Dornbirn (VN-cd) "Das Niveau der
Einreichungen war ein sehr hohes", bestätigt auch Ruth Schnell. Die
bekannte Vorarlberger Künstlerin ist Mitglied des vom Land berufenen
Kunst-am-Bau-Beirats, der nun über die Vergabe des bislang größten
Kunst-am-Bau-Projekts entschieden hat. Im Zuge der Errichtung des
Erweiterungsbaus der Fachhochschule in Dornbirn werden die Entwürfe
von Swetlana Heger und Christoph Lissy verwirklicht.
Laut der Richtlinien, dass ein Prozent der
Nettoerrichtungskosten bei Landeshochbauten für Kunstprojekte
eingesetzt werden, stehen für die Umsetzung der entsprechenden
Vorschläge insgesamt 327.000 Euro zur Verfügung.
Der Beirat, dem neben Ruth Schnell etwa die Architektin und
Dozentin Gabriele Seifert, der Kunsthaus-Gründungsdirektor Edelbert
Köb, der Präsident der Künstlervereinigung, Willi Meusburger, sowie
die Leiter der Kultur- und Hochbauabteilungen in der Vorarlberger
Landesregierung, Kurt Burtscher und Werner Grabher, angehören, hat
sich angesichts der vergleichsweise hohen Summe für die
Ausschreibung eines offenen, anonymen Wettbewerbs entschieden.
Ausgereifte Projekte
71 Einreichungen sind eingegangen. Der Großteil der
teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler stammt aus Vorarlberg,
Entwürfe kamen aber auch aus Deutschland, der Schweiz und sogar aus
den USA. Durchgesetzt haben sich mit Swetlana Heger und Christoph
Lissy zwei Vorarlberger. Kulturlandesrat Hans Peter Bischof sieht
damit auch das hohe Niveau des künstlerischen Schaffens in
Vorarlberg bestätigt. Er hat diese Art der Abwicklung der
Kunst-am-Bau-Thematik vorangetrieben und gab sich im Gespräch mit
den "VN" erfreut über das Ergebnis. "Wir haben noch nie eine so hohe
Summe für ein Projekt eingesetzt, waren zuerst überrascht über die
hohe Beteiligung und dann über die vielen interessanten, gut
ausgereiften Projekte."
Keine Kompromisslösung
Dass nun zwei Entwürfe umgesetzt werden, sei, so Schnell
und Kurt Burtscher, keineswegs als Kompromisslösung zu
interpretieren. Es sei, so Baufachmann Burtscher, von vornherein
klar gewesen, dass eventuell mehr Projekte den Zuschlag erhalten.
Finanzielle Einbußen hätten die Künstler dabei nicht hinzunehmen.
Weder Christoph Lissy noch Swetlana Heger hätten für ihren Vorschlag
die volle Summe ausgeschöpft. Burtscher: "Es gehen sich beide
Projekte ohne Einschränkungen aus."
Christoph Lissys dreiteilige Stahlskulptur nennt sich
"Painkiller" und wird am Vorplatz positioniert. Sie ist mit der
letzten Tagebucheintragung des Künstlers und Protagonisten der
Beat-Generation William S. Burroughs (1914 bis 1997) versehen. Das
Zitat "Love? What is it? Most natural painkiller what there is.
LOVE" auf tonnenschwerem Material interpretierte die Jury als
Manifest in einer sich ständig wandelnden Medienrealität.
Swetlana Heger nennt ihre Plattform für zeitgenössische Kunst
"Treasure Island". Sie wird gemeinsam mit Studenten der
Fachhochschule aufgebaut.
Eine Stimme in der Jury, die nun eine Arbeit für den Außen- und
eine für den Innenbereich gekürt hat, hatten auch die beiden
Architekten Dietmar Walser und Erwin Werle.
Fertigstellung 2005
Baubeginn der Fachhochschulerweiterung ist im Frühjahr
2003. Die Fertigstellung des Gebäudes mit einer Kubatur von rund
70.000 Kubikmeter ist für den August 2005 geplant.
Das Ergebnis ist kein Kompromiss. Alle Jurymitglieder
können sich damit identifizieren.
RUTH SCHNELL BEIRATSMITGLIED
Wir sind absolut auf dem richtigenWeg. So soll die Thematik
Kunst am Bau weitergeführt werden.
H. P. BISCHOF KULTURLANDESRAT
Als Manifest innerhalb einer flüchtigen, sich ständig wandelnden
Medienrealität bezeichnet die Jury die Skulptur von Christoph Lissy.
"Treasure Island" nennt Swetlana Heger ihre Plattform für eine
Sammlung zeitgenössischer Kunst, die mit Studenten aufgebaut wird.
Die Modelle aller Einreichungen können bis 1. Dezember täglich
von 16 bis 20 Uhr im Gebäude der F. M. Hämmerle Holding AG,
Steinebach 13 in Dornbirn, besichtigt werden.