Bregenz (VN-ag) Wo andere Künstler eine Signatur setzen, da
begnügt sich der junge Vorarlberger Maler Stefan Waibel mit dem
ungleich subtileren Setzen von Punkten.
Seine jüngsten Artefakte sind unter dem sinnigen Titel "Do you
see the point?" derzeit im Art House in Bregenz zu sehen.
Dem Setzen von Punkten, als rationalem Schlussstrich, den der
Künstler unter jedes seiner Bilder zieht, geht jedoch zunächst das
emotionale Wagnis, das Experiment in Farbe und Material voraus.
Dabei ist Stefan Waibels Malerei ein bisschen so wie Kochen nach
Ladenschluss: man hat eine Handvoll Zutaten im Haus, und schaut, was
dabei herauskommt.
Bezogen auf die Kunst des 1970 in Lustenau geborenen, in Wien
lebenden Malers stehen die wenigen benötigten "Zutaten" seit einigen
Jahren unveränderlich fest. Wasser und Öl, ein ungleiches Paar, zwei
Elemente, die sich abstoßen. Steht Wasser für die Kraft des
Natürlichen, so symbolisiert Öl Energie, die treibende Kraft unserer
Gesellschaft.
Atmosphärisch dicht
Dass sich Wasser und Öl, getropft, geschüttet, gesprüht, auf der
Leinwand letztlich dennoch zu einem ästhetischen Ganzen formieren
und bei kaum veränderten Zutaten kein Ergebnis dem anderen gleicht,
ist der Bravour des "Koches" zu verdanken. Vielschichtige Bilder,
eine atmosphärisch verdichtete Grundstimmung und ein starker Drang
in den Tiefenraum des Bildes charakterisieren die jüngere Malerei
von Stefan Waibel.
Seitdem sich diese von der gegenständlichen Form gelöst hat,
treten Strukturen, vergleichbar Satelliten- oder Mikroskopaufnahmen,
in den Mittelpunkt des Bildinteresses.
Hat sich der Maler den Strukturen zunächst von außen genähert, um
schließlich den Blick hineinzuwagen, so gesellt sich in den neuesten
Arbeiten die Farbe als konstituierendes Element zu den
Materialreaktionen auf der Bildoberfläche dazu. Dabei entstehen
Gemälde, die das Auge ständig in Bewegung halten. Dafür sorgen auf
raffinierte Art die Punkte, die Waibel als Abstraktion des aus der
klassischen Malerei bekannten Lichtpunktes setzt. Schärfe vor die
Unschärfe setzend, Tiefe ins Bild bringend, schicken sie - häufig
als unbewusst wahrgenommene Überreizung - das Auge auf Wanderschaft.
Bildauf, bildab geht der Blick, doch die Punkte, die der Meister
setzt (meist sechs an der Zahl), lassen sich nicht auf einen Blick
erhaschen. Gespeist aus der Unvereinbarkeit der Gegensätze, spielt
sich diese junge, auf den Punkt gebrachte Malerei zwischen
registrierendem Sehen und unbewusster Wahrnehmung ab.