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24. Juli 2009
11:37 MESZ

9. Kunstmesse "art bodensee"  von 24. bis 26. Juli 2009. Öffnungszeiten Freitag und Samstag von 13.00 bis 20.00 Uhr, Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr.

artbodensee.info

 

Sieben Salutschüsse für den Auftakt einer Kunstmesse


Gartenzwerg-Sprengung in Dornbirn
Beginn der "art bodensee" in Dornbirn - in Nürnberg erhielt ein NS-Persiflator juristisch grünes Licht

Dornbirn - Die Sprengung von sieben Gartenzwergen bildete am Donnerstagabend den Auftakt der 9. Kunstmesse "art bodensee". Der Schweizer Performance-Künstler Pavel Schmidt erlöste die kleinen Wesen mit seiner Aktion im Rahmen der Vernissage von ihrem verkitschten Dasein, um anschließend aus ihren Überresten Neues entstehen zu lassen. Insgesamt beteiligen sich 50 Galerien, 20 Kunstinstitutionen und rund 400 Kunstschaffende an der Messe. Erstmals nehmen neben Galeristen aus Österreich, England, Belgien, Italien, Deutschland und Liechtenstein auch Aussteller aus den USA und Spanien teil. An den drei Messetagen werden insgesamt 8.000 Besucher erwartet.

Inszenierung steht auch im Mittelpunkt von Götz Burys "Traumfabrik", wo die Besucher ihren Traum vom sorgenfreien Leben unter dem Motto "Mehr Glück als Verstand" in Luxus nachstellen können. Ein Hollywood-Pool, teure Autos, Kaviar- und Langusten-Nachbildungen sowie eine extravagante Prachtvilla sind nur einige der blechernen Kulissen, die den Gästen dafür zur Verfügung stehen. Bereits fixer Bestandteil ist die Unterstützung junger Künstler über den Messeauftritt "rookie of art bodensee 09". Diesmal fiel die Wahl von Kurator Harald Gfader auf den Lustenauer Kunst-Aufsteiger Bernhard Buhmann.

Nürnberger Lokalgroteske

Ein goldfarbener Gartenzwerg, der den rechten Arm zum Hitlergruß ausstreckt, hat indes keine juristischen Folgen. Weil Ottmar Hörl, Bildhauer und Leiter der Nürnberger Akademie für Bildende Künste, den Nationalsozialismus der Lächerlichkeit preisgeben wolle und die Zwerge als Kunst verkaufe, sehe man von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ab, teilte die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, die am 16. Juli durch eine Anzeige zu Ermittlungen gezwungen wurde, mit: "Bei der Gesamtschau wird die Gegnerschaft zur Ideologie hinreichend deutlich".

Prinzipiell sei das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen - darunter der Hitlergruß - wohl strafbar. Doch werde dies nicht verfolgt, wenn die Darstellung in offenkundiger und eindeutiger Weise die Bekämpfung der NS-Ideologie zum Ausdruck bringe. Hörl hatte den Gartenzwerg, den er selbst als Persiflage auf das "Herrenmenschentum" der Nazis betrachtet, für eine Ausstellung geschaffen. 700 Exemplare des Nazi-Zwerges waren im Frühjahr im Foyer der Kunstmesse im belgischen Gent zu sehen. Kurz darauf wurden die Wichtel in Bozen/Südtirol ausgestellt. In den vergangenen Tagen nahm die Nachfrage von Sammlern laut Hörl rasant zu. (APA)

 

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