Salzburger Nachrichten am 13. Juli 2005 - Bereich: kultur
Kirchenpreis für Hans Schabus

Der erste Träger des Kardinal-König-Preises ist Hans Schabus. Damit hat Erzdiözese Salzburg ihren Kunstpreis auf ein hohes Niveau gehievt.

Hedwig Kainberger Salzburg (SN). Die erste Ausschreibung für den Kardinal-König-Kunstpreis ist auf überraschendes Interesse gestoßen: 341 Künstler hatten sich um den mit 10.000 Euro dotierten Preis beworben, den die Erzdiözese Salzburg heuer erstmals vergibt. Die Zahl der Bewerbungen "hat uns alle frappiert", berichtet der Initiator des Preises, Prälat Johannes Neuhardt, am Dienstag im SN-Gespräch. Der Otto-Mauer-Preis habe bisher nie eine so hohe Zahl von Einreichungen gehabt.

Das Kuratorium des Kardinal-König-Kunstfonds hat einstimmig beschlossen, der Empfehlung der Jury zu folgen. Diese hatte ebenfalls einstimmig Hans Schabus vorgeschlagen. Schabus werde für sein bisheriges Werk und insbesondere für die eingereichte Arbeit "Das letzte Land" - das ist der Pavillon der Biennale in Venedig - prämiert, hieß es in der Pressemitteilung.

Definitives Projekt statt schlampertem Verhältnis Ziel sei, diesen "Wackelkontakt zwischen Kirche und moderner Kunst" zu reparieren und "dieses halberte, schlamperte Verhältnis" in "ein definitives Projekt" überzuführen, sagte Neuhardt.

Hans Schabus sei ähnlich wie Fritz Wotruba, "er schafft begehbare Plastiken", erläuterte Neuhardt. Faszinierend sei, "dass er den leeren Raum im Verhältnis zu persönlichen Erfahrungen des Menschen thematisiert". Den theologischen Begriff der Schwelle, des Durchgangs thematisiere Schabus bildhauerisch, sagte Neuhardt. Seiner Meinung nach sei Schabus ein "eminent theologischer Mensch".

Entscheidend sei allerdings nicht sein persönliches Urteil, sondern jenes der Jury, betonte der Prälat. Denn "ein Preis ist so gut wie die Jury". Juroren waren Friedhelm Mennekes (Köln), Hubert Nitsch (Diözesankonservator in Linz), Angelika Nollert (Siemens Arts Program), Eckhard Schneider (Kunsthaus Bregenz) und Margit Zuckriegl (Museum der Moderne, Salzburg).

Der Kardinal-König-Kunstpreis war von Prälat Johannes Neuhardt initiiert worden. Er vermachte seine private Kunstsammlung - deren Großteil als Leihgabe im Salzburger Dommuseum ist, ein kleiner Teil ist im Museum in Rattenberg - an die zu gründende Stiftung, allerdings mit der Auflage, dass alle zwei Jahre ein Preis zur Förderung zeitgenössischer Künstler vergeben wird. Warum der Name nach Kardinal König? Die Öffnung zwischen Kirche und Welt sei dessen Werk gewesen, König habe weit über Österreich hinaus Maßstäbe gesetzt, sagte Neuhardt. Warum kein Salzburger? "Einen Salzburger zu nehmen, wäre kleinkariert gewesen"; außerdem habe König fünf Jahre in Salzburg gelebt und unterrichtet.

Nach dem Preis könnten Aufträge an Hans Schabus in Salzburg folgen. Jedenfalls wird er 2006 beim Festival "kontra.com" einen öffentlichen Raum gestalten. Kurator dieses Teils von "kontra.com" ist - wie für Österreichs Beitrag in Venedig - Max Hollein. Zudem gebe es den Wunsch, Hans Schabus zu ermuntern, für sakrale Räume in Salzburg tätig zu sein, sagte Neuhardt. "Wir werden Vorschläge machen." Es sei klar, dass "ein so guter Mann nicht einfach bedankt und dann laufen gelassen wird".