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24.09.2003 - Kultur&Medien / Ausstellung
Ausstellung: Im Bild, vor Ort, aus Überwachungskameras
"Sammlung": Die Generali Foundation stellt fünf Schlüsselpositionen vor.

Dem Sammeln von Kunst haben sich etliche Großunternehmen verschrieben. Sogar in Österreich, wo der Kunsthandel immer noch das Fehlen einer starken Sammlerschicht beklagt. Wenn nun die Österreich-Gruppe eines Konzerns eine Schau als "Sammlung" ankündigt, erwartet man sich vorschnell eine braven, vielleicht gar faden Überblick.

Dieser Falle hat sich die Generali-Gruppe geschickt entzogen, indem sie ihr unternehmerisches Bekenntnis zur Kunst von Beginn an Experten anvertraute und 1988 die "Generali Foundation" gründete. Unter Leitung von Sabine Breitwieser hat sich die Foundation zumal seit ihrer Übersiedlung in den Habig-Hof zum veritablen Forschungslabor mit Ausrichtung auf konzeptuelle, feministische und Medien-Kunst entwickelt. Betreut von einem internationalen Kunstbeirat ist die hauseigene Sammlung auf 1400 Inventarnummern von 160 Künstlern gewachsen. Keine schlechte Ausgangsbasis für die Programmarbeit.

Mittlerweile ist die Generali Foundation 15 Jahre alt. Dass dieses Jubiläum nicht an die große Glocke gehängt wird, entspricht dem puristischen Stil des Hauses. Trotzdem darf die aktuelle Ausstellung zwischen den Zeilen als Statement über die Verantwortung des Sammlers gelesen werden: Anstelle eines Rundumschlages zeigt man präzise fünf zentrale, teilweise durch Neuankäufe verstärkte Positionen der Sammlung.

Da wird etwa die Wiener Fotografin und Filmemacherin Friedl Kubelka nicht nur mit ihren vielteilig-seriellen Jahres(selbst)porträts und Porträts ihrer Mutter und Töchter präsentiert, sondern auch mit ihren experimentellen 16-mm-Filmen, die die Härte, aber auch Intimität der Begegnung zwischen Fotografin und Porträtierten, die durch die Kamera ebenso getrennt wie verbunden sind, spürbar machen.

Von der vermittelnden Funktion des Mediums Film handeln auch die frühen, teils noch der Land- und Minimal Art verschriebenen Doppelprojektionen Dan Grahams. Den Amerikaner interessiert hier vor allem die Rolle der Kamera in der Verdoppelung, Verschiebung und Erweiterung der Wahrnehmung. (Die Galerie Meyer Kainer zeigt parallel Grahams fotografische Arbeiten sowie einen gläsernen Pavillon.)

Als Meilenstein der kritischen Konzeptkunst gilt Hans Haackes aus 20 Computerauswertungen zusammengesetztes "Visitors' Profile", dem Fragebögen von 4547 Museumsbesucherinnen zugrunde liegen. Zusammenhänge mit dem Minimalismus zeigt Haackes mit Wasser gefüllter "Kondensationswürfel" (1963-1965). - Den aufwendigsten und aktuellsten Beitrag stellt der deutsche Filmemacher Harun Farocki; die wichtigste in der Ausstellung gezeigte Arbeit ist seine Doppelkanal-Videoinstallation "Schnittstelle/Section". Ausgehend vom erklärenden Sprechen über die Arbeit und Methodik am Schnittplatz lenkt Farocki das Augenmerk des Zusehers hin auf eine Analyse der propagandistischen Instrumentalisierung von Film und Fernsehen, u. a. am Beispiel der Bukarester Revolution 1989. Ein starkes Pendant dazu: seine aus den Bildern von Überwachungskameras zusammengestellte Dokumentation über das Hochsicherheitsgefängnis von Corcoran.

Das feministische Interesse der Sammlung belegen Fotomontage-Serien und Videos von Sanja Ivekovic. In diesen Arbeiten, alle aus Mitte der 70er Jahre, eignet sich die kroatische Künstlerin das Bilderrepertoire von Frauenzeitschriften an und verschneidet es, teilweise recht plakativ, mit feministischer Kritik.
Bis 21. 12., Di bis So, 11 bis 18 Uhr

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