Venedig/dpa. Goldener Löwe für
einen deutschen Künstler: Der Düsseldorfer Bildhauer und Grafiker Thomas
Schütte ist am Freitag zum Auftakt der Kunstbiennale in Venedig mit dem
Preis für den besten Künstler der internationalen Ausstellung
ausgezeichnet worden. Dies entschied eine internationale Jury unter
Leitung von Ida Gianelli, der Direktorin des renommierten italienischen
Museums Castello di Rivoli. Die Auszeichnung für den besten Künstler unter
35 Jahren erhielt Regina José Galindo aus Guatemala für ihre provokanten
Video-Performances, der Löwe für den besten Länderbeitrag ging an den
französischen Pavillon.
Der 1954 geborene Schütte zeigt im Park der Giardini della Biennale
seine für ihn typischen architektonischen Skulpturen, die -mal in Stahl,
mal in Bronze - runde, imposante Frauenfiguren darstellen. «Expressiv,
kubistisch, klassisch, archaisch: All diese Definitionen der
Kunstgeschichte öffnen und vermischen sich unter einem formalen
Gesichtspunkt», beschreibt der Ausstellungskatalog das Werk des Deutschen.
Schütte ist bei der Biennale auch mit grafischen Arbeiten vertreten, denen
er sich erst in den vergangenen Jahren verstärkt zugewandt hat.
Galindo wurde für eine der wohl skandalösesten Arbeiten der
diesjährigen Kunstbiennale ausgezeichnet. Die 1974 geborene Künstlerin,
die heute in der Dominikanischen Republik lebt und arbeitet, zeigt auf
einem ihrer Videos in Großaufnahme, wie sie sich ihr Jungfernhäutchen
operativ wiederherstellen lässt. Eine andere Performance zeigt Galindo
nackt, nachdem sie sich sämtliche Körperhaare abrasiert hat. «Sie benutzt
ihre individuellen Emotionen als artistische Quelle», heißt es über ihr
Werk. Die Jury lobte «den eindringlichen visuellen Eindruck» Galindos.
Der französische Pavillon zeigt unter dem Titel «Casino» ein Projekt,
dass sich auf drei Räume erstreckt und konnte sich mit dem Werk von
Annette Messager gegen 72 weitere Länderbeiträge behaupten. Inhaltlich
geht es um Themen wie Leben, Entwicklung und Erneuerung, die Messager
poetisch-spielerisch darstellt. Für ihre Installationen benutzt sie banale
Materialien wie Wollfäden, Netze und Kissen.
Den Ehrenlöwen für ihr Lebenswerk erhält - wie bereits im Vorfeld
bekannt wurde - die Amerikanerin Barbara Kruger, die die Front des
italienischen Pavillons mit gewohnt provokanten Sentenzen gestaltet hat.
Die Löwen sollten am Abend von Biennale-Präsident Davide Croff bei einer
feierlichen Zeremonie verliehen werden.
Für das Publikum ist die 51. Internationale Schau der Gegenwartskunst
vom kommenden Sonntag an zugänglich. Die Schau wurde erstmals von zwei
Frauen als Kuratorinnen - den Spanierinnen María de Corral und Rosa
Martínez - organisiert und vereint Werke von 91 Künstlern. Zudem gibt es
in diesem Jahr 73 Länderpavillons, so viele wie noch niemals zuvor. Der
deutsche Pavillon zeigt in diesem Jahr Werke der Nachwuchskünstler Thomas
Scheibitz und Tino Sehgal.