Bazar der Ideen beim "steirischen herbst"
Marathonvorträge, individuelle Gespräche, Interviews, philosophische Diskussionen, eine Zaubervorführung, eine Wahrsagerin: Der von der Intendanz des "steirischen herbstes" angekündigte "Tempel der Vernunft" entpuppte sich im Zuge des Eröffnungsabends des steirischen Kunstfestivals als ein großer, lauter Bazar der Ideen, durch den sich der Besucher seinen eigenen Weg bahnen konnte.
apagraz
Was nehme ich, wenn ich alles haben kann? In den 24 zeltartigen Räume, die das „raumlabor berlin“ mit seiner tempelartigen Architektur in der Helmut-List-Halle angeordnet hat, warben unterschiedliche „Händler“ um die Aufmerksamkeit des Eröffnungspublikums: Die Wiener Philosophin Isolde Charim diskutierte in einem der Zelträume mit Medienphilosophen Andreas Leo Feldeisen zur Frage, welche Funktion Philosophen in der heutigen Gesellschaft haben können. Im Nachbarraum legte der legendäre Wiener „Einbrecherkönig“ Ernst Stummer seine Lebensbeichte ab und antwortete auf Fragen seiner Zuhörer während zur gleichen Zeit um die Ecke Frans Poelstra und Robert Steijn splitterfasernackt eine Performance hinlegten. Die unpassende Geräuschkulisse lieferte der „Chor ohne Namen“ nebenan, der zünftige Stubenmusi zu Gehör brachte.
Der Grazer „Tempel der Vernunft“ wurde ausnahmslos nur für den Eröffnungsabend bespielt - die Frage soll das Publikum noch die kommenden drei Wochen beschäftigen. Bis zum 18. Oktober soll das Festival ein Ort des Hinterfragens von Maßstäben und Werten unserer Gesellschaft, der Politik und Kunst sein, erklärte Intendantin Veronica Kaup-Hasler in ihrer Eröffnungsrede.