarchie war auch die Klientel für den gediegenen Stil kaum mehr vorhanden. 1926 meldete das Bankhaus Primavesi Konkurs an. 1932 wurden in der Folge die insolventen "Wiener Werkstätten" liquidiert.

1948 in "Österr. Werkstätten" umgewandelt

Hoffmann blieb seiner Vision jedoch treu und engagierte sich im "Österreichischen Werkbund", und ab 1934 im "Neuen Werkbund Österreichs". Beide Vereine wurden 1938 aufgelöst und als "Wiener Kunsthandwerkverein" weitergeführt.

Durch Hoffmanns Initiative wurde letzterer nach dem Krieg 1948 in die "Österreichischen Werkstätten" (ÖW) umgewandelt, deren Gründungsmitglieder auch Oswald Haerdtl, John Backhausen, Harald Rath (Lobmeyr), Carl Auböck und Karl Hagenauer waren. Noch in den fünfziger Jahren wurden ganze Einrichtungsaufträge durchgeführt, wie etwa für die russische Botschaft in Ankara. Allmählich trat jedoch die Idee des Gesamtkunstwerkes zu Gunsten der so genannten "Kleinkunst" in den Hintergrund.

Offen für junge Künstler

"Früher waren die Handwerker räumlich näher zusammen, heute sind sie über ganz Österreich verteilt. Aber wir kennen jeden Künstler persönlich und versuchen, seine Philosophie zu verbreiten", meint Thomas Bernd, Geschäftsführer der ÖW im APA-Gespräch. "Wir sind offen für junge Künstler. Jeder, der den Standards entspricht und auch liefern kann, ist uns herzlich willkommen".


Das Produktspektrum reicht von Schmuck über Glaskunst zu Wohnaccessoires, Woka-Lampen und Möbel der neuaufgelegten "Recreation Hoffmann-Serie" von Wittmann, wobei den wieder belebten Nachschöpfungen der WW-Vorbilder ein geringer Anteil zukommt.

Anlehnungen an Jugendstil

Allerdings lassen sich auch in den neuen Designs der heute 200 liefernden Künstler oft gewisse Anlehnungen an den Jugendstil nicht leugnen. "Das ist natürlich Teil unserer Identität, vor allem in Hinblick auf die fünfzig Prozent ausländischer Kunden", so Bernd.

Japanerinnen zum Beispiel schwören auf Taschen aus Stoffen mit Mustern nach Entwürfen von Klimt oder Hoffmann von "Ver Sacrum". Für die "nächsten hundert Jahre" wünscht sich Bernd eine "Neubelebung verschwundener Sparten, wie das Wiener Email. Und einen intensiveren Kontakt mit den Studenten der Kunstuniversitäten".

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