VN Sa, 20.12.2003

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Kultur 

Vom Abt bis zur Puppe

"Der Kopf" in einer Gruppenausstellung der Galerie "c.art" in Dornbirn

VON ARIANE GRABHER

Dornbirn (VN) Kaum ein Künstler kommt im Laufe seines Schaffens an dem Thema vorbei, manche beschäftigt es immer wieder und einige gar ihr Leben lang: der Kopf. Verschiedene Interpretationen zum Thema zeigt derzeit die Galerie "c.art" in Dornbirn.

Den überraschenden Auftakt zu dieser kleinen Chronologie des Porträts macht die Darstellung eines Abtes vom Kloster Mehrerau von Anton Boch d. Ä. von 1856. Die Namensgleichheit ist kein Zufall, sondern autobiografisches Detail am Rande, denn Anton Boch ist der Urgroßvater des Galeristen Johannes Boch. Das klassische Porträt in Öl auf Leinwand reflektiert das große Interesse der Kunst des 19. Jahrhunderts an diesem Genre, das durch die Erfindung und Etablierung der Fotografie eine starke Zäsur erfahren hat.

Porträts . . .

Einen unmittelbaren Kontrapunkt dazu setzen das gezeichnete Selbstbildnis von Rudolf Wacker von 1924 und die "Zwei Köpfe" von Edmund Kalb, die die Überleitung in die künstlerische Gegenwart bilden. Von den Zeitgenossen ungleich freier, in unzähligen Spielarten interpretiert, ist der Kopf mehr als nur Porträt, und wird in allen möglichen Varianten und Medien durchexerziert. Das lässt sich schon allein daran erkennen, dass die Künstler (durchwegs Namen, die die Galerie im Programm führt) nicht eigens auf die Ausstellung hin produziert haben, sondern sich eben viele Werke unter dem Thema subsumieren lassen, sodass sich auch beim Betrachter einiges im Kopf abzuspielen hat.

Während sich Paul Renner mit historischen Gestalten wie Bernini oder Platon beschäftigt und Ilse Haider in gewohnter Manier ihre Porträt-Silverprints (von Duchamp über Beckett bis Anäis Nin) mit einer Art "Visier" aus Peddigrohr versieht, werden die von Alexandra Wacker Porträtierten in ihrer verhaltenen Präsenz zum veritablen Gegenüber im Ausstellungsraum.

. . . und mehr

Um das Gesicht als Oberfläche, als Identität, die in Auflösung begriffen ist, kreisen auch die zart angedeuteten Arbeiten von Gabriela Klocker. In ihren "Personas", die im ersten Moment wie monochrome Bildtafeln wirken, verschmelzen verschiedene Personen zu einem Gesicht. Mit neuen Arbeiten in einer nachgestellten Ateliersituation ist der Fotograf David Murray vertreten. Neben Fotos aus den Serien "Pretty", "Revolver" und "Las Vegas" überrascht er mit geschnitzten und bemalten, puppenartig-maskenhaften Köpfen, die sich (im Moment wenigstens) noch nicht so recht ins Werk einordnen lassen. Mit ungemein leicht wirkenden Mischtechniken ist die deutsche Künstlerin Linde Bialas vertreten. Komplettiert wird das lockere Head-to-Head durch Skulpturen und Werke von Herbert Albrecht, Joannis Avramidis, Daniel Spoerri, Max Oertli, Arnulf Rainer, Rainer Rainer, Hubert Lampert, Bengt Lindström, Mädi Zünd, Horea Cuerzzan und Henry Moore.

Die Ausstellung ist in der Galerie "c.art" in Dornbirn (Widagasse) bis 11. Jänner zu sehen, Di bis Fr, 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, Samstag, 10 bis 14 Uhr, vom 24. Dezember bis 7. Jänner geschlossen.

Murray überrascht mit puppenartig-maskenhaften Köpfen. (Foto: David Murray)




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