Quer durch Galerien
Männer ohne Ladehemmung
Von Claudia Aigner
Sucht Sam Spade womöglich noch immer den Malteserfalken,
obwohl ihn Humphrey Bogart doch schon längst gefunden hat? Eigentlich
nicht. Der smarte Fesch-ling mit den Privatdetektiv-Allüren, der sich also
mit Hut und Trenchcoat an zwielichtigen Orten herumdrückt, heißt nämlich
genau genommen gar nicht so wie der Mann, der sich an die Klauen des
Malteserfalken geheftet hat. Sein Name ist Bond äh Cym. Jonq' Erouas Cym.
Das ist der Alias-Name von Jacques Monory. Für sein aufregendes
Doppelleben, das er mit dem Pinsel auf der Leinwand führt. Die
Promenadenmischung aus Sam Spade und James Bond (Monory mag seine Ölfarben
aber wohl lieber gerührt, nicht geschüttelt) hat immer "einen Charme auf
den Lippen", aber, laut Steckbrief, das Sündenregister von John Dillinger.
Freilich erwischt Monory seinen Mr. Hyde (bekanntlich der Künstlername der
seelischen Abgründe) nie wirklich in flagranti. Die schwer deutbaren, sehr
blau gemalten Szenen erinnern aber irgendwie an die Schwarze Serie der
"Klischeefabrik Hollywood". Nur halt mit extremem Blaustich. Das passt.
Das Blaulichtmilieu (die Polizei) ist ja hinter dem Gangster-Dandy her.
Leider dürfte inzwischen die Giftspritze die Vene von Monsieur Cym
aufgespürt haben, steht doch in einer Art Todeszelle an der Wand: "Jonq'
Erouas Cym war da." Vielleicht hat er sich aber eh vorher selber
"begnadigt". Denn wenn Dillinger sich mit einer erschreckend primitiven
Revolverattrappe aus dem Gefängnis herausbluffen hat können (mit einem
Klumpen wie zum Holzwürmerfüttern im Park), dann wird Cym seine Henker ja
wohl davon überzeugen können, dass seine Zahnpastatube eine scharfe
Handgranate ist und dass der Pfefferminz jetzt gleich losgeht. Raffiniert
abenteuerliche Böse-Buben-Romantik. Bis 16. Oktober beim Hilger
(Dorotheergasse 5). Hält da ein Amokläufer einen Lehrgang in
Sozialdarwinismus ab? Oder ist das bloß der "Kindergärtner", der da mit
der Pistole durch eine Krabbelkinder-Kolonie watet, wo eine
Bevölkerungsdichte herrscht wie bei den Pinguinen? Aber selbst bei den
lieben Schnullernucklern scheint schon die natürliche Auslese losgegangen
zu sein: Eine Kleine im zarten Windelalter drückt ihrem "Spielgefährten"
Mund und Nase zu (in der Regel atmungsaktive Körperteile). Timo Hubers
verstörende Fotomontagen (bis 11. Oktober in der Galerie Chobot, Domgasse
6) sind beunruhigend komisch und voller Weisheit. Man fühlt sich von ihnen
über die so genannte Gruppendynamik perfekt aufgeklärt.
Die
sinnlichen Bilder
von Gina Schenk-Roche (bis 17. Oktober in der
Galerie Sur, Seilerstätte 7) sind schaurig schön. Technisch gekonnte
Farbübergänge, kräftiges Leuchten, verführerisch zerknitterte,
aufcollagierte Stoffstücke. Mit diesen "abstrakten" Arbeiten gedenkt
Schenk-Roche der toleranteren Zeit in Spanien vor dem Fall Granadas.
"Boabdil" (wie der letzte maurische König von Granada): ein
aufgeschlitztes Stück Textil. Wie ein von Schwertern zerschlissenes Gewand
bzw. wie ein zerfetztes Andalusien.
Erschienen am: 04.10.2002 |
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