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Galerie Grita Insam

Komödiantische Kunstanalysen

28. September 2011 17:58
  • Artikelbild: Leinwände einer neuen Funktion zugeführt: "Who Can Return" von Art & 
Language.  - Foto: K. Adlard

    Leinwände einer neuen Funktion zugeführt: "Who Can Return" von Art & Language.

Britische Konzeptkunst: Art & Language, "Official Squares Again"

Wien - Mission completed! Das fällt einem im Hinblick auf eines der Ziele von Art & Language, Kunst zu entmystifizieren, ein. Denn auf kleinen Ansteckbuttons gibt es ein Wiedersehen mit Gustave Courbets L'Origine du monde (1866). Genauer genommen mit dem essenziellen Detail des zum Klassiker gewordenen Gemäldes, dem - wie es umgangssprachlich so schön heißt - "Busch". Und einen zweiten solchen - einen fotografierten - gibt es ganz im Sinne der Variation noch dazu.

Die entmystifizierte und multiplizierte Ikone und ihre Doubles liegen also in einer Plexiglasbox und sind dort nicht nur augenzwinkernder Hinweis auf den männlichen Blick, sondern auch Beweis dafür, dass Konzeptkunst von Art & Language inzwischen sogar ein bisschen albern sein darf.

Seit mehr als 30 Jahren ist das 1968 gegründete Konzeptkunstkollektiv Art & Language nun ein Duo: Michael Baldwin und Mel Ramsden. In ihrer fünften Soloausstellung in der Galerie Insam präsentieren sie sich wie gewohnt als scharfe Analytiker von Darstellungskonventionen der bildenden Kunst. Die Art, in der diesmal Sehgewohnheiten und Gattungsgrenzen gebrochen werden, geht - wie gesagt - Richtung Komödie.

So sind denn auch die schwarzen Schöße samt Vitrine auf zwei Sesseln abgelegt; keine simplen Sitzgelegenheiten, sondern aus Leinwänden zusammengezimmertes Mobiliar. Und auch die Leinwände sind Zitate, sodass einem in diesem beziehungsreichen Wirbel fast schon schwindlig wird. Es sind Reproduktionen eigener Art-&-Language-Arbeiten, die ihrerseits wieder Ikonen paraphrasieren: Ein suprematistisches Gemälde wie etwa das Schwarze Quadrat von Malewitsch und eine Mischkulanz aus Pollock'scher Tröpfelkunst und geometrischem Colourfield-Painting. Wen wundert es da noch, dass ein Traum sie zu dieser Arbeit inspirierte: Darin porträtierte sich Malewitsch unter dem stalinistischen Druck zwar naturalistisch, trug aber einen Button mit schwarzem Quadrat am Revers.

Es ist dies die letzte Ausstellung der Galerie. Grita Insam zieht sich nach 40 Jahren aus gesundheitlichen Gründen zurück.  (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2011)

Bis 5. 11., Galerie Grita Insam, An der Hülben 3. 1010 Wien

 

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