Die Würdigungen
wollen einfach kein Ende nehmen. Vor allem an seinem 51. Geburtstag,
den Michael Jackson nicht mehr erleben sollte, wird ihm allerorten noch
einmal die Ehre erwiesen. In Mexiko zum Beispiel wollen 11.000 Fans mit
einer „Thriller“-Choreografie ins Buch der Rekorde. Und in Wien hat
sich, sehr abseits von Schloss Schönbrunn, eine Gruppe von Künstlern
zusammengetan, um dem verstorbenen Ausnahme-Entertainer eine ganze
Ausstellung zu widmen.
Simon Veres hatte die Idee dazu – und die
kam nicht von ungefähr. Er war schon in seiner Kindheit ein Fan: „Ich
hab alles gesammelt von ihm, ich muss sagen, ich war als Elfjähriger
fast ein bisschen besessen von Michael Jackson.“ In seiner Arbeit macht
er die „Ungreifbarkeit“ der Figur Jackson deutlich, indem er Porträts
von ihm mit Fotos von anderen Persönlichkeiten wie dem Dalai Lama oder
Madonna überlagert. „Er interessiert mich noch immer. Und zwar, weil
ich es nicht verstehe. Ich verstehe nicht, warum er weiß war, ich weiß
nicht, ob er Kinder missbraucht hat, und so viel mehr.“
Auch
die Berliner Künstlerin Katrin Albrecht war in ihrer Jugend begeisterte
Anhängerin: „Eine Freundin und ich haben gemeinsam seine Bravo-Poster
abgeknutscht.“ Auch heute hält sie Jackson „trotz aller Verfehlungen
und Brutalitäten für eine messianische Figur innerhalb der Popkultur.“
Sie zeigt in der Ausstellung unter anderem ein Natursteinmosaik, das
Jackson in der „Bad“-Phase zeigt.
Keine Antworten. Helene van
Duijne beschäftigt sich mit Magnetbändern, etwa aus Musikkassetten,
überflüssigen Medien in Zeiten der Digitalisierung. Mit den Bändern
schreibt sie Liedtexte, im konkreten Fall „The Kid Is Not My Son“ aus
„Billie Jean“. Und zwar „weil es auch eine tatsächliche Fragestellung
aus seinem Leben reflektiert – sind seine Kinder wirklich seine
Kinder?“
Kann man denn über Michael Jackson heute überhaupt
noch etwas sagen, wo es doch scheint, dass seit seinem Tod vor zwei
Monaten schon alles gesagt wurde?
Karl Kühn gibt in seiner
Arbeit eine Antwort auf diese Frage. Er hat ein TV-Interview des
Sängers mit Oprah Winfrey so bearbeitet, dass Jackson stumm bleibt.
Aber
nicht nur auf bildende Kunst beschränkt sich die Ausstellung.
Performances, etwa von Margaret Unknown, sind im Planetarium zu sehen.
Für den Musiker ist Jackson deshalb interessant, „weil seine Musik
nichts Inspirierendes an sich hat.“
Hier nehmen also nicht nur
eingefleischte Fans teil. Da zählt sich wohl auch Michael Niemetz nicht
dazu. Er ist mit einer Installation von zwei Fernsehern, auf denen
Jackson im „Bad“-Video sozusagen mit sich selbst kommuniziert,
vertreten. Er beantwortet die Frage nach einem Ding, das man mit
Michael Jackson assoziiert, und bei dem den meisten Hut, weißer
Handschuh oder immerhin Skalpell einfällt, ungerührt: „Ein Lollipop in
Form eines Kinderpenis.“ Das dürfte Garant genug für eine
differenzierte Art von Hommage sein.