Wild eruptiv, dabei von überraschender Konstanz präsentiert sich das Werk
Franz Grabmayrs in der Galerie Lendl. Seit den Sechzigerjahren werden von
Grabmayr die Sujets klassischster Pleinairmalerei abgehandelt. Aus
grobschlächtig durchs faustdick aufgetragene Pigment gezogenen Spachtelzügen
setzen sich Felsformationen, Laubwerk und Kornmandeln zusammen. Bewegung ist das
Thema des Künstlers (auch: Besitzer einer mobilen Werkstatt am Traktor).
Lichtspiele ereignen sich in farblicher Leuchtkraft, die Materialität des
Mediums wird als Zeugnis künstlerischen Kraftakts vor Augen geführt. Die klug
gehängte Auswahl der Ölbilder ergänzen Aquarelle, in denen der Künstler Tänzer
im temperamentvoll tachistischen Zugriff, selbst tanzend, einzuholen sucht.
Galerie Lendl, Graz, bis 16. 2.
Kontrapunktisch zu Grabmayr (siehe oben) verhalten sich die beiden in der Camera Austria gezeigten Fotoserien Ulrike Lienbachers. Was Grabmayr am Motiv mit allen Mitteln künstlerischer Expressivität in Bewegung zu halten sucht, gefriert in Lienbachers "Pin Up Übungen" zur bewusst gekünstelten, nachgestellten Pose.
Die Modelle, bar jeder Individualität (immer bleibt der Kopf vom Bildrand
abgeschnitten) verharren starr, gezwängt in Haltungen, welche die
Konstruiertheit ihrer Magazin-Vorbilder und die mit diesen transportierten,
kulturell kodierten Geschlechterrollenbilder offen legen. Das dem Galerieraum
nah verwandt erscheinende, gesäubert karge Ambiente der Exerzitien stellt das
Ausstellen selbst als Manifestation machtimprägnierter Subjekt-Objekt-Relationen
aus.
Camera Austria, Sparkassenplatz, Graz, bis 31. 1.
Die österreichische Urform malender Lichtbeschwörung darf man sich laut
großflächiger Ankündigung in einer dem Barockmaler Martin Johann Schmidt
gewidmeten Personale der Alten Galerie erwarten. Finden wird man kaum mehr als
eine Schau der sowieso ständig ausgestellten Werke, notdürftig ergänzt bloß
durch die sonst im Depot befindlichen grafischen Arbeiten des Künstlers. Wo sich
Bildvergleiche aufdrängen, sind die der Alten Galerie fehlenden Stücke durch
peinliche Archivfotos ersetzt. "Bei der Frage nach dem Stil Martin Johann
Schmidts muss man zunächst einräumen, dass man ein Talent vorfindet, das vor
allem in sich ruht." Präziser als der Kremser Schmidt ist damit freilich das
ausstellende Institut beschrieben.
Alte Galerie, Neutorg., Graz,
verlängert bis 3. 2.
(trag/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.
1. 2002)
Quelle: ©
derStandard.at