Die lange Geschichte der pyrotechnischen Kunst | |
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Es mag mit der bevorstehenden
Jahrtausendwende zu tun haben, dass Feuerwerk und Explosion gerade jetzt
Thema zweier Ausstellungen in Wien sind. Während so mancher noch das
Silvesterfest plant und überlegt, ob er das Jahr 2000 selbst mit Raketen
begrüßen oder einem der vielen professionellen Feuerwerke zuschauen soll,
legen Cai Guo-Qiang und Roman Signer schon zwei Monate vor dem
eigentlichen Fest mit Schießpulver und Zündschnur los. Silberbäume aus China Allerdings haben weder der in New York lebende chinesische Künstler Cai
Guo-Qiang noch der Schweizer Roman Signer das Spiel mit dem Feuer
erfunden. Schon seit Jahrhunderten sind die Menschen fasziniert von
Explosionen, Feuerrädern und sprühenden Raketen. China ist vermutlich der
Ursprungsort aller Feuerwerke. Hier wurde die explosive Substanz erfunden
und schon ab dem 7. Jahrhundert in der Tang-Dynastie als Feuerwerk
gebraucht. "Feuer- und Silberbäume" sollten in dieser Zeit die Geister vertreiben,
heilend wirken und nicht zuletzt unterhalten. In Mitteleuropa soll es ein
Mönch mit Namen Schwarz aus Freiburg gewesen sein, der um 1380 ein
explosives Chemikaliengemisch entwickelte, das nach ihm Schwarzpulver
genannt wurde. Vergnügen der reichen Fürsten Doch den künstlerischen Umgang mit dem Feuer brachten erst Seefahrer
von ihren Reisen in den fernen Osten mit nach Europa. Bereits vor 1500
zündelten Italiener in Florenz und Bologna zu religiösen Anlässen.
Speziell ausgebildete Feuerwerker gestalteten und organisierten die nun
immer komplizierter werdenden Lichtspektakel. Als Ausrichter besonders gefragt war die Familie Ruggieri aus Bologna.
1735 holte Ludwig XV. sie an seinen Hof, wo sie es zu Geburtstagen,
Hochzeiten oder politischen Friedensschlüssen kräftig knallen ließen. Ein riesiges Gerüst in Form eines Tempels mit zwei Säulenhallen bauten
die Feuerwerker 1749 in London auf. Mit einem halben Jahr
Vorbereitungszeit sollte hier das bisher aufwendigste und größte Feuerwerk
steigen, für das der Komponist Georg Friedrich Händel eigens eine neue
Melodie, seine "Feuerwerksmusik", schrieb. Doch ein Streit zwischen
französischen und italienischen Feuerwerkern löste eine Explosion aus. Was
noch zum Anzünden übrig blieb, war im Vergleich zu den ehrgeizigen Plänen
eher mickrig. Mehr Farbe und Brillanz In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts konnten Feuerwerker dank
erfolgreicher Forschung der chemischen Industrie neue Effekte erzielen und
die Farbpalette des Feuers von Gold und Gelb-Orange auch auf Rot, Blau und
Grün ausdehnen. Weitere Erfindungen verbesserten im Laufe der Zeit die
Brillanz der Feuerwerkskörper. 1880 schließlich konnten die notwendigen Chemikalien so günstig
hergestellt werden, dass sie auch für den Normalbürger erschwinglich
wurden. Und der wird in der Nacht vom 31.12.1999 auf den 1.1.2000 sicher
nicht gerade zimperlichen Gebrauch machen von den Errungenschaften der
letzten Jahrhunderte Feuerwerkskunst. | ||