Salzburger Nachrichten am 26. Juli 2003 - Bereich: lokal
Penis-Posse erregt die Gemüter

Eine Besetzung der Skulptur durch die Künstler verhinderte die Entfernung. Schließlich wurde das Werk hinter Bretter verbannt.

BERNHARD STROBL

SALZBURG (SN). Die erste Runde im Streit um den nackten Sportler mit wasserspeiendem Phallus vor dem Rupertinum in Salzburg endete Freitag mit einem Patt. Die Skulptur bleibt vorderhand vor Ort, wurde aber auf Weisung des freiheitlichen Vizebürgermeisters Sigi Mitterdorfer "eingehaust". Ursprünglich hätte sie entfernt werden sollen.

Rupertinum-Chefin Agnes Husslein hatte bekanntlich das Werk an die Künstlergruppe "Gelatin" in Auftrag gegeben. Sie hoffte Freitagvormittag in einer zur öffentlichen Veranstaltung umgemünzten Pressekonferenz auf Einsicht der Politiker. Sie sollten das Werk bis 31. August stehen lassen. Die beiden Vizebürgermeister Karl Gollegger (ÖVP) und Sigi Mitterdorfer waren aber bereits mit schwerem Geschütz aufgefahren: mit einem Kranwagen der Berufsfeuerwehr und mit der Weisung, den öffentlichen Platz der Stadt zu räumen.

Das hat sich in Salzburg rasch herumgesprochen. Eine Schar staunender Menschen hatte sich schon morgens auf dem Max-Reinhardt-Platz eingefunden. Bunt wie die Gesellschaft rund um den "Arc de Triomphe" waren auch die Kommentare: "Ein Haider muss her", schrie einer hysterisch über die Absperrung der Polizei hinweg, "eine Skulptur von einem schönen Mann würde mir schon gefallen", meinte eine ältere Frau und fügte hinzu, "aber so einen würd' ich sofort verjagen". Andere witzelten, die Aufregung der Männer sei nur der Neid über die hier gezeigte Männlichkeit.

Ein Kompromissvorschlag von Rupertinum und Politik, @hs,-13 die Skulptur in den Vorhof des Rupertinums zu stellen, wurde von "Gelatin" abgelehnt. Die Mitglieder besetzten ihre Figur und vergnügten sich am Wasserstrahl aus dem Penis.

"Wenn die nicht einsichtig sind und die Polizei nicht eingreift, werd' ich eine Besitzstörungsklage einreichen", sagte Mitterdorfer. Gesagt, getan. Die Klage wurde am Nachmittag eingereicht, am Montag wird ver- bzw. gehandelt. Doch auch fernab des Geschehens war der Kunststreit Thema. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) sprach von einem "dummen PR-Gag der Frau Husslein". Man tue der Kunst nichts Gutes, "wenn man für jede Unsinnigkeit die Freiheit der Kunst beansprucht".

Kritisch die "grünen" Frauen: NAbg. Heidi Rest-Hinterseer und GR Silvia Kronberger, zuständig für Kultur und Frauen, wollten mit einem grünen, gestrickten Präservativ ihren Beitrag zur Verhüllung leisten.