Bregenz
(VN-ag) Im Schaufenster sitzt Herr Swoboda mit Hut.
Einen Blick auf das Geschehen in der Straße, den anderen auf die
Bilder gerichtet, gehört er in der neuen Galerie Gregor K. fast
schon zum Inventar. Umgeben wird er derzeit von den Arbeiten des
Lustenauer Künstlers Werner Marx Bosch.
Nach der ersten Adresse in der Anton-Schneider-Straße
und dem zweiten Domizil in der Maurachgasse ist das
denkmalgeschützte, zum Verkauf stehende Haus Kirchstraße 12 in
Bregenz der mittlerweile dritte Standort, von dem aus der Galerist
Gregor K. die Kunstszene auf unkonventionelle Art aufmischt.
Das beginnt schon bei den Öffnungszeiten, wenn es heißt "täglich
geöffnet". Wann bitte genau? Für Gregor K. bedeutet das ganz klar 24
Stunden, und außerdem: "Meine Tür ist für alle geöffnet." Allen
Widrigkeiten in seinem Galeristenleben zum Trotz will er mit seiner
Eigeninitiative eine Alternative bieten. Eine Alternative mit
Verfallsdatum allerdings, denn die Unterstützung des Landes läuft
nur bis Ende August, und in dieser Zeit will Gregor K. neben der
laufenden Schau auch noch Ausstellungen mit Uwe Jäntsch (ab 15.
Juli) und Evelyne Rodewald (ab 8. August) zeigen. "Ich habe in den
vergangenen drei Jahren viele Freunde unter den Künstlern gewonnen.
Aber", wie er hinzufügt, "auch viele Gläubiger."
Die aktuelle Ausstellung bestreitet Werner, der sich mittlerweile
Marx nennt, Bosch (geboren 1963) mit "V.I.P. - very important
portraits", einer Serie von digitalen Porträts als
Computerzeichnungen. Gegenstand der Reihe sind, neben drei für den
Werdegang des Künstlers wichtigen verstorbenen
Künstlerpersönlichkeiten, die lebenden illustren "V.I.P."s der
Vorarlberger Kunst- und Kulturszene.
Wer dazugehört und in das zur Ausstellung entstehende Buch kommt,
bestimmen Künstler und Galerist. Edgar Leissing, Stoph Sauter, Lisi
Hämmerle, Ruth Schnell, Gottfried Bechtold u. a. sind jedenfalls
schon in den bunten Porträts vertreten und überhöhen die Ausstellung
durch ihre Anwesenheit. Die ist allerdings durch die digitale
Umsetzung verfremdet und die Porträts erinnern stark an
Comic-Figuren. Eine witzige Idee, aber glücklich, wer über einen
Charakterkopf oder ein Attribut wie überdimensionale Krawatten
verfügt. Ansonsten gilt, was der eben zufällig zur Tür
hereingeschneite Erich Smodics meint: "Den hätte ich besser
gezeichnet."
Alle willkommen
Wer nicht VIP ist, sich nicht fotografieren lässt oder
lassen kann, oder sich auch sonst nicht für die Ausstellung
interessiert, ist trotzdem willkommen - man kann sich ja immer noch
zu Herrn Swoboda ins Schaufenster setzen und über Stadtpolitik
unterhalten.
Gregor K. hat wieder eine neue Galerie.