Wiener Zeitung · Archiv


Kunstberichte

Ein Blick auf die Wiener

Der frühere „stern“-Fotograf Harry Weber starb voriges Jahr im April 85-jährig.

Der frühere „stern“-Fotograf Harry Weber starb voriges Jahr im April 85-jährig.

Auslagenbummel in Wien: Suche nach dem Besonderen.  Fotos: Harry Weber: Das Wien-Projekt

Auslagenbummel in Wien: Suche nach dem Besonderen. Fotos: Harry Weber: Das Wien-Projekt

Von Anton Silhan

Aufzählung Er war einer der großen Fotografen Österreichs: Harry Weber. In seinen letzten Lebensjahren hat er sich mit besonderem Blick der Wienerstadt und der Wiener angenommen.

Das Museum auf Abruf (Musa) zeigt derzeit eine Auswahl aus Harry Webers "Wien-Projekt": ein fotografischer Essay Wiens in 30.000 Bildern. Dieses enorme Werk hat der im vergangenen April 85-jährig verstorbene Fotojournalist den Kuratoren der Ausstellung, Berthold Ecker und Timm Starl, hinterlassen. Diese haben für die Schau 200 Bilder ausgewählt, mit denen Weber in rund fünf Jahren ein anekdotisches Bilderwerk der Bundeshauptstadt erstellt hat, das den Alltag der Wienerstadt festhält.

Weber, langjähriger Fotograf der Österreich-Ausgabe der deutschen Illustrierten "stern" sowie Theaterfotograf für Salzburger Festspiele und Theater in der Josefstadt, fotografierte Jahrzehnte hauptsächlich Prominente.

Für das letzte Projekt seiner Karriere wurde er zum beobachtenden Flaneur von Alltagsszenen; übrigens erstmals mit Digitalkamera. Diese Szenen zeigen ein stimmiges Mosaik Wiens und der Wiener. Weber fokussiert meist auf scheinbare Nebensächlichkeiten, auf den Hintergrund. Zu sehen sind kaum klassische Sehenswürdigkeiten, sondern Personen. Wenn Gebäude die Aufmerksamkeit Webers gefesselt haben, sind dies meist Spiegelungen in Auslagen, Durchblicke und Ansichten, die die Bauten optisch schrumpfen lassen. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, in dem sich neben den Fotografien auch eine Autobiografie Harry Webers findet.

Harry Weber wurde 1921 in Klosterneuburg bei Wien geboren. Er stammt aus einem bürgerlich jüdischen Elternhaus und musste im Alter von 17 Jahren nach Palästina emigrieren. Im Zweiten Weltkrieg war er Soldat der britischen Armee und kehrte 1946 nach Österreich zurück, wo er 1947 seine spätere Frau Marianne, eine Fotolaborantin, kennenlernte.

Ab 1952 arbeitete Weber als freier Fotograf für die Österreich-Redaktion des "stern" in Wien, von 1959 bis 1984 war er dort als Cheffotograf tätig.

Musa – Museum auf Abruf
Harry Weber: Das Wien-Projekt
bis 16. Februar; Di, Mi, Fr 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr, Sa 11–16 Uhr.
1010 Wien, Felderstraße 6–8 (beim Rathaus), Eintritt frei, behindertengerechter Zugang. Tel. (01) 4000/ 8400. Führungen: Do, 17 Uhr
http://www.musa.at

Donnerstag, 10. Jänner 2008

Kommentar senden:
Name:  
Mail:  
Überschrift:
Postadresse:*
Text (max. 1000 Zeichen):


* Kommentare werden nicht automatisch veröffentlicht. Die Redaktion behält sich vor Kommentare abzulehnen. Wenn Sie eine Veröffentlichung Ihrer Stellungnahme als Leserbrief in der Druckausgabe wünschen, dann bitten wir Sie auch um die Angabe einer nachprüfbaren Postanschrift im Feld Postanschrift. Diese Adresse wird online nicht veröffentlicht.

Wiener Zeitung · 1040 Wien, Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Mail: online@wienerzeitung.at