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Wien
Louise Bourgeois, Jenny Holzer und Helmut Lang in der Kunsthalle am Karlsplatz
von Sabine B. Vogel
Wann immer die Kunsthalle am Karlsplatz den grossen Raum ohne Schachtelarchitektur bespielt, löst der erste Eindruck Begeisterung aus. Diesmal wird die frohe Stimmung noch gefördert durch die klare Aufteilung: in der linken Hälfte faszinierende, neue Arbeiten von Louise Bourgeois, Hologramme, ‹Twelve Oval Mirrors› und kleine Skulpturen in Vitrinen. Rechts Jenny Holzers Granitbänke, ‹The Survival Series›, 1983–85, im Kreis angeordnet, dahinter eine Laufschrifttafel und als Abschluss Helmut Langs Spiegelwand, auf die, wie sollte es anders sein, ein rotgefärbtes Video mehrere Modeshows projiziert.

Bereits 1996 in Florenz zeigten Holzer und Lang eine Koproduktion. Zur Kunsthallen-Ausstellung entschieden sie, eine dritte Position einzuladen. Entstanden ist ein Gemeinschaftsprojekt, dass kontroverser kaum sein kann. Das gemeinsame Thema ist ein Reflektieren über Fragen der Identitätsbildung und Selbstreflexion. Bourgeois’ ‹objets de vitrine›, Stühle, Spiegel, sind traumähnliche Bilder, die von ‹Schmerzen›, von Erinnerungen und Isolation erzählen. In den Hologrammen schafft sie ungeheure Räume, die das Thema der Selbstreflexion bis ins Albtraumhafte erweitern.
Bourgeois nahm das Angebot dieser Kooperation klar als Herausforderung an, die zu sehr komplexen Werken führte – was sich von den beiden anderen nicht behaupten lässt. Besonders der Beitrag von Helmut Lang lässt sich in dieser Hinsicht kaum unterbieten: Die Wand ist durchlässig, der Betrachter kann sich davor oder dahinter in die Projektion der Modeschau hineinbegeben. ‹Oberflächen-Sampling› nennt Lang das.

Interessant aber ist diese Kombination trotzdem. Es stellen sich verschiedene Fragen: Wie kommt es zur Entscheidung einer Künstlerinnen- und Modedesigner-Ausstellung, abgesehen von der Tatsache, dass Lang und Jenny Holzer befreundet sind. Vielleicht aufgrund diskussionswürdiger thematischer Überschneidungen – Körper, Selbstreflexion, Blick? Oder ob der Gegensätze, die gerade in der Ausstellung prägnant sind? Bourgeois’ Verräumlichung und Vertiefung des Themas, Holzers Verdichtung in den Texten und Oberflächen - Einschreibung (displays), die auch für die Hüllen und Projektionen von Lang gilt. Worin liegt eigentlich die Faszination eines solchen grenzüberschreitenden Projekts? Liegt es in der Annahme einer Nähe, die sich dann aber als einfaches Spiegelspiel erweist?

Die Gegenüberstellung in der Ausstellung erweist sich als zweischneidig: die linke Halle bietet eine hervorragende Ausstellung von Bourgeois’ Werken; die andere Hälfte dagegen entspricht perfekt dem Design eines teuren Modegeschäfts. Eine Bereicherung ist dieser Flirt zwischen Kunst und Mode hier nur als gedanklicher Ausgangspunkt.

Bis 17.1.1999

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Ausgabe: 12 / 1998
Ausstellung: ( - )
Institution: Kunsthalle Wien (Wien)
Autor/in: Sabine B. Vogel
Künstler/in: Louise Bourgeois , Jenny Holzer , Helmut Lang