Otto Muehl, O.T. 1984. Interviews und Hintergrundinformationen, die nicht Teil des Katalogs oder der Ausstellung sind, auf www.leopoldmuseum.at und www.re-port.de
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Entschuldigung: Einfach zum Nachdenken
Ein Kommentar von Andrea
Schurian
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UserInnen-Reaktionen auf derStandard.at zur Otto-Mühl-Ausstellung
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Die
Kunst, der Muehl und das Geld
Ein 'Kommentar der Anderen' von Michael Pfister, Schriftsteller,
Soziologe und Ex-Kommunarde
Wien - " Otto Muehl ist einfach mit seinen Ideen über alles drübergefahren - sehr aktiv, in der Art von ‚Das ist so!‘ und ‚Das machen wir so!‘ - das war für mich ganz toll, ein Ereignis sondergleichen" , sagt Michael Pühringer, Mitglied der Gruppe Zünd-Up, 2010 in einem Interview mit Diethard Leopold. Ein Zitat aus dem Pressetext zur aktuellen Muehl-Personale im Leopold Museum, das mit dem positiven Satz "Damit hat er ein irrsinniges Selbstvertrauen in mir erweckt!" abbricht.
Auch in einem anderen Zünd-Up-Gespräch (geführt 2009 mit der Autorin) kommt die Strahlkraft und Faszination des Aktionisten und späteren Kommunenführers zur Sprache. Allerdings wird dort relativiert. Ihren "Ausstieg" begründeten Pühringer und Kollegen mit der Vereinnahmung durch Muehl: "Die Abgrenzung zu Muehl begann, als wir sahen, wie autoritär er die Frauen gefangen hält."
1970 hatte Muehl am Friedrichshof das AAO-Kommunenexperiment begründet: Der drogenuntermalte wilde Rudelbums mit dem Diktat freier Liebe mündete bald in ein geschlossenes, hierarchisches System, "eine absolute Sekte" (Ex-Kommunarde Schlomo Skopik). 1991 wurde Muehl unter anderem wegen Unzucht mit Minderjährigen zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Was das Zitat Pühringers neben seinem Inhalt auch interessant macht, ist die Tatsache, dass es überhaupt Erwähnung findet: Denn die Ausstellung, die kurz vor Muehls 85. Geburtstag ausgewählte Beispiele der 240 Arbeiten umfassenden Sammlung Rudolf Leopolds präsentiert, will ja allein die Kunst als Kunst in den Fokus setzen und nicht etwa das Leben oder die Figur Muehls. Und das, obwohl dieser selbst den Ausspruch prägte: "Mein Leben ein Kunstwerk." Als das Mak 2004 unter diesem Titel Muehls Kommune eine Ausstellung widmen wollte, rief das die Gruppe re-port auf den Plan: ehemalige Kommunarden, die der Mystifizierung Muehls entgegenzuwirken versuchen. In der jetzigen Schau insistierten sie bei Kurator Diethard Leopold, Sohn des Sammlers und im Hauptberuf Psychotherapeut, dass keine die Opfer herabwürdigenden Bilder zu sehen sind.
"Man kann einen Menschen nicht vom Künstler trennen" , erteilt Muehls Agentin Danièle Roussel, die seit 1976 Teil seiner inzwischen stark verkleinerten Kommune ist, dem Unterfangen des Leopold Museums unfreiwillig eine Absage: "Man sieht einen Menschen in seinen Bildern." Hubert Klocker, Leiter der Sammlung Friedrichshof: "Dieses ganze Gleichnis, die Kunst ins Leben zu überführen, war möglicherweise ein manifestiver Wunsch, eine Äußerung mit gewisser Provokation. Ich glaube nicht, dass das wörtlich zu nehmen ist." Und Diethard Leopold: "Man geht Muehl selbst auf den Leim, wenn man seine Kunstproduktion so eng mit seinem Leben in Zusammenhang sieht. Der Bezug zum Leben ist eine romantische Idee, die der näheren Betrachtung nicht standhält. Aber wie man die Welt erlebt, welche politische Ansicht man hat, fließt natürlich sehr wohl ins Kunstwerk ein."
"Muehl als Maler ist nicht meine große Leidenschaft" , bemerkt Muehl-Freund und Kunstsammler Rudolf Schmutz. Ganz im Gegensatz zu Rudolf Leopold, der in Muehl fast ausschließlich den Maler sieht. Vierzig Jahre aus dessen extrem heterogenen malerischen Schaffen (1962-2002) sind nun in seinem Haus chronologisch aufgefächert. Man sieht das Werk eines stetig Suchenden, Unentschlossenen, der Stile appropriiert, sich etwa auch lässig am expressionistischen Duktus und der Biografie van Goghs abarbeitet, Farben mal zentimeterdick, mal lasierend auf die Leinwand aufträgt, mal abstrakt, mal realistisch.
Klocker: "Ich halte es für einen durchaus positiven Impetus, wenn jemand ein Suchender ist, der sich nicht festlegen kann, weil er experimentiert." Aber worüber noch als über den Blick des Sammlers kann die Ausstellung, die Kontexte und Analysen meidet, Auskunft geben? Wer ist dieser Muehl aus rein kunsthistorischer Sicht?
"Ich glaube, dass Muehl in vielen Bereichen gescheitert ist, und dass er es weiß" , sagte Roussel wenige Tage vor Ausstellungsbeginn. Seine Verurteilung bezeichnete er einst als Justizirrtum, nun folgte diesem Wissen eine lange ausgebliebene Entschuldigung in Form eines Briefes: Er wolle nicht das Gefühl hinterlassen, es lasse ihn kalt, dass er Menschen verletzt hat. Was ändert die Entschuldigung? Menschlich und moralisch betrachtet, sehr viel. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD/Printausgabe, 12./13.06.2010)
Aus einem offenen Brief Otto Muehls an die Leiterin des Muehl-Archivs, Danièle Roussel:
das thema war äußerst empfindlich und schwierig
und dadurch habe ich kräftig daneben gegriffen.
plötzlich drehte
sich die gesamte idee der kommune um.
in den 80er jahren wurden
wir so eine riesen-institution, und es wurde daraus ein staat im staat.
die
durch mich angekurbelte dynamik rutschte mir schließlich aus den
händen.
ich habe meine wirkung als so genannter häuptling
innerhalb der kommune unterschätzt. ich habe mit 7 jahren gefängnis
bezahlt. ich habe es abgesessen.
dass ich mich öffentlich
entschuldige, mache ich heute, weil ich auf keinen fall das gefühl
hinterlassen möchte, dass es mich kalt lässt, dass ich menschen verletzt
habe und dass sich menschen von mir verletzt gefühlt haben.
ich
bin auf alle kommunarden sehr gestanden.
ich brauchte zeit, um zu
verstehen, dass ich durch meine machtposition an den bedürfnissen meiner
mitmenschen vorbei agierte, insbesondere an den bedürfnissen der
jugend.
die stellungnahme der jugendlichen damals im gerichtssaal
machte mich fassungslos. ich wollte sie befreien und habe sie mit
sexueller überschreitung stattdessen überrumpelt und gekränkt.
es
war auf keinen fall meine absicht.
ich hoffe, dass sie mir
verzeihen.
ich gebe auch zu, dass ich manchmal zu den kindern der
großkommune, als übervater von 100 kindern wirkend, zu scharf war und
schaden angerichtet habe, ohne bewusstsein über meine
fehlentscheidungen. ich bereue es sehr.
alles ist mir durch unser
klein-experiment hier in portugal bewusst geworden.
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... der u n v e r s
c h ä m t e Versuch
- seiner Berater
- von Eigentümern seiner Arbeiten und
von Verwertern seiner Arbeiten
die Öffentlichkeit zu manipulieren um P r e i s e für definitiv
schlecht gemalte Bilder, die man bestenfalls als Karikaturen bezeichnen
kann hochzuhalten bzw. h o c h z u t r e i b e n.
Wo bleibt eine v e r b i n d l i c h e (!) öffentliche E r k l ä r
u n g, daß er sämtliche Erlöse aus Verkäufen seiner Arbeiten zu
Schadenersatzzahlungen und Wiedergutmachungen für die von ihm
mißbrauchten Menschen zur Verfügung stellt ?
.... zumal es Nachfolge-Täter aus seinem
"Dunstkreis"
gibt: http://www.youtube.com/profile?u...
tZiBH_bv44
...
ist definitiv der gelungene Anfang der Aufarbeitung seiner
Vergangenheit!
Es sollte nun noch einiges folgen, das sehe ich ähnlich ...
Ein Bild als gut oder schlecht zu bezeichnen, einen Maler als gut
oder schlecht zu bezeichnen ... das würd ich mir nicht zutrauen... dazu
ist mir die Kunst zu kunstig ...
Was ich vermisse, abseits dieser öffentlichen "Hinhaurituale" der
(Pseudo?)entrüsteten, sind Stellungnahmen jener Menschen, die damals all
diese Verbrechen und Sauerein an Kindern und Jugendlichen erst möglich
gemacht hatten.
Wie war das mit den Wegschauern, den "Umdiegunstdesgurusbuhlenden",
den Kindeszuführern ... damals in der Komune?
Eigenschau - Nabelschau - Ein Beginn ist gemacht ...
... wenn ein Nachfolge-Täter in die gleiche "Künstler"-Kerbe haut: http://www.youtube.com/profile?u... tZiBH_bv44
dass er als Trittbrettfahrer der jüngsten Vatikanentschuldigung bezüglich Pädophilie sogar medial tätig wird. Otto Muehl gehört in ein Altersheim mit Tony Sopranos Vater als Zimmergenosse - das wäre ein "kleines Experiment".
Das Moralisteln ist lächerlich. Er hat ein Verbrechen begangen, wurde verurteilt und hat das von der Gesellschaft als adäquat anerkannte Strafmaß abgesessen. Damit sollte die Angelegenheit (wie bei jedem anderen Verbrecher) eigentlich erledigt sein. Ich möchte nicht wissen, wie viele von den vulgär-feministischen NeomoralistInnen selbst mit einem verdeckten Missbrauchs-Typen zu zusammen sind.
bei der Zusammenstellung der Ausstellung lesen, weil Missbrauchsopfer noch immer keinen 'Abstand' zu den Taten haben, wohl auch nie bekommen werden, finde ich es zynisch von Ihnen zu sagen: Der Täter hat seine Taten gesühnt. Solche Menschen haben sich selbst ins 'aus' manövriert.
.... und werden vor Strafe
geschützt, eine unglaubliche Geschichte im Wien von Heute bitte sehr:
http://www.youtube.com/profile?u...
ZeBwHFnwwE
Gesetzte und Strafen können die persönlich ausgedrückte Reue und Schuldeingeständnis nicht ersetzen. Es ist nicht genug zu sagen "Ich war 7 Jahre im Gefängnis und habe meine Strafe abgesessen", man(n) sollte sich eingestehen, dass man sich wider jeder Menschlichkeit und Vernunft benommen hat und damit leben lernen, dass man Schaden angerichtet hat, der nicht wieder zur Gänze gesühnt werden kann.
das ist menschlich - und ich glaub
dass mühl wirklich nicht vorsätzlich bös gehandelt hat, sondern eben
eine falsche überzeugung hatte an die er lange geglaubt hat.
passieren kann es jedem menschen.
unabhängig davon sollte man aber das werk betrachten - beim erfinder
der glühlampe, der dampfmaschine ect. fragt ja auch niemand ob die bös
zu frauen, kindernm ect. waren.
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