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Albertina restituiert fünf Schiele-Blätter

17.06.2011 | 11:46 |  (DiePresse.com)

Der Kunstrückgabebeirat hat die Resitution empfohlen, Albertina-Direktor Schröder erhob Einspruch. Nun hat Ministerin Schmied die Rückgabe entschieden.

Kulturministerin Claudia Schmied folgt der Empfehlung des Kunstrückgabebeirates: Die Albertina muss fünf Schiele-Blätter aus der Albertina an die Erben nach Karl Mayländer zurückgeben. Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder hatte unmittelbar nach der Empfehlung auf vermeintlich neue Quellen verwiesen, worauf Schmied eine Entscheidung verschoben hatte.

Konkret geht es um die fünf Schiele-Blätter "Mädchen mit Sonnenbrille", "Bildnis Olga Gallus", "Proletarierknabe", "Bildnis Heinrich Benesch" und "Knabenakt". Der einstige Besitzer, der Wiener Kaufmann Karl Mayländer, war von den Nazis 1941 nach Lodz deportiert und ermordet worden.

Beiratsvorsitzender Clemens Jabloner stellt am Freitag klar: Die Quellen, auf die sich Schröder bezog, seien  im Dossier der Kommission für Provenienzforschung, das der Empfehlung des Kunstrückgabebeirates zugrunde lag, berücksichtigt worden.

Schmied folgt auch anderen Empfehlungen

Schmied folgt außerdem noch zwei Empfehlungen des Kulturrückgabebeirats: 176 Pflanzenbilder samt Verzeichnis sollen vom Naturhistorischen Museum an die Erben nach Ernst Moriz Kronfeld zurückgegeben werden. Kronfeld, der als Jude von den NS-Machthabern verfolgt war, besaß eine bedeutende gartenhistorische Sammlung mit einem Schwerpunkt zum Schlosspark von Schönbrunn. Erfolglos versuchte er 1941, diese zu veräußern. Nach seinem Tod und der Deportation seiner Witwe tauchte die Sammlung 1942 wieder im Kunsthandel auf und wurde der Nationalbibliothek angeboten. Die Pflanzenbilder wurden 1988 aus dem Kunsthandel vom Naturhistorischen Museum erworben. Nicht zurückgegeben wird hingegen die Büste auf Sockel von Anton Freiherr von Banhans aus dem Technischen Museum Wien. Diese war dem Museum vom Sohn des Ministers vermacht worden.

Rückgaben aus dem Leopold?

Mögliche Rückgaben aus dem Leopold Museum (auf das, da kein Bundesmuseum, das Restitutionsgesetz nicht anwendbar ist) prüft die Michalek-Kommission unter dem Vorsitz des ehemaligen Justizministers Nikolaus Michalek. Ein am Dienstag an den Vorstand der Leopold Museum-Privatstiftung übermittelter neuer Bericht verneint bei 14 Schiele-Werken (darunter "Die Eremiten" und "Häuser mit bunter Wäsche") das Vorliegen der Voraussetzungen für eine Rückgabe an ihre früheren Eigentümer. Im Fall der Schiele-Zeichnung "Sich Aufstützende in Unterwäsche" regte das Gremium weitere Ermittlungen an.


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