VN Do, 17.4.2003

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Kultur 

Auf den Punkt gebrachte Malerei

Stefan Waibel im Art House Bregenz

Bregenz (VN-ag) Wo andere Künstler eine Signatur setzen, da begnügt sich der junge Vorarlberger Maler Stefan Waibel mit dem ungleich subtileren Setzen von Punkten.

Seine jüngsten Artefakte sind unter dem sinnigen Titel "Do you see the point?" derzeit im Art House in Bregenz zu sehen.

Dem Setzen von Punkten, als rationalem Schlussstrich, den der Künstler unter jedes seiner Bilder zieht, geht jedoch zunächst das emotionale Wagnis, das Experiment in Farbe und Material voraus. Dabei ist Stefan Waibels Malerei ein bisschen so wie Kochen nach Ladenschluss: man hat eine Handvoll Zutaten im Haus, und schaut, was dabei herauskommt.

Bezogen auf die Kunst des 1970 in Lustenau geborenen, in Wien lebenden Malers stehen die wenigen benötigten "Zutaten" seit einigen Jahren unveränderlich fest. Wasser und Öl, ein ungleiches Paar, zwei Elemente, die sich abstoßen. Steht Wasser für die Kraft des Natürlichen, so symbolisiert Öl Energie, die treibende Kraft unserer Gesellschaft.

Atmosphärisch dicht

Dass sich Wasser und Öl, getropft, geschüttet, gesprüht, auf der Leinwand letztlich dennoch zu einem ästhetischen Ganzen formieren und bei kaum veränderten Zutaten kein Ergebnis dem anderen gleicht, ist der Bravour des "Koches" zu verdanken. Vielschichtige Bilder, eine atmosphärisch verdichtete Grundstimmung und ein starker Drang in den Tiefenraum des Bildes charakterisieren die jüngere Malerei von Stefan Waibel.

Seitdem sich diese von der gegenständlichen Form gelöst hat, treten Strukturen, vergleichbar Satelliten- oder Mikroskopaufnahmen, in den Mittelpunkt des Bildinteresses.

Hat sich der Maler den Strukturen zunächst von außen genähert, um schließlich den Blick hineinzuwagen, so gesellt sich in den neuesten Arbeiten die Farbe als konstituierendes Element zu den Materialreaktionen auf der Bildoberfläche dazu. Dabei entstehen Gemälde, die das Auge ständig in Bewegung halten. Dafür sorgen auf raffinierte Art die Punkte, die Waibel als Abstraktion des aus der klassischen Malerei bekannten Lichtpunktes setzt. Schärfe vor die Unschärfe setzend, Tiefe ins Bild bringend, schicken sie - häufig als unbewusst wahrgenommene Überreizung - das Auge auf Wanderschaft.

Bildauf, bildab geht der Blick, doch die Punkte, die der Meister setzt (meist sechs an der Zahl), lassen sich nicht auf einen Blick erhaschen. Gespeist aus der Unvereinbarkeit der Gegensätze, spielt sich diese junge, auf den Punkt gebrachte Malerei zwischen registrierendem Sehen und unbewusster Wahrnehmung ab.

Die Ausstellung "Do you see the point?" von Stefan Waibel ist im Art House Bregenz bis 10. Mai geöffnet, Montag bis Freitag 14 bis 18, Samstag 10 bis 12 Uhr.

Arbeiten des Lustenauer Künstlers Stefan Waibel. (Foto: A. Grabher)




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