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Schwaz-Tirol
‹For those about to rock›
von Sabine B. Vogel

Für seinen Auftritt als Gastkurator in der Galerie der Stadt Schwaz wählte der Kunstkritiker Raimar Stange einen anspielungsreichen Titel: ‹For those about to rock› – eine Formulierung aus der Popmusik, mit der Bands ihre Konzerte den Fans widmen.

Raimar Stange zusammen mit den Künstlern Dave Allen, Douglas Gordon, Jonathan Monk und Ross Sinclair bilden zwar keine Band, aber auch hier steht die Formulierung für eine Widmung: an ‹Gruppenfantasien›. Grundtenor der Ausstellung ist die Sehnsucht nach Gemeinsamkeiten. So entstanden die Videos, Zeichnungen und laut Hinweisschild auch das naive Bild mit Peace-Zeichen quer darüber als Gruppenarbeiten in verschiedenen Konstellationen.

Stange wählt für seine Ausstellung zwei Bezugspunkte: die Popmusik und die künstlerische Organisationsform Teamarbeit. Zwei Themen, die in der zeitgenössischen Kunst äusserst gegenwärtig sind, sich aber selten so pointiert in einer Ausstellung zeigen wie hier in Tirol. Vor allem jene zentral platzierte Kombination aus Video und Wandbeschriftung bringt die Schnittmenge beider Themen auf ein einprägsames Bild: Zwei junge Männer sitzen auf einem Bett. Sie versuchen, einige Songs gemeinsam zu spielen. Die Umgebung ist banal, die Stimmung eher verspannt, die Musik holpert, kurz: nichts entspricht dem Klischee des spirituellen Versinkens im gemeinsamen Musizieren. Genau diese Situation thematisiert auch die Wandbeschriftung und erklärt darin die ‹Gruppenfantasie› zum zentralen Wunsch, der selbst im Scheitern noch evident bleibt. Ähnlich den beiden Musizierenden ergeht es auch der Ausstellung: Das Thema steht als Wunsch im Raum, dem aber die präsentierte Situation (anders als die Produktionen und Vorbereitungen) nicht zu folgen vermag. Lose und sparsam über die Galerie verteilt, spielen vier Videos Musikzitate und kurze Bildfolgen ab, deren gemeinsamer Nenner der Bezug zur Popmusik ist. Musik jedoch lässt sich kaum in eine bildliche Sprache übersetzen und auch die Hilfsmittel, von Songzitaten bis hin zu einem sekundenkurzen Tanzauftritt oder einem neunminütigem Blick auf einen Gitarrenhals, erzeugen jene Sehnsüchte und intensiven emotionalen Momente nicht, die aus Musik erwachsen können – es bleiben Verweise. Einzig jenes einstündige Video von Douglas Gordon und Jonathan Monk einer Teetasse auf einer Fensterbank – der Tee kühlt langsam aus, die Milch vermischt sich mit dem Tee – vermag die anvisierten Sehnsüchte visuell anklingen zu lassen: interessanterweise gerade durch die Abwesenheit jeglicher Anspielung auf eine Gruppensituation.

Bis 15.4.2000

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Ausgabe: 04 / 2000
Ausstellung: ( - )
Institution: ()
Autor/in: Sabine B. Vogel
Künstler/in: Douglas Gordon , Jonathan Monk , Ross Sinclair