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15. Dezember 2008
18:56 MEZ

Link:
http://micheldebroin.org

 
Skulpturale Fortschrittsvision
Öffentliche Inter­ventionen des Franzosen Michel de Broin: post­industrielle Visionen der Nach­haltigkeit - Ein Podcast von CastYourArt

Ende des 18. Jahrhunderts veröffentlicht Louis Sébastien Mercier mit seinem Roman Das Jahr 2440 die Utopie einer idealeren, in ferner Zukunft gelegenen Welt. Schon vorher hat es Utopien gegeben. Neu an Merciers Utopie ist, der Mensch erreicht die ideale Welt nicht nur durch Zufall, sondern über eine von seinen Handlungen getragene, lineare Geschichte. "Einige Köpfe waren gleich am Anfang erleuchtet, aber der Großteil der Nation war noch leichtsinnig und kindlich. Nach und nach wurde der Geist herangebildet. Wir müssen noch mehr tun, als wir bisher geschafft haben. Wir haben nicht viel mehr erreicht als die Hälfte der Leiter." resümiert der Bote aus der Zukunft den Zwischenstand moderner Entwicklungen.

Der Weg der Menschheit

Die großen Fortschrittsvisionen zerplatzen an ihrer Realisierung. Diese Erkenntnis hat sich in den Jahrhunderten nach Merciers allmählich eingestellt. So steckt das moderne Projekt auf der Hälfte einer Stufenleiter fest, die zwar weiter, nicht aber notwendig vorwärts führt, und der Glaube an den gemeinsamen Weg der Menschheit in die ideale Welt verblasst. Die Vorstellungen optimalerer Welten haben sich vervielfacht und statt des einenden Fortschritts hat ein reges Nebeneinander und ständiger Wechsel der Mittel und Wege statt.

Alltägliche Statussymbole

Michel de Broins Skulpturen und öffentlichen Interventionen verweisen auf diesen Zwischenstand auf der Hälfte der Stufenleiter. Er greift die schon angestaubten, aber noch immer unseren Alltag bestimmenden Umsetzungen moderner Fortschrittsgeschichte auf - das Statussymbol Auto beispielsweise, dieses Zeichen des Fortschritts, das meist nur von einer Person genutzt wird, unendlich Benzin frisst und dabei die Umwelt zerstört. Zugleich aber beziehen sich seine Arbeiten auch auf die vielfältigen neuen Rezepturen zur Erreichung besserer Zeiten - Verlangsamung im Zeichen des Umweltschutz, Kreislaufwirtschaft ohne Energieverlust, postindustriellen Visionen der Nachhaltigkeit - und die ihnen entsprechenden Mittel der Umsetzung, die unser Leben bevölkern. (Wolfgang Haas, derStandard.at, 15.12.2008)

Ein Beitrag in Kooperation mit CastYourArt.

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