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In Oberösterreich spüt di Musi

29. Dezember 2010, 19:01
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Musiktheater, hier im November bei der Dachgleichenfeier Ende November - Foto: APA/Gindl

    "Arbeitsplatzwirksam": das Linzer Musiktheater, hier im November bei der Dachgleichenfeier Ende November


64 Millionen Euro erhält allein das Musikschulwerk, 38 Prozent des Landeskulturbudgets

 Daneben verzeichnet die freie Szene nur geringfügige, dafür kontinuierlich steigende Zuwendungen.

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Linz - Oberösterreich ist für seinen Landeshauptmann und Kulturreferenten Josef Pühringer (ÖVP) vor allem eines: ein Musikland. Es "singt, klingt, spielt und musiziert. Wer durch Oberösterreich fährt, sieht und spürt, was unsere Landesmusikschulen mit ihrer Arbeit bewirken. Sie haben Menschen quer durch alle Generationen für die musische Bildung begeistert und damit dem ganzen Land neue Horizonte eröffnet", würdigte Pühringer 2007 die Landesmusikschulen zum 30-Jahr-Jubiläum.

Dementsprechend fallen die monetären Zuwendungen aus; die Förderung des heimischen Musiknachwuchses lässt sich das Land einiges kosten. Laut Voranschlag für das Kulturbudget 2011 erhält das Musikschulwerk 64 Millionen Euro, das macht rund 38 Prozent des gesamten Budgets aus.

Finanzierung der Bruckner-Uni

Zudem finanziert das Land Oberösterreich auch zu 90 Prozent die private Anton-Bruckner-Universität. Für das nächste Jahr sind dafür 11,5 Millionen Euro an Landesmitteln veranschlagt. Somit fließt fast die Hälfte der Gelder aus dem oberösterreichischen Kulturbudget in den Unterhalt musikalischer Einrichtungen.

In Relation dazu "geht es der freien Szene in Oberösterreich schlecht", meint Stefan Haslinger, Geschäftsführer des Dachverbands der autonomen Kulturszene, der Kulturplattform Oberösterreich Kupf. Erhalte sie doch 2011, inklusive der Initiativen für Zeitkultur (2,75 Millionen Euro), nur knapp fünf Prozent vom 170,942-Millionen-Euro-Budget.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern wiederum sieht die Situation in Oberösterreich grundsätzlich besser aus. Denn die Gelder für die freie Szene steigen, wenn auch nur leicht, so doch von Jahr zu Jahr kontinuierlich. "Der zeitkulturelle Bereich in Oberösterreich ist unglaublich gut abgesichert", unterstreicht Haslinger.

Gießkannenprinzip

Dennoch müssen vor allem die privaten Initiativen mit immer weniger Geld auskommen. Denn die Fördergelder werden in Oberösterreich mit der Gießkanne ausgeschüttet. Erhalten mehr Antragsteller Zuschüsse, "gibt es einfach mehr Löcher im Ausguss", erklärt der Kupf-Geschäftsführer.

Seit Jahren setze sich der Dachverband für ein neues Kulturförderungsgesetz im Land ein. Das derzeitige Gesetz stammt aus dem Jahr 1987 und zählt laut Haslinger zu einem der ältesten in Österreich. Anstelle des Gießkannenprinzips sollte künftig eine bessere Basisabgeltung treten. Der Rest könne durch Ausschreibungen vergeben werden. Eine Änderung in diese Richtung steht derzeit im Land Oberösterreich jedoch nicht zur Diskussion.

Das könnte daran liegen, dass "Kultur in den Köpfen der Politiker nicht vorkommt". Diesen Eindruck gewann zumindest der stellvertretende Intendant von Linz 09, Ulrich Fuchs.

Vielmehr stellte er in einer vom Standard mitveranstalteten Diskussion im Linzer Lentos eine "narzisstische Kränkung der Herrschenden" darüber fest, "dass Linz 09 in der Bevölkerung etwas erreicht hat, das zwanzig Jahre solide, sozialdemokratische Regierung in Linz nicht erreicht hat; nämlich eine Stärkung des Selbstbewusstseins", rechnete er ein Jahr nach dem europäischen Kulturhauptstadtjahr mit der oberösterreichischen Politik ab.

Eine Einschätzung, der Haslinger teilweise zustimmen kann. Auch er findet, dass "Oberösterreichs Politiker Kulturpolitik aktiver gestalten" könnten. Landeshauptmann Pühringer sagt selbst, vom Kulturbudget sei "nur ein vergleichsweise geringer Teil für die Subventionen an Kulturschaffende" vorgesehen.

Pflichtausgaben wie der Betrieb der Musikschulen, Theater und Galerien machen einen Großteil des Budgets aus. Ein zweiter, wichtiger Teil sei für "arbeitsplatzwirksame und konjunkturstützende Investitionen in Kulturbauten" vorgesehen. Dazu zählt etwa der Neubau des Linzer Musiktheaters.

Nach Berechnungen von Haslinger stehen 2011 nur rund zwölf Prozent des Budgets für freie Ermessensausgaben und damit "zur kulturpolitischen Steuerung" zur Verfügung". (Kerstin Scheller / DER STANDARD, Printausgabe, 30.12.2010)

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