Wien - Während sich die Zeitungen mit Tipps gegen die Gelsenplage täglich in Dramatik übertreffen, Gerüchte über ausverkaufte Gelsenschutzmittel kursieren und Wirte ihre Gastgärten schließen, drehen die Künstler Leopold Kessler und Nouchka Alexander Wolf den Spieß um: "on excursion" nennen sie ihr jüngstes Projekt, in dem sie für "eine Gelsendelegation eine dreimonatige Rundreise" arrangieren. Am Montag (20. Juli), kann sie am Wiener Franz Josefs Bahnhof besucht werden. Dort sind ab 20 Uhr interessierte Besucher eingeladen, sich den eigens gezüchteten Gelsen in einem vom Linzer Kulturverein "Z6" adaptierten Eisenbahnwaggon auszusetzen.
Der in Wien lebende Künstler Leopold Kessler hofft, dass sich zahlreiche Besucher diesen "Kick geben wollen. Irgendwie ist es eine Art Mutprobe. Außerdem gibt es Bier und Wein", so der Kessler, der gemeinsam mit seinen Kollegen "ziemlich viele Gelsen" gezüchtet hat. "Wir haben die Gelege von Tümpeln und Lacken eingesammelt. Wie viele es am Ende werden und wie lange sie leben, werden wir erst sehen." Geplant ist, dass der Besucher durch eine Schleuse aus Moskitonetzen in den Waggon eintritt. Danach gibt es die Möglichkeit, sich ins Gästebuch einzutragen. "So bekommen wir Aufschluss, wer im Blut-Pool" dabei ist. Im "richtigen Leben" promotet der Zug übrigens in Osteuropa alternative Energien.
Aber auch die politische Dimension komme nicht zu kurz, wie Kessler erläutert: "Damit karikieren wir auch die Delegationen aus Österreich. Statt der Wiener Sängerknaben sind es halt nun die Gelsen. Zudem entsteht ein absurdes Moment aus Sicht der Gelsen, weil wir ihnen eine Reise ermöglichen, wo sie sonst ja selbst fliegen", schmunzelt Kessler. Nachsatz: "Aber sie fliegen nie nach Osteuropa. Genau wie die Österreicher. Die fahren dort ja auch nicht hin." Nach der Station in Wien findet die Aktion Mitte August in Budapest und Anfang September in Bratislava statt, bevor es nach Linz geht. Dort werden allfällig überlebende Gelsen freigelassen. (APA)