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Michael Jackson: Schau zur Kunstfigur in Wien

28.08.2009 | 09:24 | von Christina Böck (Die Presse - Schaufenster)

Eine Ausstellung in Wien würdigt Michael jackson. 30 junge Künstler widmen sich dem Pop-Phänomen. Nicht alle davon sind auch Fans des verstorbenen Entertainers.

Die Würdigungen wollen einfach kein Ende nehmen. Vor allem an seinem 51. Geburtstag, den Michael Jackson nicht mehr erleben sollte, wird ihm allerorten noch einmal die Ehre erwiesen. In Mexiko zum Beispiel wollen 11.000 Fans mit einer „Thriller“-Choreografie ins Buch der Rekorde. Und in Wien hat sich, sehr abseits von Schloss Schönbrunn, eine Gruppe von Künstlern zusammengetan, um dem verstorbenen Ausnahme-Entertainer eine ganze Ausstellung zu widmen.

Simon Veres hatte die Idee dazu – und die kam nicht von ungefähr. Er war schon in seiner Kindheit ein Fan: „Ich hab alles gesammelt von ihm, ich muss sagen, ich war als Elfjähriger fast ein bisschen besessen von Michael Jackson.“ In seiner Arbeit macht er die „Ungreifbarkeit“ der Figur Jackson deutlich, indem er Porträts von ihm mit Fotos von anderen Persönlichkeiten wie dem Dalai Lama oder Madonna überlagert. „Er interessiert mich noch immer. Und zwar, weil ich es nicht verstehe. Ich verstehe nicht, warum er weiß war, ich weiß nicht, ob er Kinder missbraucht hat, und so viel mehr.“

Auch die Berliner Künstlerin Katrin Albrecht war in ihrer Jugend begeisterte Anhängerin: „Eine Freundin und ich haben gemeinsam seine Bravo-Poster abgeknutscht.“ Auch heute hält sie Jackson „trotz aller Verfehlungen und Brutalitäten für eine messianische Figur innerhalb der Popkultur.“ Sie zeigt in der Ausstellung unter anderem ein Natursteinmosaik, das Jackson in der „Bad“-Phase zeigt.

Keine Antworten. Helene van Duijne beschäftigt sich mit Magnetbändern, etwa aus Musikkassetten, überflüssigen Medien in Zeiten der Digitalisierung. Mit den Bändern schreibt sie Liedtexte, im konkreten Fall „The Kid Is Not My Son“ aus „Billie Jean“. Und zwar „weil es auch eine tatsächliche Fragestellung aus seinem Leben reflektiert – sind seine Kinder wirklich seine Kinder?“

Kann man denn über Michael Jackson heute überhaupt noch etwas sagen, wo es doch scheint, dass seit seinem Tod vor zwei Monaten schon alles gesagt wurde?

Karl Kühn gibt in seiner Arbeit eine Antwort auf diese Frage. Er hat ein TV-Interview des Sängers mit Oprah Winfrey so bearbeitet, dass Jackson stumm bleibt.

Aber nicht nur auf bildende Kunst beschränkt sich die Ausstellung. Performances, etwa von Margaret Unknown, sind im Planetarium zu sehen. Für den Musiker ist Jackson deshalb interessant, „weil seine Musik nichts Inspirierendes an sich hat.“

Hier nehmen also nicht nur eingefleischte Fans teil. Da zählt sich wohl auch Michael Niemetz nicht dazu. Er ist mit einer Installation von zwei Fernsehern, auf denen Jackson im „Bad“-Video sozusagen mit sich selbst kommuniziert, vertreten. Er beantwortet die Frage nach einem Ding, das man mit Michael Jackson assoziiert, und bei dem den meisten Hut, weißer Handschuh oder immerhin Skalpell einfällt, ungerührt: „Ein Lollipop in Form eines Kinderpenis.“ Das dürfte Garant genug für eine differenzierte Art von Hommage sein.


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