VON ARIANE
GRABHER
Dornbirn (VN) Kaum ein Künstler kommt im Laufe seines Schaffens
an dem Thema vorbei, manche beschäftigt es immer wieder und einige
gar ihr Leben lang: der Kopf. Verschiedene Interpretationen zum
Thema zeigt derzeit die Galerie "c.art" in Dornbirn.
Den überraschenden Auftakt zu dieser kleinen Chronologie des
Porträts macht die Darstellung eines Abtes vom Kloster Mehrerau von
Anton Boch d. Ä. von 1856. Die Namensgleichheit ist kein Zufall,
sondern autobiografisches Detail am Rande, denn Anton Boch ist der
Urgroßvater des Galeristen Johannes Boch. Das klassische Porträt in
Öl auf Leinwand reflektiert das große Interesse der Kunst des 19.
Jahrhunderts an diesem Genre, das durch die Erfindung und
Etablierung der Fotografie eine starke Zäsur erfahren hat.
Porträts . . .
Einen unmittelbaren Kontrapunkt dazu setzen das gezeichnete
Selbstbildnis von Rudolf Wacker von 1924 und die "Zwei Köpfe" von
Edmund Kalb, die die Überleitung in die künstlerische Gegenwart
bilden. Von den Zeitgenossen ungleich freier, in unzähligen
Spielarten interpretiert, ist der Kopf mehr als nur Porträt, und
wird in allen möglichen Varianten und Medien durchexerziert. Das
lässt sich schon allein daran erkennen, dass die Künstler (durchwegs
Namen, die die Galerie im Programm führt) nicht eigens auf die
Ausstellung hin produziert haben, sondern sich eben viele Werke
unter dem Thema subsumieren lassen, sodass sich auch beim Betrachter
einiges im Kopf abzuspielen hat.
Während sich Paul Renner mit historischen Gestalten wie Bernini
oder Platon beschäftigt und Ilse Haider in gewohnter Manier ihre
Porträt-Silverprints (von Duchamp über Beckett bis Anäis Nin) mit
einer Art "Visier" aus Peddigrohr versieht, werden die von Alexandra
Wacker Porträtierten in ihrer verhaltenen Präsenz zum veritablen
Gegenüber im Ausstellungsraum.
. . . und mehr
Um das Gesicht als Oberfläche, als Identität, die in Auflösung
begriffen ist, kreisen auch die zart angedeuteten Arbeiten von
Gabriela Klocker. In ihren "Personas", die im ersten Moment wie
monochrome Bildtafeln wirken, verschmelzen verschiedene Personen zu
einem Gesicht. Mit neuen Arbeiten in einer nachgestellten
Ateliersituation ist der Fotograf David Murray vertreten. Neben
Fotos aus den Serien "Pretty", "Revolver" und "Las Vegas" überrascht
er mit geschnitzten und bemalten, puppenartig-maskenhaften Köpfen,
die sich (im Moment wenigstens) noch nicht so recht ins Werk
einordnen lassen. Mit ungemein leicht wirkenden Mischtechniken ist
die deutsche Künstlerin Linde Bialas vertreten. Komplettiert wird
das lockere Head-to-Head durch Skulpturen und Werke von Herbert
Albrecht, Joannis Avramidis, Daniel Spoerri, Max Oertli, Arnulf
Rainer, Rainer Rainer, Hubert Lampert, Bengt Lindström, Mädi Zünd,
Horea Cuerzzan und Henry Moore.