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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
27. Dezember 2006
18:09 MEZ
Links:
- www.imkinsky.com
- www.dorotheum.at 
Foto: Dorotheum
"Fantastilliardär $crooge McDuck" (Dagobert Duck) genießt ein kapitales Bad. Die Grafik "Sport of Tyoons" wechselte im Dorotheum für 3200 Euro den Besitzer.

Österreichische Kunstmarkt-Bilanz 2006: Rekorde und Niederlagen
Eine abwechslungsreiche Saison mit stärkerer Nachfrage und höheren Umsätzen. Der größte Flop? Die Einführung des Folgerechts

Wien - Auf leisen Sohlen kündigten sich erste Tendenzen bereits in der auslaufenden Saison des Vorjahres an, beispielsweise in der Sparte Möbel und hier für Meisterwerke französischer Tischlerkunst: Für den Rekordzuschlag von 6,1 Millionen Euro wechselte im Dezember 2005 bei Artcuriel in Paris ein ursprünglich für Graf Johann Carl Philipp von Cobenzl, Diplomat und Vertrauter Maria Theresias, gefertigtes Schreibmöbel den Besitzer.

Ein Ausnahmeergebnis, oder ein Trend, vielleicht einer, dessen Ausläufer sich gar in Österreich bemerkbar machen würde? "Für uns war es ein Topjahr für französische Möbel", bestätigt Petra Popp-Wiesinger (Kunsthaus Wiesinger, Wels), die ihre ausgewählten Stücke sowohl innerhalb der Landesgrenzen als auch an die internationale Klientel weiterreichte. Rein umsatzmäßig allerdings "zulasten österreichischer Tischlerkunst", und zugleich "wird es immer schwieriger, an Topware zu kommen".

Auch im Auktionsbereich spiegelte sich die Nachfrage an französischen Meistern. Im April gelangte im Dorotheum eine prächtige mit Amaranth und Rosenholz furnierte Salonkommode zur Auktion. Experte Ulrich Prinz setzte die Taxen des seit 80 Jahren in österreichischem Privatbesitz schlummernden Möbels bei 10.000 bis 14.000 Euro an. Der Markt und mit ihm zahlreiche Telefon- und Saalbieter belehrten ihn eines Besseren: Erst bei 108.000 Euro galt das Stück als verkauft.

Und der Herr des Hauses - w as war für Martin Böhm, abgesehen von einem neuerlichen Rekordumsatz, top, und was der Flop 2006? "Meine größte Freude war - für das Dorotheum sowieso, aber auch für die amerikanischen Eigentümer - der gelungene Verkauf des Egger-Lienz", die restituierte fünfte Version des Totentanz von 1921 brachte 912.000 Euro (Meistbot 760.000).

Folgerechtsflop

Als größten Flop der Saison bezeichnet er die Einführung des Folgerechts in Österreich, eine Art Gebühr für jedes Kunstwerk, dessen Urheber noch unter den Lebenden weilt: Ab einem Nettopreis von 3000 Euro vier Prozent von den ersten 50.000 Euro, gefolgt von verschiedenen Prozentsätzen bis zu 500.000 Euro, maximal aber 12.500 Euro. Der administrative Aufwand ist groß, der Output im Vergleich zu diesem gering. Als Flop will Eberhard Kohlbacher (Wienerroither & Kohlbacher) das Thema der EU-seitig verordneten Harmonisierungs-Tantiemen so gar nicht bezeichnet wissen, eher als Frechheit und aus Sicht eines davon betroffenen Kunsthändlers maßlosen Ungerechtigkeit.

Denn ab 2010 ist davon nicht nur die zeitgenössische Kunst, sondern auch der Bereich Klassische Moderne betroffen. "Das Folgerecht ist gegen jeden, der mit Kunst arbeitete", so Kohlbacher, "den Vorteil haben lediglich die Erben." Besonders ärgert ihn der kumulative Aspekt, also die Fälligkeit bei jedem einzelnen Besitzerwechsel, was Geschäfte unter Kollegen schlichtweg verhindert. Absurd sei es, wenn nicht - angesichts schrumpfender Spannen und steigendem Wettbewerb - gar ruinös.

Aber auch Kohlbacher kann der zu Ende gehenden Saison positive Seiten abgewinnen und nennt die im Rahmen der Residenz Messe in Salzburg präsentierte Ausstellung von Max Weiler: "Dass wir diese Bandbreite seines Ruvres mit Meisterwerken aus vier Jahrzehnten zeigen konnten, macht mich stolz."

"Zeitgenössische Kunst", so Otto-Hans Ressler, Geschäftsführer "im Kinsky", "war für uns ein Ganzjahres-Top". Im Juni brachte diese Sparte das bislang beste Ergebnis des Auktionshauses, das im November um satte 40 Prozent gesteigert werden konnte.

Als größten Flop 2006 bezeichnet Ressler "das Scheitern von Waldmüllers Porträt der Familie Gierster. Das vom Wien Museum restituierte Gemälde sollte bis zu 600.000 Euro bringen, aber keine Hand rührte sich." Erst Wochen nach der Auktion wechselte es deutlich unter den Mindest-erwartungen bei 200.000 Euro den Besitzer.

Ja selbst bei arrivierten Größen entscheiden Werkphase und Motiv über Niederlage und Erfolg. Noch vergangenes Jahr hatte Die unterbrochene Wallfahrt Ferdinand Georg Waldmüllers mehr als das Zehnfache gebracht: Mit 1,32 Millionen Euro war es das höchste Auktionsergebnis, das es 2005 auf heimischem Boden zu verzeichnen gab. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.12.2006)


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